Statistik für 2021: Tschechien verzeichnet höhere Sterberate und geringere Lebenserwartung

In Tschechien sind 2021 insgesamt 139.000 Menschen gestorben. Dies ist die höchste Sterberate hierzulande seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie überstieg auch den Wert von 2020, dem ersten Corona-Jahr, um etwa 10.000.

Klára Hulíková | Foto:  Initiative Sníh

Nach Angaben des tschechischen Statistikamtes sind im vergangenen Jahr die meisten Menschen im ersten Quartal gestorben. Für die Daten werden freilich keine Gründe angegeben. Beim Rückblick in den Kalender trifft man aber auf das Ende der dritten und den Beginn der vierten Corona-Welle in Tschechien zu dieser Zeit. Auch Klára Hulíková sieht hier einen Zusammenhang. Sie ist Demografin an der Karlsuniversität Prag und sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Zahlen sind wirklich hoch. Und sie sind höher, als wir nach dem vorangegangenen Jahr erwartet hätten. Wir können die Corona-Pandemie nicht als einzigen Grund dafür verantwortlich machen. Man kann aber eindeutig sagen, dass sie einer der wichtigen Faktoren ist, die dabei eine Rolle gespielt  haben.“

Illustrationsfoto: ČT24

Erkennbar sei dies eben daran, wie sich die Zahlen über das Jahr und außerdem auch auf die Altersgruppen verteilen, so Hulíková weiter.

Die Tabellen des Statistikamtes weisen zum Beispiel bei den 75- bis 84-Jährigen in den ersten Wochen des Jahres teils doppelt so viele Todesfälle aus als zuvor üblich. Dies betrifft also eine Corona-Risikogruppe. Aber auch die Behandlungen anderer Krankheiten waren eingeschränkt, als die Kliniken mit Covid-19-Patienten überlastet waren. Viele Operationen fanden nicht statt. Dies habe bei der erhöhten Sterberate vermutlich auch eine Rolle gespielt, interpretiert die Demografin:

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„Die Folgen dessen bekommen wir wahrscheinlich erst in der Zukunft so richtig zu spüren. Eine vernachlässigte Prävention wirkt sich auf die Sterberate meist mit einem gewissen zeitlichen Abstand aus. Bei Todesursachen wie etwa Herzversagen, die bei Nicht-Behandlungen unmittelbar einsetzen, ist bisher zumindest kein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.“

Wie weit in die Zukunft sich die pandemiebedingte Krisenlage in der allgemeinen Gesundheitsversorgung noch auswirken wird, sei sehr schwer einzuschätzen, ergänzt Hulíková. Deutlich erkennbar ist aktuell aber schon ein Rückgang der Lebenserwartung in Tschechien. Diese hat sich 2021 bei Männern um 1,1 Jahre verringert und bei Frauen um 0,8 Jahre. Dazu die Expertin:

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„Diese Zahlen mögen niedrig erscheinen, aber das täuscht. Denn dies ist ein riesiger Einbruch. Vor allem angesichts der Werte vom Vorjahr, als die Lebenserwartung für Männer auch schon um ein Jahr und für Frauen um 0,7 Jahre zurückging. In der Summe macht das bei den Männern schon mehr als zwei Jahre aus. Dies wirft uns bei der durchschnittlichen Lebenslänge in die Zeit von vor mehr als zehn Jahren zurück.“

Zwar könne sich die Lebenserwartung schnell wieder an das Vor-Corona-Niveau angleichen – wenn nämlich die Pandemie unter Kontrolle gebracht würde. Dies aber, gibt Hulíková zu bedenken, habe sie auch schon in ihrem Kommentar zur Sterberate vor einem Jahr gesagt. Und bisher, so bedauert die Demografin, sei die Trendwende noch nicht eingetreten.