Deutsche Kirchengemeinden in Prag: Osterfest als Zeichen der Hoffnung in schweren Zeiten

Foto: Martina Schneibergová

Die Karwoche hat begonnen, und auch die deutschsprachigen Gemeinden bereiten sich auf das Osterfest vor. Nach dem Gottesdienst am Palmsonntag in St. Johannes Nepomuk am Felsen entstand vor der Kirche das folgende Gespräch mit der evangelischen Pfarrerin Veronika Förster-Blume und mit Pater Thomas Hüsch, der seit September vergangenen Jahres Seelsorger der katholischen Gemeinde ist.

Thomas Hüsch und Veronika Förster-Blume  (Foto: Martina Schneibergová)

Frau Förster-Blume, wir erleben das zweite Osterfest während der Corona-Pandemie mit all den verschiedenen Restriktionen. Wie werden die Gottesdienste in Ihrer Gemeinde gefeiert?

„Wir nutzen die technischen Möglichkeiten. Dabei laden wir aber keine Andachten oder Gottesdienste hoch, sondern feiern gemeinsam in einer Videokonferenz. Auch schon voriges Jahr haben wir das so gehalten. Die Videokonferenzen werden aus der Kirche St. Martin in der Mauer übertragen. Dort ist dann nur unser Gottesdienstteam, das sind die Techniker und die Kirchenmusiker inklusive Organist. Wir dürfen wegen der Pandemie nicht mehr als zehn Leute sein. Aber wir haben die Gemeinschaft, und die ist grenzüberschreitend – von Kairo über Wien bis nach München, Berlin und eben hier in Prag. Das bietet neue Möglichkeiten.“

Haben Sie während der Zeit der Pandemie auch neue Impulse bekommen? Sie sagten eben, es sei plötzlich eine große Gemeinde geworden…

Foto: Martina Schneibergová

„Ja, wir haben die geistlichen Impulse gesetzt. Das heißt, es gibt nicht nur die Gottesdienste, sondern beispielsweise jetzt in der Karwoche jeden Abend auch Passionsandachten – bis zum Gründonnerstag. Wir sind geistlich miteinander verbunden. Wir bedenken die Passionsgeschichte auch über die Ländergrenzen hinweg, die wegen des Virus gesperrt wurden. Da merken wir, dass unsere technischen Möglichkeiten sehr gut sind. Natürlich sind sie kein vollwertiger Ersatz, aber es ist hervorragend, dass wir sie nutzen können. Im Glauben sind wir auch über die Grenzen hinweg verbunden. Und das ist eine Hoffnung.“

Wenden sich die Gläubigen an Sie in dieser Zeit vor allem mit geistlichen Fragen oder auch mit weltlichen Problemen? Wenn also jemand in ihrer Umgebung krank geworden ist, oder wenn sie durch die durchgehende Betreuung der eigenen Kinder und das Homeoffice überfordert sind?

Kirche St. Johannes Nepomuk am Felsen  (Foto: Martina Schneibergová)

„Auch damit wenden sie sich an uns. Die Pandemie besteht ja schon länger, und wir unterstützen die Menschen auch praktisch. Die Zeiten sind schwer, auch für uns sind sie schwer. Der Glaube gibt uns aber Kraft sowie das Zuhören und das gemeinsame Gebet. Wir finden es äußerst wichtig, dass wir uns in diesen Zeiten gegenseitig unterstützen.“

Pater Hüsch, auch an Sie wenden sich zweifelsohne die Gemeindemitglieder mit ihren Sorgen…

„Ja, wir haben das generell veröffentlicht, dass wir dazu da sind, dass wir zur Verfügung stehen. Ich bin hier relativ neu und quasi erst zu Pandemiezeiten hierhergekommen. Es ist natürlich jetzt schwieriger, viele Leute persönlich kennenzulernen.“

Foto: Martina Schneibergová

Wie bereitet sich Ihre Gemeinde auf die Osterfeiertage vor?

„Wir sind sehr froh, dass wir auch in Präsenz Gottesdienst feiern können. Das ist ein kleiner Unterschied zu unserer evangelischen Schwestergemeinde. Bei uns spielen die Präsenzgottesdienste eine große Rolle. Wir feiern nur in einer begrenzten Zahl in Präsenz und streamen parallel die wichtigsten Gottesdienste im Internet. Das ist für uns eine gute Lösung.“

Erreichen Sie alle Gemeindemitglieder auf irgendeine Weise?

„Ja, das ist bei uns in den beiden Gemeinden sehr gut organisiert. Wir haben einen E-Mail-Verteiler, in dem sich die Adressen aller befinden, die zur Kerngemeinde gehören. Sie sind ständig upgedatet und informiert. Außerdem geben wir den ökumenischen Monatsüberblick heraus. Digital sind wir hier besser als in Deutschland aufgestellt.“

Foto: Martina Schneibergová

Haben Sie sich während der kurzen Zeit hier bereits eingewöhnen können? Hatten Sie zuvor schon eine Beziehung zu Prag, oder war das für Sie völlig neu?

„Ich bin immerhin schon seit Anfang September hier. Es war ja trotz Lockdowns vieles möglich. Ich habe mich gut eingelebt, es gefällt mir hier sehr gut. Ich war vorher schon in Prag, die Stadt war mir sehr sympathisch. Ich bin sehr gern nach Tschechien gekommen – vom Rhein an die Moldau sozusagen.“

Was würden Sie unseren Hörerinnen und Hörern und Leserinnen und Lesern zum bevorstehenden Osterfest wünschen? Frau Förster-Blume…

„Wir wünschen eine gesegnete Karwoche und ein hoffnungsvolles Osterfest – gerade in diesen Zeiten, da wir durch das Leid hindurchgehen, das Miteinander teilen, aber wissen, dass es eine wirkliche Hoffnung für uns gibt. Wir feiern die Auferstehung Jesu Christi, und das ist unsere Hoffnung im Leben, nicht nur in dieser Zeit.“

Pater Hüsch…

Kirche St. Martin in der Mauer  (Foto: Kristýna Maková)

„Das Osterfest ist das wichtigste Fest, das wir als Christen im Jahr miteinander feiern. Es ist ein großes Zeichen, dass es eben Licht am Ende des Tunnels gibt. Dass es nachdem, was momentan unser Leben schwermacht, die Hoffnung auf ein besseres Leben gibt. Das gilt in Bezug auf das Ewige, aber ich denke, wir dürfen uns auch ermutigen lassen in Bezug auf das irdische Leben, dass es auch hier bessere Zeiten geben wird.“

Mehr über die beiden Gemeinden erfahren Sie unter:

www.kathprag.cz

www.prag-evangelisch.de