Gott ist entlastet – und erleichtert

Karel Gott

Noch bis Mitte der Woche war nicht klar: Hat sich der tschechische Starsänger Karel Gott 1971 von Hamburg aus tatsächlich mit einem anbiedernden Brief an den damaligen kommunistischen Parteichef Husák gewandt, um die Rückkehr in die Tschechoslowakei zu ermöglichen? Jetzt ist Karel Gott erleichtert. Der Brief mit Gottes Unterschrift stammte von einem Mitarbeiter der staatlichen Plattenfirma Supraphon.

Hamburg 1971. Karel Gott bereitet eine Deutschlandtournee vor. Der tschechoslowakische Starsänger und sein Team bleiben jedoch länger, als vom kommunistischen Kulturministerium genehmigt war. Es riecht nach Republikflucht. Man habe ihm Steine in den Weg seiner Karriere geworfen, immer wieder versucht Einfluss auf seine Arbeit zu nehmen, begründete nun Karel Gott in der Donnerstagsausgabe der Tageszeitung „Právo“. Deutschland habe viel bessere Bedingungen geboten. Dennoch: Als Emigrant in Deutschland leben, das wollte Gott eigentlich nicht. Verschiedene offizielle Stellen seiner Heimat hätten ihn zur Rückkehr bewegen wollen. Aufgekocht war die Sache, als vergangene Woche Medien einen Brief an den kommunistischen Parteichef Husák aus dem Archiv des damaligen Geheimdienstes fischten. Er trug die Unterschrift von Karel Gott und enthielt nicht nur die Bitte, ihm die Rückkehr zu ermöglichen. Gott entschuldigte sich auch für sein Verhalten und biederte sich an.

„Nie hätten wir einen so kriecherischen Brief geschrieben. Und es wäre auch unlogisch gewesen, wegen des Systems wegzugehen, und sich sofort danach zu entschuldigen und anzubiedern,“

Quelle: Aktualne.cz
bekräftigte der Sänger am Donnerstag gegenüber dem Tschechischen Fernsehen. Jetzt steht fest: Das Dokument ist tatsächlich eine Fälschung und stammt aus der Feder des verstorbenen Oldřich Bukovský. Der war damals nämlich Vorsitzender in der Parteiorganisation bei der Plattenfirma Supraphon und zuständig für die Auslandsreisen der Künstler. Ein Karel Gott, der in Deutschland bleibt, das war ein großes Problem für Bukovský. Er täuschte also ein Einlenken Gotts vor mit einer Blanko-Unterschrift, die er von Gott noch hatte. Das kam nur heraus, weil Bukovskýs Sohn nun mit dieser Information an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Karel Gott zeigte sich gegenüber der „Právo“ erleichtert. Damals seien der Grund für seine Rückkehr im Herbst 1971 vor allem seine Eltern gewesen. Die hätten Verhöre und Bespitzelungen über sich ergehen lassen müssen.

„Wie sie bei dem ganzen Fall mit meinen Eltern umgegangen sind, das war der Hauptgrund, warum ich tatsächlich über eine Rückkehr nachgedacht habe.“

Als der verlorene Star dann wieder in der Heimat war, ging alles seinen gewohnten Gang. Das Regime ließ Gott in Ruhe. Er blieb also und Deutschland ging leer aus.

Der Musikkritiker Josef Vlček mahnt im Nachhinein zur Vorsicht. Schnelle Verurteilungen seien heute sehr leicht. Nach dem Kampf sei eben jeder ein General.