Scherz oder Verunglimpfung? Der Unterhosenprotest gegen Präsident Zeman
Eine riesige rote Unterhose wurde am Wochenende auf dem Fahnenmast über der Prager Burg gehisst – anstatt der sonst dort wehenden Präsidentenflagge. Eine Künstlergruppe wollte mit dieser Aktion gegen Staatspräsident Miloš Zeman protestieren.
„Zu einer solchen Verunglimpfung der Prager Burg kam es zuletzt am 15. März 1939, als dort die Hakenkreuz-Fahne gehisst wurde. Die Taten sind völlig identisch. Nicht einmal während der sowjetischen Okkupation kam es zu einer so abscheulichen Tat. Diese Angelegenheit verdient nur Verachtung, ich unterstreiche: Verachtung. Diese Meinung vertritt auch der Staatspräsident.“
Der Sprecher der Künstlergruppe, Petr Žílka, wies den Vorwurf einer Verunglimpfung der Staatssymbole zurück:„Von einer Verunglimpfung kann keine Rede sein. Von unserer Seite ist es eine adäquate Reaktion. Wir haben einer Person das Symbol entzogen, das dieser nicht zusteht.“
In entspannter Weise reagierte Premier Bohuslav Sobotka auf die Aktion. Eine Nation, die die Kunstfigur des angeblichen Genies Jára Cimrman erfunden habe, werde auch eine Riesenunterhose über der Prager Burg verkraften, so der Premier.
Die drei Mitglieder der Künstlergruppe im Alter von 33 bis 41 Jahren wurden wenige Minuten nach dem Fahnentausch festgenommen. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Diebstahl und Belästigung der Allgemeinheit. Jana Macalíková ist Sprecherin des Polizeipräsidiums:„Die Ermittlungen werden von der Prager Polizei geführt. Sie wird auch über die rechtliche Einstufung der Tat entscheiden. Der Straftatbestand kann möglicherweise noch erweitert werden.“
Die Künstlergruppe Ztohoven sorgt immer wieder mit ihren Aktionen für Kontroversen. Ob es sich diesmal um einen Scherz oder eine Verunglimpfung gehandelt hat, ist nur eine Frage, die nach der Aktion nun diskutiert wird. Eine andere Frage betrifft die Sicherheit des Präsidentensitzes. Laut dem Sprecher der Gruppe, Petr Žílka, habe es keine Probleme bereitet, auf das Dach der Prager Burg zu gelangen.
„Unsere Mitglieder mussten nur ein Stück Zaun verschieben, der Zaun war nicht zugekettet. Sie mussten auch keine Hürden überwinden oder Schlösser aufbrechen.“Der Sicherheitsexperte Jan Schneider kommentierte den Vorfall gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.
„Die Aktionskünstler haben kostenlos eine Lücke im Sicherheitssystem aufgezeigt. Es ist nichts passiert. Die Lücke ist unübersehbar und muss daher geschlossen werden. Insbesondere wenn dort ein Gerüst steht, wenn dort Reparaturen gemacht werden und solche Zugangswege möglich sind, müssen dort zusätzliche Vorkehrungen getroffen werden.“
Präsidentensprecher Ovčáček lehnte es ab, die Tatsache zu kommentieren, dass die Burgwache die drei Männer nicht gestoppt hat. Verteidigungsminister Martin Stropnický sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen, die Sicherheitsmaßnahmen auf der Burg würden verschärft.