Gescheiterter Putsch in der Türkei: Unklarheit bei Entschädigungen für Touristen
Die Reaktionen auf den gescheiterten Militärputsch in der Türkei sind in Tschechien bisher verhalten. Dazu sind die Geschehnisse vom vergangenen Freitag noch zu unklar. Doch vor allem die tschechischen Touristen in der Türkei fordern Klarheit bezüglich ihrer Sicherheit.
Aufgrund der unklaren Lage halten sich die tschechischen Stellen mit politischen Statements noch zurück. Lediglich Tomáš Prouza, Staatssekretär für Europafragen bei der tschechischen Regierung, wagte einen Ausblick auf die künftigen Beziehungen zu der Türkei:
„Ich denke, vor allem die Verhandlungen um Visaerleichterungen für türkische Staatsbürger werden nun ins Stocken geraten. Ein Kriterium, das die Türkei erfüllen sollte, war unter anderem die Rechtsstaatlichkeit. Zum Beispiel sollte das Land seine Anti-Terror-Gesetze entschärfen. Nach dem jetzigen Stand der Dinge werden sie aber noch verschärft.“Schnell reagiert auf die Geschehnisse hat jedoch das Außenministerium. Dabei geht es vor allem um die zahlreichen tschechischen Touristen, die sich entweder noch in der Türkei befinden oder in Tschechien auf ihren Abflug warten. Nach der Sitzung des Krisenstabs sprach Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) eine unverbindliche Reisewarnung aus:
„Wir raten davon ab, in den Südosten der Türkei, nach Ankara oder Istanbul zu reisen, sofern keine außerordentlich wichtigen Gründe vorliegen. Uns liegen soweit keine Informationen vor, dass im Rest des Landes etwas geschehen könnte, wobei das nicht ausgeschlossen ist. Die Türkei ist zurzeit in einer schwierigen Lage.“
Unmittelbar nach dem Putsch ist ein Ansturm auf Rückflüge indes ausgeblieben. Jan Papež ist Vizevorsitzender des tschechischen Reisebüro-Verbandes:„Die Lage vor Ort ist absolut ruhig, in den Ferienorten passiert eigentlich gar nichts. Die Touristen sehen um sich herum keine Spannungen, und je mehr Zeit vergeht, desto ruhiger wird es. Immer weniger Menschen werden nach Hause zurückkehren wollen. Die Flüge sind soweit nicht ausgebucht.“
Da es sich von Seiten des Außenministeriums um eine Warnung, jedoch nicht um ein Reiseverbot handelt, haben die Veranstalter bei der Auslegung einen großen Spielraum. Allgemein möchten sie den Touristen aber entgegenkommen. Man biete Umbuchungen an, falls die Angst vor einer Türkei-Reise zu groß sei, so Stanislav Zíma, Sprecher des größten tschechischen Reiseanbieters Exim Tours:Am Samstag hätten rund 20 Kunden das Angebot wahrgenommen, nicht abzureisen oder das Reiseziel und Abreisedatum zu ändern, so Zíma.
In Wirklichkeit erweist sich das versprochene Entgegenkommen einiger Veranstalter als nicht garantiert. Dies zeigen unter anderem Aussagen von Touristen, die bisher versucht haben, ihre Reise in die Türkei zu stornieren oder umzubuchen:
„Ich habe mit meinem Reiseveranstalter gesprochen, und dieser lehnt es ab, über irgendeine Form von Entschädigung zu sprechen. Das heißt weder eine finanzielle, noch eine mögliche Umbuchung der Reise. Das Reisebüro beruft sich darauf, dass das Außenministerium nur eine Empfehlung abgegeben hat, nicht in die Türkei zu reisen, aber kein Verbot.“