Glück als Mangelware?

Foto: Phyzome, Creative Commons 3.0

Nachdem man genau vor einem Monat vielen Mitmenschen und sich selbst das Glück sozusagen haufenweise gewünscht hat, bietet sich nun die Gelegenheit eine erste Bilanz der Glückwunschumsetzung zu ziehen. Jitka Mladkova nimmt dies zum Anlass und setzt sich im folgenden Radiofeuilleton mit dem Thema "Glück als Mangelware" auseinander.

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Es ist noch nicht lange her, als man mit den besten Glückwünschen und den besten Vorsätzen in das neue Jahr hineingerutscht ist. Und jetzt, genau einen ganzen Monat danach, bietet sich wohl eine gute Gelegenheit, die erste Bilanz zu ziehen. Über die Umsetzung des Vorgenommenen will ich nicht spekulieren, dies sei lieber der individuellen Initiative jedes Einzelnen überlassen. Schließlich, was mich anbelangt, fasse ich seit bereits geraumer Zeit jeweils am Jahresbeginn prinzipiell keinerlei Vorsätze mehr und muss also in dieser Hinsicht auch nicht bilanzieren. Besagt doch ein Sprichwort, mit Vorsätzen sei der Weg zur Hölle gepflastert.

Nun beschäftigt mich aber die Frage, wie es um das Glück bestellt ist, das man so gerne zu Jahresbeginn den anderen wünscht, und sich selbst dann zu jedem beliebigen Zeitpunkt und in großer Menge, versteht sich. An dieser Stelle will ich aber keineswegs über das Glück als philosophische bzw. psychologische Kategorie im Leben eines Individuums sinnieren. Auch hier kommt es auf die individuelle Initiative eines Jeden an, wiederum nach dem Motto: "Jeder ist seines Glückes Schmied."

Doch parallel dazu gibt es die Kategorie "Glück" als Ausdruck der Lebenseinstellung einer gesamten Nation. Als solche wird sie auch, wie ich neulich erfuhr, im Zusammenhang mit den weltweiten Trends erforscht. Entsprechende Studien, in denen das Verhältnis zwischen dem Wirtschafts- bzw. Konsumwachstum der zurückliegenden Jahrzehnte und dem grundsätzlichen Lebensgefühl der jeweiligen Nationen unter die Lupe genommen wird, vermitteln wenig Erfreuliches. Wie aus dem jüngst veröffentlichten "State of the World" - Bericht des renommierten Worldwatch-Instituts hervorgeht, wird das Wirtschaftswachstum und der daraus resultierende höhere Lebensstandard bei weitem nicht von einem entsprechend steigenden Maß an Zufriedenheit begleitet. Rund 1,7 Milliarden Menschen gehörten weltweit bereits der Konsumentenschicht an, heißt es im Dokument. Die Ausgaben für Verbrauchsgüter hätten sich seit 1960 auf mehr als 20 Billionen Dollar vervierfacht. Gleichzeitig seien aber 75 Prozent aller Fischarten überfischt, Wälder und Feuchtgebiete würden zerstört, um Platz für neue Betriebe, Wohnhäuser und Supermärkte zu machen. Kurzum, diese Entwicklung, die obendrein die Natur untergräbt und die Umwelt belastet, ist auf die simple Formel zu bringen: Konsum steigt, Glück nicht.

Und so kann es sein, wird man sich in Zukunft das Glück als Mangelware wünschen. Vielleicht wird man es auch planen können! Ich persönlich plädiere für die Schaffung eines hohen Bruttoglücksproduktes für unsere Zukunft. Ein allgemein gültiges Rezept gibt es nicht, trotzdem wünsche ich Ihnen, liebe Freunde, an diesem 30. Januartag 2004 ganz einfach viel Glück und alles Gute!