Gedenktafel für Hana Brady wurde in Nové Mesto na Morave enthüllt
"Hanas Koffer - die Geschichte eines Mädchens, das nicht zurückgekehrt ist" heißt im Tschechischen das Buch der kanadischen Autorin Karen Levine. Hana Brady, deren Schicksal in dem Buch geschildert wird, wurde in ihrer Heimatstadt nicht vergessen. In Nové Mesto na Morave wurde am Dienstag eine Gedenktafel an dem Haus enthüllt, wo sie einst mit ihrer Familie lebte. Mehr von Martina Schneibergova.
Das Leben der Familie Brady, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Nové Mesto lebte, änderte sich mit der Errichtung des Protektorats im Jahre 1939. An der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel nahmen auch einige ehemalige Schulfreundinnen von Hana Brady teil. Alena Nemeckova-Blahova erinnerte sich:
"Hanka war so offen und freundlich, sie machte keinen Unterschied zwischen den Reichen und den Ärmeren. Ich stammte aus einer ärmeren Familie, aber Hanka ging immer mit mir unsere Tiere hüten. Wir hatten zuerst eine sorglose Kindheit. Als sie dann nicht mehr zur Schule gehen durfte, konnten wir Kinder das damals nicht verstehen. Als Hanka an der Schule vorbeiging, sagte Oberlehrer Kleveta immer zu uns: ´Schaut unauffällig aus dem Fenster und grüßt die Hanicka.´ Das war für uns dann schon sehr, sehr traurig."
Alena Nemeckova-Blahova wollte es noch lange nicht glauben, dass ihre Schulfreundin nicht zurückkommt. Sie hörte doch nach dem Krieg davon, dass sich Hanas älterer Bruder retten konnte:"Ich wartete immer und hoffte, dass ein Wunder geschieht und dass Hana wieder auftaucht. Dazu kam es aber nicht."
Die Gedenktafel für Hana Brady wurde dank einer Bürgerinitiative installiert. Sie heißt "Ökumenische Begegnungen mit der Bibel und der Kunst" (ESBU). Der Name beschreibt bereits den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Als die ursprünglich in Südböhmen abgehaltenen Tagungen der Bürgerinitiative nach Nové Mesto übertragen wurden, wurde die Idee der Gedenktafel ins Leben gerufen. Die ESBU-Vorsitzende Vera Lukásová dazu:
"Hier haben wir zu unserer großen Überraschung erlebt, dass die kleine Hana mit dem Koffer, die Geschichte, die wir kannten, hier zu Hause ist. Da dachten wir, wenn wir schon hier sind, und die Geschichte so spannend und so rührend ist, dann könnten wir vielleicht eine Gedenktafel für Hana auf dem Haus installieren. Im letzten Jahr fand hier eine Ausstellung von Werken von Marie Jirickova, einer Künstlerin, die mit uns befreundet ist, statt. Sie war auch begeistert und sagte: ´Ja, ich mache gerne diese Plakette, die Geschichte ist rührend und ich sehe sie vor Augen. ´ In dieser Stadt gibt es viele Statuen - z. B. aus Bronze, aus Eisen usw. Das sind solche Riesen. Aber Hana ist ein zerbrechliches Wesen, und deshalb ist, meine ich, Ton das richtige Material."