Fußball – Uefa-Cup: Slavia Prag nach 0:2 gegen den HSV ausgeschieden

Slavia Prag-HSV (Foto: ČTK)

Der tschechische Fußballfan ist nicht zu beneiden. Wenn er ein tolles Spiel sehen will, dann muss er den Fernseher anstellen und via Satellit versuchen, ein Ligaspiel aus England, Deutschland, Spanien, Italien oder Russland einzufangen. Denn dort wird in Europa derzeit am besten gekickt. Die tschechischen Clubs aber verabschieden sich Jahr für Jahr frühzeitig von der internationalen Bühne. So wie Liberec, Ostrava / Ostrau und Sparta Prag in dieser Saison. Letzter Hoffnungsträger war Landes- und Herbstmeister Slavia Prag. Um aber im nächsten Frühjahr noch dabei zu sein, mussten die Rot-Weißen am Donnerstag zu Hause den Hamburger SV bezwingen.

Slavia Prag-HSV  (Foto: ČTK)
„Wir, wir, der H – S – V“, skandierten die gut 2000 Schlachtenbummler der Hamburger am späten Donnerstagabend in den Prager Nachthimmel. Gemeinsam mit den Fans von Slavia Prag boten sie während der 90 Spielminuten im gut gefüllten Stadion Eden das Beste, was die Partie zu bieten hatte – eine phantastische Kulisse. Dafür aber bekamen die mehr als 17.000 Zuschauer jedoch wenig geboten. In der ersten Halbzeit zum Beispiel nur je einen Torschuss pro Mannschaft – den aber mit einem feinen Unterschied: Während der Schuss von Slavia-Verteidiger Hubáček von HSV-Torwart Rost über die Latte bugsiert wurde, traf Olič für die Gäste zum 1:0. Das war in der 30. Minute. Von da an stellten sich die Hamburger fast nur noch hinten rein und warteten auf Konter. Einer davon führte in der Nachspielzeit zu einem Elfmeter, den Oličs Stürmerkollege Petrič zum 0:2-Endstand verwandelte. HSV-Mittelfeldspieler Marcel Jansen bestätigte nach der Partie, dass die Hamburger Defensivtaktik aufgegangen ist:

Slavia Prag-HSV  (Foto: ČTK)
„Wir wollten hinten gut stehen, aber auch nach vorn versuchen, unser Spiel zu machen. Ansonsten wird es halt schwierig, gerade hier in Prag in diesem Hexenkessel. Das hat man mehrfach gesehen, denn es flogen was weiß ich wie viele Teile während der 90 Minuten auf den Platz. Ich selbst habe zweimal Sachen aufgehoben, und da weißt du, was los ist. Das ist aber auch irgendwo eine geile Atmosphäre mit internationalem Anstrich, und da haben wir heute als Mannschaft gut dagegen gehalten. Es war von Beginn an wichtig, nicht früh in Rückstand zu geraten, um dann kontrolliert unsere Angriffe zu starten. Das haben wir geschafft und auch verdient gewonnen.“

Slavia Prag-HSV  (Foto: ČTK)
Alles andere als zufrieden waren natürlich die Slavia-Spieler, denen auch im dritten Gruppenspiel der zweiten Uefa-Cup-Runde kein Tor gelang. Ein Manko, mit dem auch Stürmer Tomáš Necid die Niederlage begründete: „Die Hamburger haben zwei Tore geschossen, wir nicht. Und das ist entscheidend, denn im Fußball entscheiden nun einmal die Tore.“

Für etwas Aufregung und Unterhaltung sorgte in den Schlussminuten und in den Analysen nach dem Spiel einzig der Foulelfmeter, den der türkische Schiedsrichter Selcuk nach Torwart Vaniaks missglücktem Rettungsversuch gegen das Solo von HSV-Kapitän David Jarolím verhängte. Vaniak wurde dafür zudem vom Platz gestellt. Slavia-Trainer Karel Jarolím, zugleich Vater des Gefoulten, hatte zwar wegen der Niederlage nicht viel zu lachen. Über die Aktion seines Filius konnte er sich jedoch amüsieren:

„Nun, eine klassische Situation von David. Er ist herrlich abgehoben. Ich habe seine Beine sehr weit oben in der Luft gesehen, durchaus möglich, dass er für diese Aktion eine Belohnung bekommt.“

Die beste Belohnung für den Sieg in Prag aber haben sich die Hamburger selbst abgeholt – den Einzug in die dritte Runde des Uefa-Cups. Mit Slavia Prag hingegen musste nun auch der letzte tschechische Vertreter die internationalen Segel streichen.

Autor: Lothar Martin
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