Neues Happening von Ztohoven: Präsidenten-Standarte in Stücke geschnittenund verschickt
Im September vergangenen Jahres sorgte die Künstlergruppe Ztohoven mit einem Happening für Aufsehen: Sie entfernte die Standarte des tschechischen Präsidenten von der Prager Burg und ersetzte sie durch riesige rote Boxershorts. Damals schlug die Sache hohe Wellen im Umfeld der Staatsspitze. Jetzt setzen die Aktivisten aber noch einen drauf.
Die Protestaktion gegen die Politik des derzeitigen Präsidenten Miloš Zeman hatte damals scharfe Reaktionen hervorgerufen. Diese waren dabei sehr emotional. Der Sprecher des Präsidenten, Jiří Ovčáček, schäumte derzeit:
„Zu einer solchen Verunglimpfung der Prager Burg ist es zuletzt am 15. März 1939 gekommen, als dort die Hakenkreuz-Fahne gehisst wurde. Die Taten sind völlig identisch. Nicht einmal während der sowjetischen Okkupation kam es zu einer solch abscheulichen Tat. Diese Angelegenheit verdient nur Verachtung, ich unterstreiche: Verachtung. Diese Meinung vertritt auch der Staatspräsident.“Aber auch juristisch und politisch hatte der Fall ernsthafte Folgen. Auf die Aktion folgte zunächst ein Erdbeben in der Sicherheitsstruktur des Präsidialamtes. Massive Sicherheitslücken waren durch Ztohoven offengelegt worden. Die Künstler waren lediglich als Kaminkehrer verkleidet ins Zentrum der tschechischen Macht vorgedrungen und konnten sich dort frei bewegen. Nahezu alle leitenden Beamten, die für die Sicherheit des Präsidenten sorgen sollten, wurden deswegen abberufen.
Die Mitglieder von Ztohoven kamen bisher straffrei davon. Ein Prager Amtsgericht lehnte eine Verurteilung ab, was auch in einem Berufungsverfahren bestätigt wurde. Dennoch rollte die Staatsanwaltschaft den Fall wieder auf, und die Aktivisten müssen sich erneut wegen Diebstahls, Erregung öffentlichen Ärgernisses und Sachbeschädigung verantworten. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen bis zu drei Jahre Haft. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.Ganz im Gegensatz dazu geht die Aktion um die Präsidenten-Standarte jedoch in eine neue Runde. Ztohoven hat die Fahne in kleine Stücke zerschnitten und die Teile an zufällig ausgewählte tschechische Bürger verschickt. Während die roten Boxershorts noch direkt gegen den Präsidenten gerichtet waren, greift die Kritik diesmal weiter. Petr Žílka ist Sprecher von Ztohoven:
„Auf allen Ebenen der Politik lassen sich ohne Frage immer intensivere Bemühungen um eine größere Kontrolle des Lebens der Bürger durch den Staat beobachten. Es besteht aber auch eine gefährliche Machtkonzentration in den Händen sehr gefährlicher Individuen. Mit unserer Aktion wollen wir den Menschen ein Stück ihrer Macht zurückgeben. Dann ist sie endlich dort, wo sie hingehört.“Der Sprecher des Präsidenten äußerte sich ebenfalls bereits zum neuen Happening der Kunst-Rebellen. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund. Jiří Ovčáček:
„Mit dieser Tat hat die Gruppierung Sto Hoven die Standarte der tschechischen Präsidenten Václav Havel, Václav Klaus und Miloš Zeman zerstört, aber eigentlich auch die Standarte der tschechoslowakischen Präsidenten. Das kann nur mit einem Begriff bezeichnet werden: eine Schweinerei.“Ovčáček spricht den Namen der Gruppe hier bewusst nicht als „Ztohoven“, sondern als „Sto Hoven“ aus. Zu Deutsch bedeutet das so viel wie „Hundertscheiße“.