FK Teplice feiert Jubiläum der Vereinsgründung vor 70 Jahren

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In Tschechien fiebern die Fußballfans bereits mit freudiger Erwartung dem Start der neuen Punktespielsaison entgegen. Am Samstag vollzieht die höchste Spielklasse, die Synot Liga, mit fünf Begegnungen den Auftakt in die neue Spielzeit. Das war Grund genug für die Mehrzahl der 16 Mannschaften, ihre Saisonvorbereitung am vergangenen Wochenende mit der Punktspiel-Generalprobe abzuschließen. Zu diesen Teams gehört auch ein Club, der den Testspielabschluss mit der Feier seines Vereinsjubiläums verknüpfte: der FK Teplice, der 70 Jahre alt geworden ist.

FK Teplice - Dynamo Dresden  (Foto: ČTK)
Das Hauptspiel der Feierlichkeiten zum Vereinsjubiläum und damit auch die Generalprobe vor der neuen Saison bestritt der FK Teplice am Samstag zu Hause gegen den sächsischen Traditionsclub Dynamo Dresden. Das Team aus der dritten Bundesliga gewann die Partie mit 2:0, auch weil die Gastgeber rund 50 Minuten nur zu zehnt spielten. Dass aber gerade die Mannschaft aus Elbflorenz als Gegner zum Jubiläumsfest-Spiel auserkoren wurde, war kein Zufall, bestätigt der Marketing- und PR-Manager der Nordböhmen, Martin Kovařík:

„Unsere Vergleiche sind in den letzten Jahren schon zur Tradition geworden. In fast jeder Vorbereitung auf die jeweilige Herbst- oder Frühjahrsrunde, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber zumindest einmal pro Jahr, stehen sich beide Mannschaften im Testspiel gegenüber. Diesmal lag die Spezifik des Duells darin, dass es für beide Mannschaften die Generalprobe zur bevorstehenden Punktspielsaison der zwei Vereine war.“

Martin Kovařík  (Foto: Archiv FK Teplice)
Nach Aussage des Managers ist Dynamo Dresden auch der ausländische Kontrahent, gegen den die Blau-Gelben bisher am häufigsten gespielt haben. Die Geschichte der Begegnungen beider Clubs gehe bis auf das Jahr 1953 zurück – es ist das Gründungsjahr des sächsischen Vereins. Die Gründung des FK Teplice wiederum basiere auf vormals deutschen Wurzeln, so Kovařík:

„Der Fußballklub Teplice wurde am 7. Juni 1945 von vier Herren gegründet: Rudolf Cajthaml, Václav Anft, Josef Jirásek und Zdeněk Šteflík. Der Letztgenannte war zugleich der erste Trainer des neuen Vereins, und zwar aus einem plausiblen Grund: Šteflík arbeitete bereits vor dem Krieg beim Teplitzer F.K. als Trainer. Das war ein deutscher Klub und im Grunde genommen der Vorgänger des heutigen FK Teplice.“

Kovařík: „Der Teplitzer F.K. ist nicht nur der Vorreiter für den FK Teplice gewesen, sondern auch ein Vorbild, dem man nacheifern wollte“

Der Teplitzer F.K. sei indes nicht nur der Vorreiter für den FKT gewesen, sondern in gewisser Weise auch ein Vorbild, dem man nacheifern wollte, ergänzt Kovařík:

„In der Vorkriegsära ist der Teplitzer F.K. durch seine Südamerika-Tournee im Jahr 1922 berühmt geworden. Damit war er der erste Club aus Böhmen und Mähren, der solch eine Reise unternahm. Das Quartett der Vereinsgründer wollte an diesen Ruhm anknüpfen und hat deshalb im Hotel Ditrich die Gründung des FK Teplice beschlossen.“

Binnen drei Jahren schaffte es der neugegründete Verein, bis in die höchste Spielklasse aufzusteigen – ein bis heute einmaliger Rekord! Doch ansonsten waren die 44 Jahre bis zur politischen Wende 1989 eher von einem ständigen Auf und Ab geprägt. Seine schwärzeste Stunde erlebte der Verein dabei 1953, als er Tatran Teplice hieß. Durch einen direktiven Beschluss wurde er in die zweite Liga verbannt. Der Grund war die Anordnung der kommunistischen Machthaber, dass zwei Clubs mit dem gleichen Namen nicht im Oberhaus spielen können – von daher durfte Tatran Prešov erstklassig bleiben, Teplice aber nicht.

Teplice kehrte nach zehn Jahren in die erste Liga zurück, und danach ging es ständig aufwärts. Höhepunkte waren schließlich der Gewinn des tschechischen Pokals im Jahr 1977 und eine weitere Auslandsreise zwei Jahre davor, bemerkt Kovařík:

„Das war im Jahr 1975 die Reise zum Turnier um den Persischen Pokal im Iran. Die Fußballer aus Teplice gewannen das Turnier und die wertvolle Trophäe, die sie aus Teheran mitbrachten, besteht unter anderem aus drei Kilogramm reinen Goldes. Das war der erste internationale Erfolg des Clubs.“

