Fußballstau

Foto: CTK
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Weil in Hamburg 22 junge Männer zum Ballspielen verabredet sind, gibt es in Prag einen Megastau. Die Stadtautobahn im Zentrum ist heillos verstopft, der Taxifahrer, der mich gerade vom Flughafen abgeholt hat, ist der Verzweiflung nahe. "Ich muss mir doch das Spiel ansehen! Die ganze Nation sieht sich heute das Spiel an, verstehen Sie? Heute guckt einfach jeder!" Unsere Fahrt soll für diesen Tag seine letzte sein.

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Es ist 15:30 Uhr und heiß. Das Match Tschechien gegen Italien, das über den Aufstieg ins Achtelfinale der Fußball-WM entscheidet, beginnt in einer halben Stunde. Vielleicht nicht die ganze, aber ungefähr die halbe Nation staut sich auf der Prager Stadtautobahn den heimischen Fernsehapparaten entgegen. Die Laune des Taxifahrers hellt sich ein wenig auf, als er neben der Straße ein paar junge Mädchen sieht, die eine tschechische Fahne schwingen. Es wird gehupt, gewinkt und zurück gewinkt.

15:40 Uhr. Von meiner Wohnung hätte der Taxifahrer nur noch 10 Minuten nach Hause, er könnte es also schaffen. Ginge es nach ihm, dann würde es solche Staus gar nicht geben: "Einen zweiten Stock über die jetzige Autobahn, oben noch mal drei Spuren, und fertig! Verstehen Sie?" Als er das sagt, fahren wir gerade am ehemals prächtigen Portal des Hauptbahnhofs vorüber. Heute ist es geschlossen, weil die Leitplanke nur einen Schritt daneben verläuft. Wer in den Bahnhof will, muss den neuen Eingang nehmen und sich unter der Autobahn durchducken. Ein Meisterstück der kommunistischen Stadtplanung.

15:45 Uhr. Wir fahren von der Autobahn ab, jetzt geht es rasch voran. Der Taxifahrer steigt ordentlich aufs Gas. Er könnte den Anpfiff vielleicht doch erleben. Noch einmal erläutert er seine Idee mit der Stockautobahn: "In zwanzig Jahren wird es doppelt so viele Autos geben wie jetzt! Also brauchen wir mehr Straßen! Verstehen Sie?"

Zum Glück hat der Taxifahrer aber nicht immer Recht. Als ich ihn zum Beispiel vorab um das Ergebnis des Spiels bat, da sagte er: "Na, wir gewinnen! Wir müssen gewinnen! Verstehen Sie?"

Im Übrigen steht zu befürchten, dass der arme Mann das Spiel schließlich überhaupt nicht gesehen hat. Wir haben es nämlich nur bis zur Vollbremsung vor meinem Haus geschafft. Danach ist, soviel verstehe ich, der Keilriemen gerissen.

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