Gegnerschaft der US-Radaranlage in Tschechien erhält Zuwachs aus dem Ausland

Das Dauerthema der zurückliegenden Monate - ein von den Vereinigten Staaten in Mitteleuropa geplantes Raketenabwehrsystem, das die Errichtung einer militärischen Radaranlage in Tschechien einschließt, hat erst jüngst wieder neue Nahrung erhalten. Denn am Samstag fand im mittelböhmischen Breznice bei Pribram eine internationale Konferenz der Gegner des hierzulande geplanten US-Radars statt.

Konferenz der Gegner der US-Radaranlage (Foto: CTK)

Mehr als 100 Delegierte aus 16 europäischen Ländern, 86 tschechische Bürgermeister sowie Vertreter mehrerer internationaler Friedensorganisationen nahmen an der Konferenz teil. Doch auch Nichtanwesende unterstützten das Hauptanliegen der Konferenz, und zwar ein Europa ohne Atomwaffen und ohne fremde Militärbasen. So sandte der Bürgermeister von Hiroschima, Tadatoschi Akiba, eine Grußadresse per Video, und auch der Londoner Bürgermeister Ken Livingston wandte sich in einem schriftlich verfassten Grußwort an die Konferenzteilnehmer. Darin schrieb er unter anderem, dass er die Kampagne gegen das Radar nach Kräften unterstütze und dass die Tschechen selbst darüber entscheiden sollten, ob sie eine solche Anlage auf ihrem Territorium haben wollen oder nicht. Laut Umfragen jedenfalls lehnt die Mehrheit der Bevölkerung die US-amerikanischen Pläne ab, die Raketenabwehranlage im mittelböhmischen Brdy zu errichten. Nichtsdestotrotz befürwortet die tschechische Regierung den Bau der Anlage und steht deshalb auch weiter in intensiven Verhandlungen mit den Amerikanern. Wegen der staatlichen Ignoranz gegenüber der Meinung der Bürger habe man im August auch das Anti-Radar-Bündnis von 31 Bürgermeistern aus west- und mittelböhmischen Städten und Gemeinden geschlossen, erklärte der Bürgermeister von Trokavec, Jan Neoral, und fügte an:

Bürgermeister von Trokavec Jan Neoral (Foto: CTK)

"Die Regierung sagt nur, dass die Radaranlage hier in Tschechien errichtet werden sollte. Um das immer wieder hervorzuheben, bedient sie sich bezahlter Lobbyisten und Agenturen, die uns jedoch weder etwas erklären noch uns von der Notwendigkeit der Anlage überzeugen."

Neoral ist stolz darauf, dass es seine Gemeinde war, die im März dieses Jahres das erste örtliche Referendum zum US-Radar durchgeführt hat. Die Einwohner des nur zwei Kilometer vom geplanten Radarstützpunkt liegenden Ortes erteilten dem Bau der Anlage eine klare Absage.

Die Rede von Neoral, die der Bürgermeister von Trokavec mit viel Emotion vortrug, wurde von den größten Ovationen begleitet. Doch auch alle anderen Konferenzteilnehmer sprachen sich klar und eindeutig gegen die US-Radaranlage in Brdy aus. Der tschechische Abgeordnete und Bürgermeister von Pribram, Josef Rihak, erklärte auch warum:

Foto: CTK

"Gegenwärtig sehen Sie immer noch, was uns in der Welt so alles droht. Eine Beschränkung der Waffensysteme kann es nicht geben, wenn die Amerikaner jetzt Russland auf diese Weise provozieren. Im Gegenteil, dadurch entstehen nur wieder ein Kalter Krieg und eine neue Runde des Wettrüstens. Dabei gibt es doch internationale Abkommen, die man einhalten sollte."

Jan Tamas, der Sprecher der Initiative "Ne zakladnam" (deutsch: Keine Stützpunkte), zeigte sich erfreut darüber, dass der Einladung zu dieser Konferenz auch viele ausländische Gäste gefolgt waren. "Es ist zu sehen, dass es hierbei schon nicht mehr nur um ein tschechisches Problem geht. Wir sind froh, dass man davon im Ausland weiß, und wir wären noch fröhlicher gestimmt, wenn man über das heutige Treffen eines Tages in den Geschichtsbüchern schreiben würde", hob der Sprecher den Stellenwert der Konferenz hervor.