Přemysl Bičovský  (Foto: David Sedlecký,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
An dieses Turnier sehr gute Erinnerungen hat auch der heute 65-jährige Přemysl Bičovský, der zu den lebenden Legenden des FK Teplice zählt. Als 17-Jähriger begann er 1967 seine Profikarriere in Teplice und gehörte danach – abzüglich der zwei Jahre, in denen er im Rahmen seines Wehrdienstes für Dukla Prag spielte – bis 1976 zu den Stützen der Blau-Gelben. Auf die Frage nach den schönsten Momenten in seiner Zeit bei den Nordböhmen, antwortete er:

„Natürlich war das der Gewinn des Persischen Pokals im Jahr 1975. Sehr gern blicke ich aber auch auf jene Begegnungen zurück, in denen ich ein Tor erzielt habe. In der Saison 1973/74 waren dies sehr viele Spiele, weshalb ich damals mit dem Slowaken Józsa gemeinsam auch Torschützenkönig der Ligasaison geworden bin.“

An die starke Epoche der Teplitzer in den 1970er Jahren hat noch jemand Weiteres beste Erinnerungen: der damalige Torjäger des Vereins, der heute 70-jährige Pavel Stratil. In der Saison 1970/71 wurde Teplice Dritter mit nur fünf Punkten Rückstand auf Meister Spartak Trnava.

Pavel Stratil  (Foto: Archiv FK Teplice)
„Wir hatten seinerzeit eine tolle Truppe. Wir waren ein verschworener Haufen und meiner Meinung nach kameradschaftlicher zueinander, als es heute der Fall ist.“

Ein sehr schwerer Abschnitt in der Vereinsgeschichte folgte dann wieder kurz nach der Wende. Es war die Zeit der Umwandlung von einem Verein sozialistischer Prägung zu einem Klub in einem marktwirtschaftlich geprägten Umfeld. Martin Kovařík:

„Die Transformation war selbstverständlich nicht einfach. Diese Zeit war schon deshalb kompliziert, weil der Club nach der Samtenen Revolution nur noch zweitklassig war und später sogar bis in die dritte Liga abgestiegen ist. Nach der Wende hatte zudem der Hauptpartner des Vereins, das städtische Glasunternehmen, sein Engagement zunächst zurückgefahren, um dann für kurze Zeit sogar ganz abzuspringen. Der Club durchlebte in dieser Zeit eine sehr kritische Phase.“

Kovařík: „Dank der Person von František Hrdlička stieg der Club quasi wieder aus der Asche auf. Ihm gelang es, erneut das Interesse für den Fußball in Teplice zu wecken“

In dieser schweren Zeit hatte es der FK Teplice vor allem einem Mann zu verdanken, dass der Verein nicht aus der Bahn geworfen wurde, sondern den wirtschaftlichen Umbruch tatsächlich meisterte. Die Rede ist vom langjährigen Direktor und Manager des Vereins, František Hrdlička. Martin Kovařík:

„Gerade dank der Person von František Hrdlička stieg der Club quasi wieder aus der Asche auf. Hrdlička gelang es, erneut das Interesse für den Fußball in Teplice zu wecken und so die Glasfabrik – das heutige Unternehmen AGC – erneut als Generalsponsor an den Verein zu binden. Dadurch wurde die mögliche Pleite des Clubs in den 1990er Jahren nicht nur abgewendet, sondern er entwickelte sich zu einem stabilen Verein im Mittelfeld der Liga.“

František Hrdlička  (Foto: Archiv FK Teplice)
Nach einem Schlaganfall verstarb der beliebte Vereinschef Hrdlička indes völlig unerwartet am 2. August vergangenen Jahres. Er gehöre für immer zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die der Club je hervorgebracht habe, und es sei in erster Linie Hrdličkas Verdienst, dass der FK Teplice heute wieder auf festen Füßen stehe, betont Kovařík. Vor der neuen Saison aber hat es relativ viele Veränderungen im Kader der Mannschaft und auf dem Trainerposten gegeben. Die gegenwärtige Vereinsführung wolle mit diesem Umbruch nämlich eine Entwicklung einleiten, die den Erstligisten mittelfristig noch konkurrenzfähiger mache, informiert der Marketing- und PR-Manager:

David Vavruška  (Foto: ČTK)
„In der neuen Saison wollen wir auf der Schiene fahren, dass wir die Mannschaft stabilisieren und sie noch besser machen für die nächste Saison. Deswegen haben wir mit David Vavruška nicht nur einen neuen Trainer geholt, sondern wir planen mit ihm auch für einen längeren Zeitraum. Der Weg, den wir dabei einschlagen werden, soll uns ein Stück näher an die Spitzenteams der Liga heranführen und im Idealfall würden wir uns dabei gern auch wieder für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren.“

Dank der Pokalsiege zwei und drei, die der FK Teplice 2003 und 2009 erreichte, haben die Nordböhmen im vergangenen Jahrzehnt auch wieder internationale Luft geschnuppert. Sehr gut schlugen sie sich vor allem in der Saison 2003/04, als sie im Uefa Cup nacheinander den 1. FC Kaiserslautern und Feyenoord Rotterdam aus dem Wettbewerb warfen. Erst in der dritten Runde setzte Celtic Glasgow das Stoppzeichen für die Blau-Gelben – nach dem 0:3 im Celtic Park gewannen sie aber zumindest das Rückspiel mit 1:0.

Autor: Lothar Martin
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