Gericht: Gefakte Atomexplosion ist nicht strafbar
Stellen Sie sich vor, dass Sie eines Morgens fernsehen. Und dann, in einer Live-Sendung, erblicken Sie eine Atomexplosion. Allzu sehr fantastische Vorstellung, meinen Sie vielleicht. Aber in Tschechien ist es in der Tat passiert.
Erstaunt und erschrocken sahen die Zuschauer des tschechischen Zweiten einen Atompilz in der Gemeinde Černý důl im Riesengebirge emporsteigen. Das passierte am 17. Juni 2007, jedoch nur auf dem Bildschirm. Eine Künstlergruppe namens „Ztohoven“ – zu Deutsch etwa: „Aus dem heraus“ – hat sich in die Sendung des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens eingeloggt und während einer Wetterinformation aus dem Riesengebirge die Explosion einer Atombombe simuliert.
War es nur ein Scherz? Laut der Künstlergruppe auf keinen Fall. Sie wollte auf das durch Medien verzerrte Bild der Wirklichkeit aufmerksam machen. Die Erregung öffentlicher Panik wurde ihnen vorgeworfen, in dem Fall wurde ermittelt und die sieben Künstler kamen dann auch vors Gericht.
Am Dienstag ist das Urteil gefällt worden: die angeklagten Künstler wurden freigesprochen. Die Aktion der Künstler habe nicht zur Beunruhigung, sondern eher zur Belustigung der Bevölkerung beigetragen, sagte die Richterin in der Urteilsbegründung im ostböhmischen Trutnov/ Trautenau.
„Ich bin sehr froh, dass es so ausgegangen ist“, sagte Jitka Stechova, die Mutter eines der sieben angeklagten Künstler. „Ich kann nicht bewerten, ob es ein Kunstwerk ist. Ich würde eher sagen, dass es ein Spaß und ein Bubenstreich ist. Und dass es vor allem die Leute unterhalten sollte.“Auch der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Černý Důl Zdeněk Kraus sieht in der Aktion keine böse Absicht:
„Ich muss sagen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Černý Důl dazu eine reservierte Stellung eingenommen haben. Niemand hat mir gesagt, dass er sich persönlich betroffen fühlt oder dass eine Panik ausbrach. Allgemein kann man sagen, dass es nicht als eine Straftat empfunden wird. Meiner Meinung nach hat die ganze Geschichte gezeigt, dass das Einbrechen in die Sendung überhaupt möglich ist. Und das kann missbraucht werden.“
Die Gruppe „Ztohoven“ kann sich jetzt nun freuen. Medial ist sie sehr bekannt, das Gefängnis bleibt aus und dazu hat sie für ihren Streich noch einen Preis der Nationalgalerie im Dezember vergangenen Jahres bekommen.