Titelaspiranten zeigen ihre Stärke – Neuling Pardubice startet mit Niederlage

FK Jablonec - FK Pardubice (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Am vergangenen Wochenende ist die erste tschechische Fußball-Liga in ihre neue Saison gestartet. Kurz vor dem ersten Anpfiff haben wir Sie bereits darüber informiert, dass es wegen der gegenwärtigen Corona-Krise eine Spielzeit voller Fragezeichen wird. Heute wollen wir die Liga jedoch mehr aus dem sportlichen Blickwinkel betrachten.

Illustrationsfoto: Marco Verch,  Flickr,  CC BY 2.0

Auch wenn seit Freitagabend in den tschechischen Fußballstadien erneut der Ball rollt, so gab es bis kurz vor dem Saisonauftakt fast nur ein Thema, was die Gemüter bewegte: die Tests auf das Coronavirus. Gleich bei sieben Vereinen war nämlich festgestellt worden, dass sie mindestens einen Akteur mit einem positiven Befund in ihren Reihen haben. Die Spieler, die dies betrifft, werden dann zwar vom restlichen Team isoliert. Doch die betroffene Mannschaft kann das anstehende Punktspiel erst dann bestreiten, wenn auch ein zweiter Test bei den gesunden Spielern durchweg negativ ausfällt. Bei allen sieben Clubs war das der Fall, so dass sämtliche Begegnungen des ersten Spieltags ausgetragen werden konnten. Doch wer bezahlt eigentlich die kostspieligen Testserien?

„Die präventiven Tests der Spieler vor einem Match zahlt der jeweilige Club selbst. Wenn bei den Tests dann positive Fälle festgestellt werden sollten, leitet das zuständige Gesundheitsamt eine epidemiologische Untersuchung ein. Und natürlich geht dann die Indikation der Tests der als Risiko eingestuften Kontaktpersonen zu Lasten der Versicherung“, erläutert die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Gabriela Štěpanyová.

Dynamo České Budějovice - Slavia Prag  (Foto: ČTK / Václav Pancer

Mit anderen Worten: Die selbst bei nur einem einzigen positiven Befund notwendigen Wiederholungstests müssen die Vereine nicht zahlen. Doch auch so kommen für jeden Club in dieser Saison wegen der kompletten Hygienemaßnahmen, die sie einhalten müssen, Mehrkosten in Höhe von zwei Millionen Kronen (77.000 Euro) zu.

Mit Dynamo České Budějovice und Slavia Prag trafen am Sonntag auch gleich zwei Teams aufeinander, die sich einem Wiederholungstest unterziehen mussten. Im Spiel selbst machten die Prager sofort deutlich, dass mit ihnen auch in dieser Saison zu rechnen ist: Der Titelverteidiger gewann in Südböhmen souverän mit 6:0. Dynamo-Trainer David Horejš konnte danach nur konstatieren:

„Das ist eine Riesenenttäuschung. Wir haben uns auf das Spiel die ganze Woche lang intensiv vorbereitet, doch die Fehler, die wir gemacht haben, hat Slavia gnadenlos bestraft. Wir haben zwar davon gesprochen, dass wir konzentriert und gut organisiert gegen den Meister auftreten müssen. Doch nichts davon haben wir umgesetzt.“

Slavia Prag hat also gleich im Auftaktspiel eine Duftmarke gesetzt und der Konkurrenz gezeigt: Auch in dieser Saison führt der Weg zum Titel nur über uns!

Adolf Šádek: „Wir verkünden es jedes Jahr, so auch diesmal: Wir haben dieselben Ambitionen wie immer, das heißt, wir wollen den ersten Platz attackieren und uns nach zwei Jahren den Titel zurückholen. Wir müssen Slavia und Sparta jagen und unsere Qualitäten in die Waagschale werfen, um erfolgreich zu sein.“

Von dieser Ansage aber lässt sich die Konkurrenz nicht einschüchtern. Zu den Herausforderern von Slavia Prag gehört ohne Frage das Team von Viktoria Pilsen. Die Westböhmen haben die Meisterschaft im zurückliegenden Jahrzehnt nicht weniger als fünfmal gewonnen, zuletzt vor zwei Jahren in der Saison 2017/18. Und daran wollen die Bierstädter jetzt wieder anknüpfen, verkündete ihr Generalmanager Adolf Šádek.

„Wir verkünden es jedes Jahr, so auch diesmal: Wir haben dieselben Ambitionen wie immer, das heißt, wir wollen den ersten Platz attackieren und uns nach zwei Jahren den Titel zurückholen. Wir müssen Slavia und Sparta jagen und unsere Qualitäten in die Waagschale werfen, um erfolgreich zu sein.“

Viktoria Pilsen - SFC Opava  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Vor dem ersten Spieltag gehörte auch Viktoria zu den Mannschaften, die wegen eines positiven Corona-Falls den Wiederholungstest absolvieren musste. Die Bestätigung, dass man gegen den SFC Opava antreten kann, bekamen die Pilsener erst drei Stunden vor Anpfiff. Das aber hat sie offenbar nicht beeindruckt – sie entledigten sich ohne Probleme ihrer Pflichtaufgabe und bezwangen das Team aus Mähren im eigenen Stadion mit 3:1. Jetzt aber stehen die Westböhmen vor einer neuen und weitaus schwereren Aufgabe: der Qualifikation zur Champions League. Dazu müssen sie am Mittwoch im niederländischen Alkmaar antreten. Generalmanager Šádek:

„Für uns ist es jetzt sportlich und gesellschaftlich gesehen – in Anführungszeichen – notwendig, dass wir in einen europäischen Wettbewerb kommen. Jedenfalls werden wir dazu alle Anstrengungen unternehmen. Aber natürlich ist das keine Frage von Leben oder Tod, denn im Leben gibt es gewiss wichtigere Dinge. Nichtsdestotrotz werden wir alles dafür tun, um in einen der beiden Wettbewerbe zu gelangen.“

Tomáš Rosický  (Foto: YouTube Kanal von Sparta Prag)

Falls Pilsen an den Niederländern scheitert, hat der tschechische Vertreter noch die Chance, sich wenigstens für die Europa League zu qualifizieren. Dorthin will auch der dritte Meisterschaftsaspirant, Sparta Prag. Sportdirektor des Traditionsvereins ist der Ex-Bundesligaprofi Tomáš Rosický:

„Ein weiteres Ziel von uns ist ganz eindeutig die Qualifikation für die Europa League. Das ist ein Ziel, das wir unbedingt wollen, sowohl Sparta als auch die Spieler. Die Entscheidung dazu steht noch aus, sie befindet sich momentan nur auf einer spekulativen Ebene.“

Tomáš Rosický: „Eines meiner Ziele aber ist es, dass sich Sparta wieder als ein Team präsentiert, und dies auch für alle zu sehen ist. Ich denke, dass sich die Truppe weiterentwickelt, zumal die Spieler schon gezeigt haben, dass sie unter Trainer Kotal und seinem Trainerstab häufig gewinnen können.“

Als tschechischer Pokalsieger ist Sparta Prag bereits für die letzte Vorrunde zur Europa League qualifiziert. Weil der FC Sevilla als Cupverteidiger aber in der neuen Saison in der Champions League spielen wird, ist auch Sparta Prag ein Anwärter auf den dadurch frei gewordenen Platz in der Gruppenphase. Wer diesen Platz anstelle von Sevilla letztlich einnehmen wird, entscheidet aber die Uefa. Doch aus so ist Tomáš Rosický optimistisch, dass sein Verein in der neuen Saison eine gute Rolle spielen wird:

„Für mich war Sparta lange Zeit eine große Mannschaft von Individualisten. Eines meiner Ziele aber ist es, dass sich Sparta wieder als ein Team präsentiert, und dies auch für alle zu sehen ist. Ich denke, dass sich die Truppe weiterentwickelt, zumal die Spieler schon gezeigt haben, dass sie unter Trainer Kotal und seinem Trainerstab häufig gewinnen können. Die Phase nach der durch das Coronavirus bedingten Pause war sowohl von den Resultaten als auch der spielerischen Leistung her zufriedenstellend.“

Zbrojovka Brünn - Sparta Prag  (Foto: ČTK / Luboš Pavlíček)

Am ersten Spieltag musste Sparta bei Aufsteiger Zbrojovka Brünn antreten. Dort bewiesen die Prager, dass ihre Formkurve weiter nach oben zeigt. Sie gewannen die Partie mit 4:1 und glänzten vor allem in der ersten Halbzeit, nach der sie mit 4:0 vorn lagen.

Zweiter Aufsteiger neben Brno / Brünn ist die Mannschaft des FK Pardubice. Dieser Verein wurde erst im Jahr 2008 nach dem Zusammenschluss dreier Clubs aus der Elbestadt gegründet. Die Rot-Weißen sind daher ein absoluter Neuling im Oberhaus. In der vergangenen Saison aber haben sie in der zweiten Liga von Anfang an dominiert und sich am Ende als Tabellenerster auch verdient den Aufstieg in die Beletage des tschechischen Fußballs gesichert. Sportdirektor des FK Pardubice ist Vít Zavřel:

„Für mich ist das Ganze immer noch ein wenig unglaublich, aber ich freue mich sehr auf die erste Liga. Wir sind sehr einverstanden mit dem Spielplan, und wir haben auch all die Dinge, die mit dem von uns angemieteten Stadion von Bohemians Prag in Zusammenhang stehen, in Einklang gebracht.“

Vít Zavřel: „Ziel eins war es, die erste Liga nach Pardubice zu bringen. Nun ist selbstverständlich der Klassenerhalt unser Ziel, wenn möglich für zwei Jahre. Sollte uns das gelingen, dann wollen wir natürlich auch eine würdige Rolle in der Liga spielen.“

Weil das eigene Stadion Pod Vinicí mit einer Kapazität von 3000 Zuschauern nicht den Erfordernissen der ersten Liga entspricht, wird Pardubice seine Heimspiele in der bereits erwähnten Arena von Bohemians Prag ausrichten. Als ersten Gast empfangen die Ostböhmen dazu am kommenden Sonntag den FK Teplice. Ihren Ligaeinstand aber gaben sie am vergangenen Sonntag in Jablonec nad Nisou / Gablonz. Pardubice verlor das Spiel mit 0:1. Trainer Jaroslav Novotný gab nach der Begegnung dieses Statement ab:

„Wir sind davon überzeugt, dass wir die zweite Liga nicht zufällig gewonnen haben und dass wir die Chance haben, uns im Oberhaus zu etablieren. In Jablonec ist uns das aber noch nicht gelungen.“

Vít Zavřel  (Foto: Archiv FK Pardubice)

Für Sportdirektor Zavřel ist die Auftaktniederlage indes noch kein Grund zur Besorgnis. Denn in Pardubice ist die Erwartungshaltung etwas langfristiger ausgerichtet:

„Ziel eins war es, die erste Liga nach Pardubice zu bringen. Nun ist selbstverständlich der Klassenerhalt unser Ziel, wenn möglich für zwei Jahre. Sollte uns das gelingen, dann wollen wir natürlich auch eine würdige Rolle in der Liga spielen.“

Autor: Lothar Martin
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