Geburtenrate in Tschechien

In Tschechien sind im letzten Jahr 1500 Kinder mehr auf die Welt gekommen als im vorherigen Jahr. Aber das ist noch zuwenig. Denn der Trend hin zur Abtreibung wird auch hierzulande von vielen Paaren verfolgt. Am Samstag fand aus diesem Grund eine Kundgebung zum Schutz des ungeborenen Lebens auf dem Altstädter Ring statt, welche in einem Protestmarsch für die Rechte der nichtgeborenen und nichterwünschten Kinder mündete. Wird Tschechien also dem Trend Europas folgen, indem die Geburtenrate weiterhin sinkt, oder wird man zur Geburtenhäufigkeit aus den siebziger Jahren zurückkehren? Lesen Sie dazu einen Beitrag von Evelyn Florian.

Seit 1990 sinkt die Geburtenrate in Tschechien kontinuierlich. Gegenüber den siebziger Jahren ist ein Rückgang von ca. 40 000 Kindern pro Jahr zu verzeichnen. In den letzten fünf Jahren sind weniger Kinder auf die Welt gekommen, als in der Zeit des ersten Weltkrieges.

Die Problematik an diesem Zustand ist folgender: Jährlich ist die Anzahl der verstorbenen Menschen höher als die Zahl der Kinder, die das Licht der Welt erblicken. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist Tschechien das Land mit der niedrigsten Geburtenrate nach Deutschland. Eine tschechische Frau bringt im Durchschnitt 1,3 Kinder zur Welt. Aber um die Einwohnerzahl im Lande auf dem Stand von heute zu halten, müsste sie 2,1 Kinder im Durchschnitt gebären.

Nach Meinung des Soziologen Jiri Vecernik folgt auch Tschechien dem europäischen Trend, Kinder erst später zu kriegen. Zur Zeit des Kommunismus war die Kindersituation anders geregelt. Die Frau bekam schon im frühen Alter von 21 Jahren ihr erstes Kind. Zur Zeit liegt das Durchschnittsalter einer Frau, welche ihr erstes Kind bekommt, bei 25 Jahren.

Heutzutage legen die jungen Leute ihre Prioritäten auf Reisen, das Studium und wirtschaftlichen Unternehmungen, bevor sie eine Familie gründen. Auf die möglichen Gründe weist Milan Ales von der demografischen Abteilung des Staatlichen Statistischen Amtes hin:

" Das ist eine Bevölkerungskrise wie sie unsere Republik noch nie erlebt hat. Die ungewisse und finanziell nicht abgesicherte Zukunft der jungen Ehepaare ist bestimmt einer der Gründe. Solange die jungen Leute keine Wohnung finden, trauen sie es sich nicht zu, eine Familie zu gründen."

Doch auch für diese Problematik hat der Arbeitsminister Vladimir Spidla eine Lösung. Er will sich für das eine Erhöhung des einmaligen Geburtengeldes, und einen Zuschlag für jedes Kind einsetzten. Außerdem soll die Ökonomische Situation der jungen Ehepaare durch die Maßnahme verbessert werden, das junge Mütter auch während ihres Mutterschaftsurlaubes von drei Jahren sich etwas dazu verdienen können, ohne dass sie um ihr Mutterschaftsgeld kommen. Sollten jedoch auch diese schmackhaften Vorschläge den hoffentlich werden Müttern nicht zusagen, wird es nach Prognosen für das Jahr 2030 eine Million Tschechen weniger geben als heute.

Autor: Evelyn Florian
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