Gewerkschafter der Energiebranche drohen mit Stromausfall

Was für eine Bescherung? Stellen Sie sich vor, Sie wollen das Weihnachtsfest begehen und keiner merkt es? Warum? Weil ihnen der Strom nicht geliefert wird, um all die Weihnachtsbäume, Schwippbögen und den sonstigen Weihnachtsschmuck zu beleuchten. Ein ziemlich unreelles Szenarium? Ganz sicher nicht, wie Ihnen Lothar Martin im folgenden Beitrag verraten wird.

Die Gewerkschafter der Tschechischen Energiebetriebe (CEZ) und der Nordböhmischen Bergwerke (SD) wollen über den Verkauf der hiesigen Braunkohlegruben mit Ministerpräsident Vladimír Spidla verhandeln. Denn die Beschäftigten beider Firmen beklagen, dass der bereits eingeleitete Privatisierungsprozess in ihren Augen nicht transparent verlaufe. Daher befinden sie sich bereits seit dem 14. November in Streikbereitschaft und sie würden in dem Fall, wenn die Prager Regierung ihnen gegenüber keine entgegenkommende Reaktion zeigen sollte, auch nicht davon absehen, den Strom abzuschalten. Und wenn es sein muss auch bzw. gerade zu Weihnachten.

Eine Drohung, die die Regierungspolitiker und allen voran Wirtschaftsminister Milan Urban, dessen Ressort für die Privatisierung zuständig ist, so nicht hinnehmen wollen. Urban verwies daher in dieser Angelegenheit auch auf einen nicht unwesentlichen Punkt des Arbeitskampfes: "Ich kann aber eines sagen: Den Gewerkschaftern von CEZ, ebenso wie den Gewerkschaftern der Atomenergiewerke ist es gesetzlich untersagt zu streiken, also denke ich, dass es nicht gut wäre, wenn sie mit solchen und ähnlichen Ankündigungen die Einwohner der Tschechischen Republik verängstigen würden." Doch die Gewerkschafter der Nordböhmischen Bergwerke wollen überhaupt nicht verstehen, warum der tschechische Staat ein solch florierendes und Jahr für Jahr nahezu Milliardengewinne abwerfendes Unternehmen wie das ihrige so einfach abstoßen will. Zudem verstehen sie nicht, warum der staatliche Energieriese CEZ vom Privatisierungsverfahren ausgeschlossen wurde und somit keine Chance habe, die Kohlegruben unter seine Obhut zu nehmen. Die Tschechischen Energiewerke als Eigner würden ihnen die Abnahme der Kohle und damit auch Beschäftigung garantieren, sind sich die Bergarbeiter sicher. Der Gewerkschaftschef des Energiewerkes Porící, Ludek Prokop, hat seinen Unmut über die seiner Meinung nach "abgekarterte" Privatisierung so zum Ausdruck gebracht:

"Ich sehe das Verfahren als skandalös an. Das ist eine solch schmutzige Sache, dass man sie nicht einfach wortlos hinnehmen kann."

Ihren sehr harten Worten wollen die Beschäftigten der Energiebranche nun offensichtlich auch schwerwiegende Taten folgen lassen. Bleibt also abzuwarten, ob Premier Spidla oder Wirtschaftsminister Urban nicht zuvor doch noch mit sich reden lassen.