Größtes jemals von Tschechien entsandtes Rettungsteam hilft in der Türkei
Nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und in Syrien ist am Montag ein Bergungsteam der tschechischen Feuerwehr in das Krisengebiet gereist.
Ein vollbeladenes Flugzeug mit 68 Spezialisten der Feuerwehr startete am Montagabend vom Prager Flughafen. Es handelt sich um das bisher größte Rettungsteam, das Tschechien in ein Krisengebiet entsandt hat. Die Spezialisten trafen rund 20 Stunden nach der ersten Erderschütterung in der Türkei ein. Bei einer derartigen Katastrophe müsse möglichst schnell geholfen werden, erläuterte der stellvertretende Generaldirektor der tschechischen Berufsfeuerwehr, Petr Ošlejšek, auf einem Briefing in Prag:
„Wir kämpfen wirklich mit der Zeit. Es ist erforderlich, die Bergungsteams schnellstens einzusetzen. Die Feuerwehreinheit hat das Mandat, zehn Tage lang vor Ort zu helfen. Die Dauer des Einsatzes hängt davon ab, wie lange die türkische Seite unsere Leute brauchen wird.“
Zu dem sogenannten USAR-Team (Urban Search and Rescue Team) gehören unter anderem Kynologen, Techniker und Mediziner. Petr Vodička ist stellvertretender Leiter des Teams. Gegenüber Journalisten beschrieb er, was die tschechischen Helfer in der Türkei konkret machen und wie die Arbeitsteilung aussieht:
„Wir haben 24 Stunden lang Dienst, die Kollegen werden sich nach sechs bis acht Stunden ablösen. Die Kynologen suchen nach den Menschen in den Trümmern, die Feuerwehrleute bergen sie, der Arzt mit seinen Helfern kümmert sich um die Geretteten, und anschließend durchsuchen die Kynologen nochmals das Gebiet, um sicher zu sein, dass dort niemand zurückgelassen wurde.“
Das tschechische Rettungsteam begann am Dienstag mit seiner Arbeit in der Stadt Adiyaman. Das Allererste und Wichtigste sei die Suche nach Überlebenden in den Trümmern, sagt der Sprecher der Prager Feuerwehr, Martin Kavka…
„Die Hunde versuchen, Überlebende auszumachen. Wenn sie mit ihrem Verhalten auf eine Stelle verweisen, an der Menschen sein könnten, kommen die Feuerwehrleute, die sich einen Weg zu den Verschütteten schaffen müssen. Das ist meist sehr schwierig, es werden Bohrhammer und weitere Werkzeuge eingesetzt. Dabei müssen die Feuerwehrleute aufpassen, dass nicht die Reste des Gebäudes auf sie herabstürzen. Diese Arbeit kann auch mehrere Stunden lang dauern“, so Kavka.
Das tschechische Rettungsteam hat 26 Tonnen Material und Technik in die Türkei mitgenommen. Die Feuerwehr müsse so ausgestattet sein, dass sie unter den schweren Bedingungen auch ohne weitere Unterstützung auskommen könne, merkt Kavka an.
„Das Team wird die örtliche Selbstverwaltung nicht belasten. Neben Lebensmitteln und Getränken haben wir Zelte und Schlafsäcke mit. Das Wichtigste ist die Ausstattung für die Rettung der Menschen. Dazu gehören Suchkameras, Ortungsgeräte, Stromaggregate und vieles mehr.“
Das Erdbeben hat auch der tschechische Fußballspieler Matěj Hanousek vor Ort erlebt. Der Verteidiger ist beim türkischen Erstligisten Gaziantep FK unter Vertrag. Im Gespräch für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er am Montag unter anderem:
„Gott sei Dank sind meine Familie und ich in Ordnung. Auch alle meine Mitspieler sind am Leben und ohne Verletzungen. Wenn ich die Zahlen der Opfer sehe, ist das furchtbar. Was ich in der Nacht auf Montag erlebt habe, will ich nie wieder erleben. Um halb fünf Uhr morgens sind wir wach geworden. Stellen Sie sich die schlimmsten Turbulenzen im Flugzeug vor, und so haben wir uns in unserem Schlafzimmer gefühlt. In den ersten Sekunden wussten wir nicht, was los ist. Dann haben meine Frau und ich unseren Sohn geholt, uns angeschaut und uns gegenseitig versichert, dass alles gut wird.“
Einige tschechische Hilfsorganisationen führen seit Montag auch Spendensammlungen durch für die vom Erdbeben heimgesuchten Regionen in der Türkei und in Syrien. Ihre Mitarbeiter sind vor allem über die Lage in Syrien besorgt, da dort ohnehin Krankenbetten fehlen. Zbyněk Wojkowski von der Hilfsorganisation Adra sagte gegenüber Radio Prag International, in Syrien seien einige größere Städte vom Erdbeben betroffen.
„Die Bergungsarbeiten haben begonnen. Dem Land mangelt es jedoch an schwerer Technik. In Syrien ist es momentan sehr kalt. Menschen, deren Häuser eingestürzt sind, wurden in Notunterkünften in Moscheen und Schulen untergebracht. Gebraucht werden dort Decken, Schlafsäcke, warme Bekleidung sowie Lebensmittel und Trinkwasser“, so Wojkowski.