Gedenkstätte in Všetaty soll Erinnerung an Jan Palach wachhalten

Jan-Palach-Gedenkstätte in Všetaty (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)

In Tschechien ist er ein Begriff: Jan Palach, der ehemalige Student, der sich im Januar 1969 selbst verbrannte. Palach wollte ein Zeichen setzen und die Menschen in der Tschechoslowakei wachrütteln, die Okkupation des Landes nicht unwidersprochen zu dulden. Seiner Tat wird jedes Jahr zum Todestag von ihm gedacht. Jetzt aber wurde das Elternhaus, in dem er einst lebte, als Gedenkstätte eingeweiht.

Jan-Palach-Gedenkstätte in Všetaty  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)

Festakt mit Michal Lukeš  (links) und Lubomír Zaorálek. Foto: ČTK / Michal Krumphanzl
Das Geburtshaus von Jan Palach steht im mittelböhmischen Všetaty nördlich von Prag. Es war verlassen, als es im Jahr 2014 vom Nationalmuseum in Prag gekauft wurde. Michal Lukeš ist der Generaldirektor des Museums. Zu den damaligen Plänen sagte er am Mittwoch:

„Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir dort nicht bloß eine Erinnerungsausstellung an Jan Palach, seine Familie und seine Tat einrichten wollten. Es sollte vielmehr eine wirklich interessante Gedenkstätte werden. Dazu haben wir einen architektonischen Wettbewerb ausgeschrieben, und dabei entstand die Idee, das Haus in eine Art Tempel umzugestalten. Dieser wird durch die sogenannte Kante des Bösen von der Außenwelt getrennt.“

Was es mit dieser Kante des Bösen auf sich hat, erläutert der Historiker Petr Blažek:

Jan-Palach-Gedenkstätte in Všetaty  (Foto: ČTK / Michal Krumphanzl)
„Es ist ein Vorbau in Form eines Prismas. Er dient gleichzeitig als Eingang zur Gedenkstätte. Es ist ein leerer Raum, in dem nur ein Tisch steht. Dieser verkörpert die Familie Palach als Motiv: Sie ist das Opfer.“

Die Jan-Palach-Gedenkstätte, zu der noch ein neues Gebäude und die stilvoll hergerichtete Gartenanlage gehören, wurde am Mittwoch feierlich eingeweiht. In seiner Rede zum Festakt sagte Kulturminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) unter anderem:

„Jan Palach setzte sein Leben ein. Denn er wollte, dass nicht nur er, sondern wir alle ein würdigeres Leben haben.“

Noch deutlicher in seiner Wertschätzung für den Studenten wurde der Prager Erzbischof Dominik Duka:

Foto: ČTK / Michal Krumphanzl
„Seine Tat war kein Selbstmord. Denn Selbstmord ist eine Verzweiflungstat, eine verkürzte Handlung, dank der man sich der Last des Lebens mit all den Schmerzen entziehen will. Doch Jan Palach hat ein Opfer erbracht.“

Es war ein Opfer, das die damalige Bevölkerung nachdenklich machte. Dies sagt Jakub Trojan. Er war der Pfarrer, der die Bestattung von Palach vornahm:

„Die Resonanz war gewaltig in den Wochen nach seinem Tod. Das war tatsächlich eine Tat zum Nachdenken, denn ein jeder musste sich fragen: Warum nimmt sich ein solch junger Mensch das Leben?“

Beim Begräbnis von Jan Palach am 25. Januar 1969 waren 200.000 Menschen zugegen. Heute ist Palachs Tat ein Mosaiksteinchen mit erhobenem Zeigefinger in der Geschichte des Landes. Die neue Gedenkstätte in Všetaty soll vor allem von Schulklassen besucht werden, die sich in dem neuen Gebäude auch dank Videos und Fotos mit den Hintergründen und Begebenheiten der Jahre 1968 und 1969 vertraut machen können.

Für die Öffentlichkeit ist die Jan-Palach-Gedenkstätte ab dem 10. Oktober kostenlos geöffnet, und zwar täglich außer montags. Nach einigen Wochen will das Nationalmuseum einschätzen, ob die Öffnungszeiten im Winter möglicherweise eingeschränkt werden. Ab Frühjahr ist die Gedenkstätte wieder sechs Tage in der Woche geöffnet.

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