Gemeinsam für eine kohlenstofffreie Wirtschaft: Energiekonzern ČEZ und Škoda unterzeichnen Abkommen
Mit ausgedienten Akkus aus Elektrofahrzeugen Haushalte mit Energie zu versorgen – das ist einer der gemeinsamen Pläne des tschechischen halbstaatlichen Energiekonzerns ČEZ und der VW-Tochter Škoda Auto. Beide Firmen haben am Donnerstag ein Abkommen über eine langfristige Zusammenarbeit abgeschlossen. Das große Ziel: Tschechien soll nach und nach energetisch unabhängig werden.
Der Energiekonzern ČEZ und der Automobilhersteller Škoda haben am Donnerstag ein Abkommen unterzeichnet. Einige der Projekte, mit denen man nun zusammen die Dekarbonisierung und die energetische Selbstständigkeit Tschechiens vorantreiben will, laufen bereits. Pavel Cyrani ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender von ČEZ:
„Die Welt hat sich entschieden, diesen Weg einzuschlagen, und es entstehen ganz neue Industriezweige. Wenn neue Fabriken gebaut werden, können sie entweder kohlenstofffrei in Tschechien entstehen und wir bleiben so eine Industrienation. Oder uns gelingt das nicht – was wir nicht hoffen und dringend versuchen, zu verhindern. Denn dann entstehen diese Fertigungsanlagen in den umliegenden Ländern.“
ČEZ plant deshalb unter anderem, ein Forschungszentrum in Ivančice in der Nähe von Brno / Brünn aufzubauen. Dort sollen Fachleute in Zukunft nicht nur die ideale Verbindung von Photovoltaik, Wärmepumpen und weiteren Technologien erproben, sondern es ist auch geplant, in Zusammenarbeit mit Škoda Auto einen Batteriespeicher zu testen, der aus ausgesonderten Akkus von Elektrofahrzeugen gespeist wird. Laut dem ČEZ-Tochterkonzern Esco könnte ein entsprechendes Batteriesystem täglich bis zu 40 Haushalte mit Strom versorgen. Jiří Novotný ist bei Esco für das Innovationsmanagement zuständig. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläutert er:
„Dieser Batteriespeicher kann von Photovoltaiksystemen, Ladestationen für Fahrzeuge oder Beleuchtungseinrichtungen verwendet werden. Er kann etwa Strom-Überschüsse von Solaranlagen akkumulieren und damit die Spitzen in Unternehmen oder auch Haushalten ausgleichen.“
Um ein solches kleines Batterie-Speicherkraftwerk zu versorgen, sind laut dem Unternehmen etwa fünf Batterien aus Elektrofahrzeugen von Nöten, die noch 70 bis 80 Prozent Kapazität haben müssen. Laut Martin Jahn, Vorstandsmitglied von Škoda Auto, sollen aber nicht nur bereits verwendete Akkumulatoren zum Einsatz kommen:
„Ein großer Teil der Batterien für das Modul wird etwa aus unseren Testfahrzeugen stammen. Es kann sich auch um Akkus handeln, die während des Produktionsprozesses leicht beschädigt wurden. Zunächst werden wir also keine ausgedienten Akkus aus unseren Elektromobilen verwenden, sondern es handelt sich um Batterien, die es aus verschiedenen Gründen nach der Herstellung nicht zum Endverbraucher geschafft haben.“
Laut den am Donnerstag vorgestellten Plänen sollen in den nächsten drei Jahren 150 dieser kleinen Batteriespeicher entstehen. Installiert werden sollen die Anlagen auch im Ausland, darunter in Österreich.
Škoda und ČEZ wollen zudem das erste sogenannte Vehicle-to-Grid-System in Tschechien aufbauen. Das bedeutet, dass elektrischer Strom aus Elektro- oder Hybridautos an das öffentliche Stromnetz abgegeben werden könnte, wenn die Fahrzeuge gerade stehen und die Energie anderswo gebraucht wird. Das Stromnetz, so die große Hoffnung, könnte dadurch stabiler werden.