Karlsuniversität stellt neue Webseite über Jan Palach vor

Jan Palach

Vor genau 43 Jahren zündete sich der Philosophiestudent Jan Palach auf dem Prager Wenzelsplatz selbst an. Der 20-Jährige wollte mit seiner verzweifelten Tat an diesem 16. Januar 1969 gegen den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei protestieren und die Nation aus der Lethargie wecken. Palach erlag drei Tage später seinen schweren Brandverletzungen. An den Studenten der Prager Karlsuniversität wird dieser Tage bei mehreren Gedenkveranstaltungen erinnert. Im Rahmen des Gedenkens wird am Montag im Prager Karolinum auch ein neues Multimediaprojekt der Karlsuniversität vorgestellt.

In Tschechien wurde am Wochenende bei mehreren Veranstaltungen an die Selbstverbrennung von Jan Palach vor 43 Jahren erinnert. Mehrere Dutzend Menschen kamen in Prag am Grab Jan Palachs zusammen. Sie legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Eine Gedenkveranstaltung fand auch in Palachs mittelböhmischem Heimatort Všetaty statt. Zu Beginn dieser Woche schließt sich die Prager Karlsuniversität, an der Jan Palach einst studiert hatte, den Gedenkveranstaltungen an. Am 16. Januar startet sie eine neue Webseite, die der Lebensgeschichte und dem Vermächtnis von Jan Palach gewidmet ist. Geschaffen wurde sie von vier jungen Historikerinnen und Historikern beziehungsweise Geschichtsstudenten. Eine von ihnen, Eva Nachmilnerová, haben wir nach dem Projekt befragt.

Jan Palach
„Vor einigen Jahren entstand die Idee, Palachs Lebensgeschichte in Form von Webseiten zu präsentieren. Im Jahr 2009 fanden an der Prager Philosophischen Fakultät mehrere Veranstaltungen zum Gedenken an den Studenten Jan Palach statt. Damals wurde ein Sammelband über ihn veröffentlicht. Diese Webseiten stellen eine Auseinandersetzung mit der Person und mit der Tat von Jan Palach – seinem Freitod als Phänomen der radikalsten Protestform – dar.“

Das veröffentlichte Material enthält viele Fakten. Einige Texte wurden aus dem erwähnten Sammelband übernommen, einige wurden direkt für die Webseite geschrieben. Sie befassen sich nicht nur mit Jan Palach und seiner Lebensgeschichte, sondern auch mit dem zeitgenössischen Kontext und weiteren zusammenhängenden Themen. Eva Nachmilnerová macht auf eines der Themen aufmerksam:

„Diese Webseiten sind nicht nur Jan Palach und seinen tschechoslowakischen Nachahmern, Jan Zajíc und Evžen Plocek, gewidmet, sondern es sind neun Personen, die sich an verschiedenen Orten der Welt als eine Form politischen Protests selbst verbrannt haben. Zu ihnen gehören der Pole Ryszard Siwiec, der sich schon im September 1968 bei einer Propaganda-Veranstaltung im Warschauer Stadion selbst verbrannte, oder der ostdeutsche Pfarrer Oskar Brüssewitz.“

Auf der Webseite findet man nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Ton- und Videoaufnahmen:

„Es gibt sehr viele Aufnahmen und Videos, wir haben die Möglichkeiten des Internets genutzt. Dort fanden wir zum Beispiel die Dokumentationen ´Jan 69´ von Stanislav Milota oder ´Ticho´ (Die Stille) von Milan Pehr. Die beiden Dokumentationen wurden im Jahr 1969 gemacht. Weniger bekannt ist die Rede des Dichters Jaroslav Seifert vor Studenten. Sie ist sehr pathetisch. Ich glaube, diese Rede wird jetzt zum ersten Mal veröffentlicht, sie wurde damals nur einmal im Fernsehen gesendet. Man kann durch diese Videos die authentische Atmosphäre der Zeit spüren und miterleben.“

Webseite über Jan Palach
Die Webseite wendet sich in erster Linie an Gymnasiasten und Studenten. Sie beschränkt sich dabei nicht nur auf das tschechische Publikum.

„Zum heutigen Tag gibt es natürlich die tschechische Version, zudem die polnische und die englische Sprachversion. In wenigen Monaten, wahrscheinlich im April, wird auch eine deutsche Version veröffentlicht.“

Die Webseite findet man unter www.janpalach.cz beziehungsweise unter www.janpalach.com. Sie wird durchgehend aktualisiert und liefert auch Informationen über laufende Veranstaltungen, die mit Jan Palach in Zusammenhang stehen.