Scherz oder Verunglimpfung? Der Unterhosenprotest gegen Präsident Zeman

Foto: ČTK

Eine riesige rote Unterhose wurde am Wochenende auf dem Fahnenmast über der Prager Burg gehisst – anstatt der sonst dort wehenden Präsidentenflagge. Eine Künstlergruppe wollte mit dieser Aktion gegen Staatspräsident Miloš Zeman protestieren.

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Normalerweise weht eine Standarte des tschechischen Staatspräsidenten über der Prager Burg. Drei Männer, verkleidet als Schornsteinfeger, kletterten am Samstag über ein Baugerüst auf das Dach der Prager Burg, holten die Präsidentenflagge ein und hissten stattdessen eine riesige rote Unterhose. Zur Aktion bekannte sich die Künstlergruppe Ztohoven: Auf der Burg wehe endlich die Standarte des Mannes, der sich für überhaupt nichts schäme, hieß es zur Begründung. Die Gruppe kritisiert, dass sich Zeman im Ausland mit Diktatoren treffe, Tschechien an Putin-Russland annähere und das Regime in China durch seine Teilnahme an einer monströsen Militärparade legitimiere.

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Der Sprecher des Staatspräsidenten, Jiří Ovčáček, bestätigte den Vorfall am Sonntag. Er sprach von einer „Faschisierung“ der Prager Intellektuellenszene.

„Zu einer solchen Verunglimpfung der Prager Burg kam es zuletzt am 15. März 1939, als dort die Hakenkreuz-Fahne gehisst wurde. Die Taten sind völlig identisch. Nicht einmal während der sowjetischen Okkupation kam es zu einer so abscheulichen Tat. Diese Angelegenheit verdient nur Verachtung, ich unterstreiche: Verachtung. Diese Meinung vertritt auch der Staatspräsident.“

Petr Žílka  (Foto: Archiv von Petr Žílka)
Der Sprecher der Künstlergruppe, Petr Žílka, wies den Vorwurf einer Verunglimpfung der Staatssymbole zurück:

„Von einer Verunglimpfung kann keine Rede sein. Von unserer Seite ist es eine adäquate Reaktion. Wir haben einer Person das Symbol entzogen, das dieser nicht zusteht.“

In entspannter Weise reagierte Premier Bohuslav Sobotka auf die Aktion. Eine Nation, die die Kunstfigur des angeblichen Genies Jára Cimrman erfunden habe, werde auch eine Riesenunterhose über der Prager Burg verkraften, so der Premier.

Foto: Ladislav Bába,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Die drei Mitglieder der Künstlergruppe im Alter von 33 bis 41 Jahren wurden wenige Minuten nach dem Fahnentausch festgenommen. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Diebstahl und Belästigung der Allgemeinheit. Jana Macalíková ist Sprecherin des Polizeipräsidiums:

„Die Ermittlungen werden von der Prager Polizei geführt. Sie wird auch über die rechtliche Einstufung der Tat entscheiden. Der Straftatbestand kann möglicherweise noch erweitert werden.“

Die Künstlergruppe Ztohoven sorgt immer wieder mit ihren Aktionen für Kontroversen. Ob es sich diesmal um einen Scherz oder eine Verunglimpfung gehandelt hat, ist nur eine Frage, die nach der Aktion nun diskutiert wird. Eine andere Frage betrifft die Sicherheit des Präsidentensitzes. Laut dem Sprecher der Gruppe, Petr Žílka, habe es keine Probleme bereitet, auf das Dach der Prager Burg zu gelangen.

Jan Schneider  (Foto: YouTube)
„Unsere Mitglieder mussten nur ein Stück Zaun verschieben, der Zaun war nicht zugekettet. Sie mussten auch keine Hürden überwinden oder Schlösser aufbrechen.“

Der Sicherheitsexperte Jan Schneider kommentierte den Vorfall gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.

„Die Aktionskünstler haben kostenlos eine Lücke im Sicherheitssystem aufgezeigt. Es ist nichts passiert. Die Lücke ist unübersehbar und muss daher geschlossen werden. Insbesondere wenn dort ein Gerüst steht, wenn dort Reparaturen gemacht werden und solche Zugangswege möglich sind, müssen dort zusätzliche Vorkehrungen getroffen werden.“

Martin Stropnický  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Präsidentensprecher Ovčáček lehnte es ab, die Tatsache zu kommentieren, dass die Burgwache die drei Männer nicht gestoppt hat. Verteidigungsminister Martin Stropnický sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen, die Sicherheitsmaßnahmen auf der Burg würden verschärft.