Gewerkschaften machen zu Protesten gegen die Finanzreform mobil
In der Regel gelten die Tschechen eher als passiv, was publikumswirksame Protestkundgebungen anbelangt. Gemeckert wird hierzulande eher hinter den Kulissen als im öffentlichen Raum. Doch jetzt ist den Gewerkschaften der Kragen geplatzt und mit vereinten Kräften sollen nun die müden Massen in Bewegung gesetzt werden. Der Grund der geplanten großangelegten Demonstrationen: Die von der Regierung geplante Finanzreform. Silja Schultheis berichtet.
Buchstäblich auf den Kopf stellen wolle man die tschechische Hauptstadt in der Woche nach dem Referendum über den EU-Beitritt des Landes, verkündete am Montag der Vorsitzende des zweitgrößten Gewerkschaftsverbandes hierzulande, Bohumir Dufek von der Assoziation unabhängiger Gewerkschaften:
"Durch einen Umzug durch Prag wollen wir die Unzufriedenheit mit der geplanten Finanzreform zum Ausdruck bringen. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne Gewerkschaften ihrem Unmut zusätzlich durch Streiks Luft machen."
Mit ihrem Aufruf zum Protest rennt die Gewerkschaftsassoziation bei ihren Kollegen offene Türen ein. In den vergangenen Tagen hatten bereits die Gesundheitsgewerkschaften und die Lehrer Streikbereitschaft ausgerufen, da sie die lang versprochenen Gehaltserhöhungen durch die Pläne des Kabinetts erneut in weite Ferne schwinden sehen. Sollte die Regierung die Reform wie geplant durchführen, werden die Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres am 1. September geschlossen bleiben, drohten die Lehrergewerkschaften.
Aufgerufen zur Beteiligung an den Protestaktionen ist auch die größte Gewerkschaftszentrale im Land, die Böhmisch-mährische Konföderation der Gewerkschaftsverbände. Auf einer außerordentlichen Sitzung will diese am Donnerstag über die geplanten Demonstrationen beraten.
Bereits für Mittwoch haben die mährischen Bauern in Olomouc/ Olmütz Protestkundgebungen angekündigt, Demonstrationen werden auch vor dem Regierungsamt erwartet, wo am Mittwoch das Kabinett tagt. Für nächsten Montag kündigte die Universität Olomouc einen einstündigen Warnstreik an - und das alles ist möglicherweise erst der Anfang einer langen Liste an Protestkundgebungen. Der Startschuss dafür war vor wenigen Wochen im mährischen Ostrava/ Ostrau gefallen, wo Zehntausende gegen die Finanzreform auf die Straße gingen.