Kaum eine Sportart wird so emotional wahrgenommen wie der Fußball. Das Spiel um das runde Leder schreibt daher auch immer wieder packende und schöne Geschichten. Zwei davon wurden jüngst in Prag geschrieben.
...jawohl, "Bohemians do toho" - diesen Schlachtruf, den man frei übersetzt mit "Auf geht's, Bohemians, auf geht's" übersetzen könnte, wird man in der nächsten Saison wieder in den Stadien der höchsten tschechischen Fußball-Spielklasse hören können. Denn nach vierjähriger Durststrecke, in denen der mittlerweile in Bohemians 1905 umbenannte Prager Kultclub in der Dritt- bzw. Zweitklassigkeit versunken war, sind die Grün-Weißen aus dem Stadtteil Vrsovice wieder in die Gambrinus Liga aufgestiegen. Den Aufstieg perfekt gemacht haben sie am Montag durch einen 3:1-Auswärtssieg beim HFK Olomouc, dem bis dahin härtesten Mitkonkurrenten um den zweiten Aufstiegsplatz. Den ersten Rang hatte sich bereits zwei Wochen zuvor mit Viktoria Zizkov ein weiterer Traditionsverein aus der Landeshauptstadt gesichert.
...nun, rauh aber herzlich - wie sie der kurzen Musikprobe entnehmen konnten, geht es auch im Prager Stadtteil Zizkov zu, wo der FK Viktoria seine Heimstätte hat. Hier hat der 1903 gegründete Club vor 79 Jahren seinen ersten und einzigen Meistertitel bejubeln können. In der 40-jährigen kommunistischen Epoche wurde der Verein nämlich in untere Spielklassen und damit in die Bedeutungslosigkeit degradiert, ehe er 1993 - nach der Teilung der Tschechoslowakei - wieder in die höchste Spielklasse aufrückte. Im 2004 aufgedeckten Bestechungsskandal spielten die Rot-Weißen allerdings eine unrühmliche Rolle: Viktorias ehemaliger Manager Ivan Hornik hatte es monatelang verstanden, Schiedsrichter und Obmänner so zu bestechen, dass zumindest bei den Heimspielen immer ein gutes Ergebnis zu Buche stand. Die Konsequenz: Punktabzug und nach der Saison 2003/04 Abstieg in die zweite Liga.
FK Viktoria Zizkov (Foto: CTK)
Das Schicksal des Abstiegs hatte Bohemians bereits ein Jahr früher ereilt. Der zu dieser Zeit finanziell hoch verschuldete Verein war ausgerechnet 2005, im Jahr seines 100-jährigen Bestehens, so klamm, dass seine Auflösung drohte. Doch in einer beispiellosen Spendenaktion legten die Fans das nötige Kleingeld zusammen, damit der Club wenigstens die Lizenz für die dritte Liga erhielt. Und gemeinsam schafften sie - der neue Vorstand mit Clubpräsident Antonin Panenka an der Spitze, die Spieler und die Fans - binnen zwei Jahren das "Märchen von der Moldau": den Durchmarsch von Liga drei bis eins. Daher wird es am Samstag eine Riesenparty geben, wenn gerade Bohemians und Viktoria im abschließenden Zweitliga-Punktspiel aufeinander treffen. Und zwar im ebenso populären Stadion "V dolicku", von dem es natürlich auch eine Hymne gibt:
