Gespräch mit Kurt Kotouc
Am Montag haben wir Sie, verehrte Hörerinnen und Hörer, im Zusammenhang mit der Tragödie der Raumfähre Columbia über eine Zeichnung informiert, die einer der Astronauten, der Israeli Ilan Ramon, mit ins All genommen hat. Die Zeichnung, die mit der Raumfähre verbrannt wurde, stammte von einem in Auschwitz ermordeten Jungen, dem tschechischen Juden Petr Ginz. Heute bringen wir Ihnen daher ein Gespräch mit Kurt Kotouc, einem Freund von Petr Ginz, der Auschwitz überlebt hat. Dagmar Keberlova hat das Gespräch für Radio Prag aufbereitet.
Ab Herbst 1942 wurden Kotouc und Ginz für zwei Jahre gemeinsam in der Kleinen Festung Terezin/Theresienstadt festgehalten. So erinnert sich Kurt Kotouc an seinen Freund Petr:
"Petr war ein normaler Bursche wie jeder andere auch. Wodurch er sich von anderen unterschieden hat, war seine enorme innere Aktivität. Er hatte viele verschiedene Interessen, seine größte Liebe war jede Art von Schreiben, Reportagen, Essays u.dgl. Diese machte er - inspiriert von seinem großen Vorbild Jules Verne - bereits zu Hause, und nicht erst in Terezin."
In Terezin hatte Petr seine Aktivitäten fortgesetzt und eine illegale Jugendzeitung redigiert, an der auch Kurt Kotouc mitgearbeitet hatte. Die Zeitung blieb bis heute erhalten. Herrn Kotouc zufolge redigierte Petr die Zeitung sehr professionell. Dazu hat er sie selber auch mit Zeichnungen versehen. Eine von Petrs Zeichnungen kam aus der Jerusalemer Gedenkstätte Jad Vashem und flog mit dem ersten israelischen Astronauten Ilan Ramon ins All, um dort, wie Petr vor 59 Jahren in Terezin und wie der Astronaut selbst, verbrannt zu werden. Die Zeichnung "Mondlandschaft von der Erde aus betrachtet" hatte Petr aber nicht für die Zeitung gezeichnet. Man könne nicht ausschließen, dass Petr sie schon in Prag, vor seiner Deportation nach Terezin gezeichnet hatte. Kurt Kotouc sagte zu der Zeichnung:
"Die Zeichnung ist sehr bemerkenswert. Das erste was einem bei ihrer Betrachtung einfällt, ist, dass es sich um eine sehr moderne Zeichnung handelt. Sie wirkt magisch, surrealistisch. Dies beweist auch Petrs Denkkraft und seine künstlerische Begabung. Die Hügel auf dem Mond können meiner Deutung nach auch als Hände wahrgenommen werden. Es sieht so aus, als ob sich die Hände mit einer Bitte oder einem Vorwurf an die Erde wenden würden."