Gratias Agit – Außenminister ehrt Einsatz für guten Namen Tschechiens

Foto: Barbora Kmentová

Zum 16. Mal bereits hat das Außenministerium Menschen geehrt, die sich um den guten Namen der Tschechischen Republik verdient gemacht haben. Gratias Agit heißt der Preis, der am Freitag von Außenminister Karel Schwarzenberg persönlich überreicht wurde. Zu den zwölf neuen Preisträgern gehören auch Jiří Chmel, der Gründer des legendären Clubs Nachtasyl in Wien, und Ladislav Pavlík, Gründer der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in München.

Karel Schwarzenberg  (Mitte) und Jiří Chmel  (ganz rechts). Foto: Barbora Kmentová
Die feierliche Übergabe des Preises fand im vollen Saal des Außenministeriums in Prag statt. Einige der Preisträger sind in kommunistischen Zeiten aus der damaligen Tschechoslowakei geflohen oder wurden ausgebürgert. Letzteres trifft auf Jiří Chmel zu. 1977 war auf seinem Hof in Nordböhmen die Charta 77 unterschrieben worden und damit das wichtigste Dokument der Gegner des kommunistischen Regimes. Chmel gehörte auch zu den Unterzeichnern, ab da stand er in der Schusslinie der Staatssicherheit:

„Später wurde ich verhaftet und zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Im Jahr 1982 bin ich in Österreich gelandet – auf Einladung von Bundeskanzler Kreisky.“

Club Nachtasyl  (Foto: Stadtbekannt Wien)
Dieser Einladung war massiver Druck der kommunistischen Führung vorausgegangen. Sie wollte die Regimegegner loswerden. Im Exil in Wien eröffnete Jiří Chmel 1987 den heute schon legendären Club Nachtasyl. Zu den Gästen gehörte auch der heutige Außenminister Schwarzenberg.

„Herr Schwarzenberg ist ein guter Freund von uns. Wir kennen uns seit über 30 Jahren. Er gehörte zu unseren ersten Gästen bei den Konzerten und weiteren Veranstaltungen. Als zum Beispiel Präsident Havel seine erste Reise nach Österreich machte, kam er auch gleich zu uns: aus der Hofburg direkt ins Nachtasyl, gerade mit Schwarzenberg. Es waren schöne Zeiten, aber jetzt ist alles ein bisschen anders geworden.“

Ladislav Pavlík  (Foto: Barbora Kmentová)
Chmel ist aus Wien weggezogen und die meisten Gäste sind heute Österreicher und nicht Exil-Tschechen. Aber in regelmäßigen Abständen fährt Chmel nach Wien.

Ganz anders Ladislav Pavlík. Er emigrierte 1968 nach Deutschland und lebt bis heute in München. Dort ist er Vorsitzender der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst. Die Vereinigung hilft Tschechen und Slowaken weltweit bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Kunstproduktionen. Für ihn war die politische Wende 1989 eine Befreiung, doch die heutige tschechische Gesellschaft sieht Pavlík kritisch und ist deswegen nicht in seine Heimat zurückgekehrt:

Eva Jiřičná  (Foto: Barbora Kmentová)
„Es war wunderbar. Aber es ist nicht so wunderbar geblieben. Die Verhältnisse sind nicht das, was ich von Tschechien erwartet habe. Selbstverständlich bin ich dort geboren und bin auch bereit, das eine oder andere Auge zuzudrücken. Aber die Verhältnisse in der Politik sind nicht gerade glänzend.“

Die Preisträger kamen wie in den Jahren zuvor aus vielen Ländern der Welt, diesmal unter anderem auch aus Argentinien, Ägypten oder sogar der Mongolei. Zu den Bekannteren gehören zum Beispiel die in den USA lebende ehemalige Eiskunstläuferin Ája Vrzáňová-Steindler und die in London lebende Architektin Eva Jiřičná.