Gottesdienste und Flüchtlingshilfe: Deutschsprachige Gemeinden Prags zu Ostern
In Prag bereiten sich derzeit auch die deutschsprachigen christlichen Gemeinden auf Ostern vor. Pfarrerin Veronika Förster-Blume betreut die evangelische und Pater Thomas Hüsch die katholische. Im Interview für Radio Prag International berichten beide aber nicht nur über die Osterplanung, sondern auch über die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine. Die Pfarrer schildern außerdem, wie die Corona-Pandemie den Gemeindealltag verändert hat – zum Teil sogar zum Positiven. Das Gespräch entstand am Rand eines ökumenischen Gottesdienstes mit Friedensfest am vergangenen Sonntag.
Frau Förster-Blume, wie sieht in der evangelischen Gemeinde die Planung für die anstehenden Osterfeiertage aus?
„Wir beginnen die Ostertage in aller Feierlichkeit immer mit der Karwoche. Das bedeutet am Palmsonntag um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst bei uns in St. Martin in der Mauer und dann jeden Abend Passionsandachten – montags, dienstags und mittwochs in der Karwoche per Zoom. Am Gründonnerstag mündet das um 18.30 Uhr in eine Passionsandacht. Und dann ist natürlich am Karfreitag um 10.30 Uhr Gottesdienst. Das ist alles sehr still bis zum großen Auferstehungsfest am Ostersonntag. Dieses beginnt um 6 Uhr früh mit der Ostermette. Dann gibt es den Festgottesdienst um 10.30 Uhr.“
Herr Hüsch, ist Ihre Osterplanung ähnlich, oder weicht sie ab?
„Grundsätzlich ist sie schon ähnlich, aber ein paar kleinere Unterschiede gibt es dennoch. Wir haben am Sonntag hier in St. Nepomuk am Felsen um 11 Uhr den Palmsonntagsgottesdienst mit kleiner Palmprozession. Am Gründonnerstag feiern wir die Abendmahlmesse um 18.30 Uhr. Die Karfreitagsliturgie ist bei uns in der katholischen Kirche traditionellerweise um 15 Uhr. Das ist keine Messe, sondern der einzige Tag im Jahr, an dem wir als Katholiken keine Messe feiern. Viele wissen gar nicht, dass es sich bei der Todesstunde Jesu wirklich um einen Wortgottesdienst handelt. Und dann gibt es noch die Osternacht am Karsamstag um 20 Uhr sowie die feierlichen Osterhochämter am ersten und zweiten Feiertag.“
Frau Förster-Blume, nun überschattet der Krieg in der Ukraine das Osterfest. Wie geht Ihre Gemeinde derzeit damit um?
„Wir sind natürlich sehr berührt davon und haben gleich zu Beginn des Krieges zu Friedensgebeten eingeladen – online sowie in Präsenz, einmal die Woche. Wir helfen gemeinsam mit den Böhmischen Brüdern, über die Deutsche Schule Prag, sowie im ökumenischen Sinne mit unseren deutschsprachigen Glaubensgeschwistern in der konkreten Hilfe der Pfarrvilla und mit dem heutigen Friedensfest. Zudem haben einige Gemeindemitglieder im Namen der Gemeinde sofort geflüchtete Menschen aufgenommen. Und heute im Gottesdienst haben wir auch die Stimme einer jungen ukrainischen Studentin gehört.“
Herr Hüsch, wie sieht es denn in der Pfarrvilla aus, was wird dort den Geflüchteten angeboten?
„Da ist schon vieles passiert. Spenden, auch Sachspenden, sind reichlich eingegangen, sodass wir das Haus herrichten konnten, das lange Zeit leer stand. Das Gebäude gehört der Erzdiözese Prag. Der Träger der Unterkunft ist die Caritas und wir haben unsere Unterstützung angeboten. Unsere Gemeinde, aber auch unsere evangelische Schwestergemeinde, wird die ukrainischen Flüchtlinge noch weiter begleiten.“
Und wie viele Menschen können dort unterkommen?
„Geplant ist, bis zu 50 Geflüchtete unterzubringen. Die Villa war ursprünglich das Pfarrhaus zur Kirche, wird aber schon lange nicht mehr als solches genutzt. In der Zwischenzeit war sie sogar auch ein Hotel; von daher bestehen reichlich Unterkunftsmöglichkeiten.“
Frau Förster-Blume, Sie haben vorhin die digitalen Andachten angesprochen. Wie hat denn Ihre Gemeinde überhaupt die Corona-Pandemie überstanden?
„So schwierig die Situation war, sind wir sofort auf digitale Angebote umgestiegen. Das hat unsere Gemeinde sehr zusammengebracht, weil nichts ausgefallen ist. Ganz im Gegenteil, wir haben sogar mehr Menschen über Grenzen hinweg erreicht, auch ehemalige Gemeindemitglieder, und gemeinsame Gottesdienste zwischen Kairo, Wien, Prag und auch Deutschland gefeiert. Ich halte digitale Angebote für sehr wichtig, weil wir dadurch Menschen erreichen, die nicht so viel Zeit haben und sich dann nur einloggen müssen. Trotzdem freuen wir uns natürlich sehr, dass wieder in Präsenz gefeiert werden kann. Wir geben zudem Religionsunterricht an der Deutschen Schule Prag, und zwar als digitale Modellschule. Auch ich habe mich in den hybriden digitalen Unterricht eingearbeitet, zusammen mit meinem katholischen Amtsbruder.“
Herr Hüsch, ist es bei Ihnen ähnlich gewesen, dass Sie digitale Angebote gestartet haben und diese jetzt weiterführen?
„Vorher waren wir nicht so digital, doch wir haben gemerkt, wie sinnvoll es ist, manche Dinge ins Netz zu verlagern. Ich bin aber nun ebenfalls dankbar, dass in der zurückliegenden Zeit alles wieder in Präsenz möglich war. Das ging im letzten Jahr nicht, da konnten wir wirklich sonntags die Gottesdienste nur streamen. Für uns Katholiken ist die heilige Messe besonders wichtig, und die kann natürlich nur in Präsenz stattfinden. Deswegen bin ich froh, dass wir seit Monaten eigentlich keine Probleme mehr haben.“
Mehr zu den beiden Gemeinden und den anstehenden Gottesdiensten finden Sie auf den jeweiligen Webseiten unter www.prag-evangelisch.de und www.kathprag.cz.