Tschechisch-Slowakische Investoren lassen weiter deutsche Kohle schürfen

Das strategische Ziel des tschechischen Energiekonzerns ČEZ lautet, die führende Position auf dem mittel- und südosteuropäischen Strommarkt zu erlangen. So steht es zumindest auf den Webseiten des Unternehmens. Seit Mittwoch ist ČEZ diesem Ziel ein Stück näher gekommen. Als Konsortium, gebildet durch die eigene Firma Severočeské doly und die Finanzgruppe J&T, haben die Tschechen die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft, kurz: Mibrag, gekauft.

Foto: Archiv Radio Prag
Seit Mittwoch ist es also Gewissheit: Nach dem Rückzug der US-amerikanischen Eigentümer hat die Mibrag einen neuen Besitzer gefunden. Es ist das genannte Konsortium, in welches auch der tschechische Energieriese ČEZ integriert ist. Zuvor war über den Kaufpreis nur spekuliert worden; nach der Unterschrift beider Seiten unter den Kaufvertrag nannte ČEZ-Sprecherin Eva Nováková aber die Summe:

„Für die Mibrag zahlen das Konsortium Severočeské doly und J&T 404 Millionen Euro.“

Die dreistellige Millionensumme scheint ein Klacks für den ČEZ-Konzern zu sein. Denn dieser erzielte nach eigenen Angaben im Jahr 2007 einen Umsatz von sechs Milliarden Euro. In der Energiebranche gehört ČEZ zu den zehn größten Unternehmen Europas.

Im Länderdreieck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, in dem die Mibrag mit 2150 Mitarbeitern zu den größten Firmen zählt, ist man erfreut über die neuen Gesellschafter. „Es sei egal, welche Fahne weht, Hauptsache sei, dass die Zukunft des Unternehmens gesichert ist“, wird die Vorsitzende des Mibrag-Betriebsrates, Roswitha Uhlemann, in Meldungen der Presseagenturen zitiert. Mit dem ČEZ-Konzern, der nach eigenen Angaben jährlich 60.000 Gigawattstunden Strom produziert, bekommt die Mibrag jedoch einen starken neuen Hausherren. Und auch ihr Partner, die slowakische Finanzgruppe J&T, will sich nicht zurückhalten. „Die Akquisition der Mibrag sei Teil des langfristigen strategischen Plans, sich auf dem Energiesektor zu profilieren“, bekräftigt J&T-Gesellschafter Daniel Křetinský. Besonders hervorzuheben aber ist, dass sowohl ČEZ als auch J&T einschlägige Erfahrungen in der Braunkohlenförderung haben. Beide Unternehmen besitzen Kohlebergwerke und Heizkraftwerke in Nordböhmen und im westböhmischen Plzeň / Pilsen. Und beide Firmen wissen auch, dass sie in die Mibrag zunächst investieren müssen - zum Beispiel in den Erwerb von Kohledioxid-Zertifikaten für drei veraltete Kraftwerke der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft. Dafür müssen vermutlich 30 Millionen Euro gezahlt werden. Nicht ohne Grund hat der ČEZ-Konzern daher auch sein Interesse an einem Kraftwerkneubau am Standort Profen unterstrichen.

Die Mibrag wird also unter der tschechischen und der slowakischen Fahne weiter Braunkohle abbauen. Fast alle Signale stehen dafür schon auf Grün. Nur noch eines fehlt, sagt ČEZ-Sprecherin Eva Nováková:

„Mit der Durchführung der Transaktion ist frühestens im zweiten Quartal dieses Jahres zu rechnen. Als wichtige Bedingung muss erst noch die Europäische Kommission zustimmen.“