Lausitzer Braunkohlegegner weiten Protest nach Tschechien aus

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Aus der Lausitz wird Braunkohle auch nach Tschechien exportiert. Bisher besitzt Vattenfall die Kraftwerke und Gruben in der Lausitz. Doch der schwedische Staatskonzern will verkaufen – und die Interessenten kommen eben aus Tschechien. Bei den Menschen in Ostdeutschland geht daher die Angst um davor, dass der potenzielle neue Eigner den Braunkohletagebau ausweiten könnte. Deswegen haben die Gegner des Tagebaus am Mittwoch ihren Protest auch nach Tschechien ausgeweitet, mit Unterstützung von Politikern und Greenpeace.

Protest der Gegner des Tagebaus in der Lausitz  (Foto: ČTK)
Der Firmensitz des tschechischen Energiekonzerns ČEZ am Mittwochmorgen. Vor der Treppe zu dem verglasten Büroklotz im vierten Prager Bezirk ist ein improvisiertes Wohnzimmer aufgebaut, einige Lausitzer haben auf einer Couch Platz genommen. Die Idee: Der ČEZ-Leitung soll gezeigt werden, dass Häuser und ganze Ortschaften abgerissen werden müssten, würde der Braunkohleabbau an Spree und Neiße ausgeweitet.

„Zugleich werden 40.000 Protest-Postkarten übergeben, unterschrieben von Bewohnern der Lausitz und weiteren Bundesbürgern, die direkt an ČEZ-Generaldirektor Daniel Beneš adressiert sind“, erläuterte Jan Rovenský von Greenpeace Tschechien.

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Vattenfall hat ursprünglich geplant, fünf neue Tagebaue anzulegen. Im September kündigte der schwedische Konzern jedoch an, die Braunkohlesparte in der Lausitz verkaufen zu wollen. Es gibt mittlerweile drei Interessenten – einer ist der halbstaatliche Konzern ČEZ, aber auch die anderen beiden kommen aus Tschechien: die Holding EPH und die Kohlewerke Vršanská uhelná. Mit dem Protest wollen die Lausitzer, Grünen-Politiker sowie Greenpeace die Kaufinteressenten dazu bringen, Garantien gegen eine Ausweitung des Tagebaus auszusprechen.

Vorschnitt des Tagebaus Jänschwalde  (Foto: Lutki,  CC BY-SA 3.0)
Denn in acht Lausitzer Gemeinden geht die Angst um. Die Menschen dort befürchten, ihre Häuser könnten irgendwann am Rand neuer Gruben stehen. Christian Huschga lebt in Atterwasch, der Ort ist bedroht durch den Tagebau Jänschwalde-Nord:

„Es kommt immer wieder hoch, man denkt immer wieder daran, dass es nicht für immer sein könnte. Das Gefühl von Geborgenheit und einem Zuhause ist einfach nicht mehr gegeben. In diesem Zustand befinden wir uns seit acht Jahren.“

Zu der Unsicherheit kommt die Umweltzerstörung. Zu DDR-Zeiten wurde in der Lausitz in großem Stil Braunkohle abgebaut. Viele Anlagen sind stillgelegt, aber die Schäden sind irreparabel. Andreas Stahlberg ist Mitglied des Kreisrates Spree-Neiße:

Andreas Stahlberg  (Foto: Archiv der Grünen)
„Wir haben Eisen-Ocker in solchen Größenordnungen in der Spree, dass sie rostig-braun ist. Dort ist kein Leben mehr möglich. Und diese braune Brühe fließt mittlerweile auch schon in den Spreewald. Dort arbeiten Zehntausend Menschen im Tourismus, das sind genauso viele, wie direkt und indirekt im Bergbau beschäftigt sind. Das sind Punkte, die uns sehr besorgt machen.“

Bei ČEZ weiß man derzeit mit dem Protest noch nichts anzufangen. Allerdings verstehe man die Befürchtungen der Lausitzer, sagte Unternehmenssprecher Ladislav Kříž, als er am Mittwoch vor die Firmenzentrale kam.

„Wir machen uns derzeit erst mit allen Plänen bekannt, die für den Braunkohletagebau in der Lausitz bereits bestehen. Eigene Pläne haben wir noch nicht, die werden erst noch erstellt.“

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Kříž erläuterte, dass der Konzern erst im Dezember entscheide, ob er ein verbindliches Angebot für die Braunkohlesparte von Vattenfall abgeben werde. Die Protestaktion der Lausitzer und der Umwelt-Aktivisten soll aber weitergehen – während es bereits eine Aktion bei Mitbewerber EPH gab, sollen demnächst auch die Vršanské uhelné drankommen.

Autor: Till Janzer
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