Gegen den Strom: FK Teplice veröffentlicht Struktur seiner Profigehälter

Wo (viel) Geld im Spiel ist, herrschen oft Neid und Missgunst. Das ist auch in Tschechien nicht anders, wo die marktwirtschaftlichen Verhältnisse erst seit 20 Jahren wieder greifen. Deshalb wird über die Einkommen von hiesigen Besserverdienern in der Regel geschwiegen. Jetzt aber hat der FK Teplice dieses Tabu gebrochen. Der Fußballklub hat jüngst die Gehälter seiner Profis veröffentlicht.

Im Herbst hatte es František Hrdlička bereits angekündigt, zu Beginn der Rückrunde aber machte der Sportdirektor des FK Teplice Ernst: Er ließ, sicher einzigartig in Europa, tiefe Einblicke in die Gehaltsstrukturen der Spieler zu.

„Für einen Schlüsselspieler, also einen Kicker, der für den Trainer unverzichtbar ist, werden maximal 90.000 Kronen im Monat gezahlt. Für jeden Punkt, den das Team gewinnt, weitere 20.000 Kronen.“

František Hrdlička  (Foto: Archiv FK Teplice)
Umgerechnet 3500 Euro brutto Grundgehalt bekommt also ein Topspieler in Teplice / Teplitz, das ist etwa so hoch wie der Durchschnittsverdienst in Westdeutschland. Spürbar mehr aber streicht ein tschechischer Fußballprofi dann ein, wenn seine Mannschaft viele Punkte sammelt oder im Pokal erfolgreich ist. So hat der bestbezahlte Kicker aus Teplice im vergangenen Jahr umgerechnet etwas über 100.000 Euro brutto verdient, seine Mitspieler - eingeteilt in sechs Tarifgruppen - entsprechend weniger. Hrdlička aber lässt keinen Zweifel daran, dann man als Erstligafußballer für tschechische Verhältnisse ganz gut verdienen kann. Sofern die Leistung stimmt, betont Hrdlička und vergleicht:

Zdeněk Ščasný  (Foto: Martin Kovařík,  Archiv FK Teplice)
„Ich erinnere mich noch an Zeiten, als Bonuszahlungen nur dafür gewährt wurden, dass der Spieler hier einen Vertrag unterschrieben hat. Er bekam folglich, auch ohne zu spielen, Gelder in Millionenhöhe ausgezahlt. Das ist heute nicht mehr möglich.“

Dazu müsse im Fußball, wie überall im Land, derzeit zu viel gespart werden. Und auch der Leistungsdruck habe sich - wie in anderen Branchen auch - merklich erhöht. Trainer Zdeněk Ščasný macht aber auf ein Merkmal aufmerksam, dass von den Spielern in den blau-gelben Trikots sehr geschätzt wird:

„Das Wesentliche in Teplice ist, und das zieht auch viele Spieler hierher, dass regelmäßig gezahlt wird.“

Foto: ČTK
Das ist nicht unbedingt in jedem Verein der Fall. Trotzdem sieht sich Trainer Ščasný veranlasst, auch an die Fans zu appellieren:

„Ich möchte die Fans sehr darum bitten, dass sie die Spieler nicht nur anhand dessen beurteilen, was sie verdienen. Ein Topspieler zum Beispiel kann in anderen tschechischen Clubs noch Einiges mehr kassieren. Die Leute müssen sich bewusst werden, dass man den Fußball nicht mit der Arbeit und Entlohnung in einer normalen Fabrik vergleichen kann.“

Etwas differenzierter sieht das wiederum der Clubvorsitzende, Pavel Šedlbauer:

Pavel Šedlbauer  (Foto: Archiv FK Teplice)
„Das Wissen um die Gehälter kann durchaus einen positiven Effekt haben. Es kann einerseits dazu führen, dass ein Spieler schon dafür ausgepfiffen wird, wenn ihm zwei Abspiele misslingen. Es kann aber auch so sein, dass sich ein Spieler sagt: Die Zuschauer können sich ausrechnen, wie viel ich verdiene, also muss ich den Ball erlaufen, sonst werden sie toben.“

Der FK Teplice hat jedoch keine namentliche Gehaltsliste, sondern die Größenordnungen und Strukturen der Spielergehälter veröffentlicht. Aber bereits das stieß bei der Konkurrenz auf wenig Gegenliebe. Im Moment erwägt kein anderer Verein, dem Vorbild des FK Teplice zu folgen.

Autor: Lothar Martin
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