Größter tschechischer Kampfjethersteller in Turbulenzen

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Im tschechischen Unternehmenssektor, da gibt es seit kurzem ein neues Thema Nummer eins: In der Nacht auf Donnerstag hat nämlich die tschechische Regierung Umstrukturierungen beim hierzulande größten Hersteller von Kampfflugzeugen beschlossen. Hören Sie mehr von Gerald Schubert:

Aero Vodochody heißt die Firma, sie beschäftigt über 2000 Angestellte, und mehr als die Hälfte der Aktien des ehemaligen Staatsbetriebes ist heute noch in staatlichem Besitz. Die Auftragslage ist seit Jahren schlecht, und entsprechend hoch ist die Verschuldung. Die Regierung will nun, spätestens zur Jahresmitte, die staatlichen Rückzahlungsgarantien aufkündigen, die sie der Flugzeugschmiede bislang für ihre Kredite gewährt hatte. Und: Sie will niemand geringeren als den Giganten Boeing aus dem Spiel bringen. Boeing stieg 1998 bei Aero Vodochody ein und hält derzeit etwa ein Drittel der Anteile. Neben dieser Kapitalbeteiligung hatte man vor allem auf das internationale Know-how von Boeing gesetzt, etwa im Bereich Marketing. Eine Hoffnung, die laut Finanzminister Bohuslav Sobotka herb enttäuscht wurde:

"Die früheren Regierungen haben darauf vertraut, dass Boeing für Aero Vodochody eine bessere Zukunftsperspektive schaffen kann. Diese Rechnung ging aber nicht auf. Die Firma entwickelte sich sogar weit schlechter, als frühere Regierungen erwartet hatten. Und jetzt zahlen wir die Verbindlichkeiten, die bereits im Jahr 1998 entstanden sind."

Die Schulden, von denen der Finanzminister hier spricht, belaufen sich immerhin bereits auf 9,3 Milliarden Kronen, das sind fast 300 Millionen Euro. Und die Regierung ist laut Sobotka verpflichtet, diese Verbindlichkeiten zu übernehmen, wenn Aero Vodochody nicht selbst dafür aufkommen kann.

In Zeiten der großen Finanzreform, die gerade auf Hochtouren läuft, bedeutet das eine zusätzliche Belastung für den tschechischen Staatshaushalt. Außerdem: Der tschechische Staat hält zwar die Aktienmehrheit an Aero Vodochody, den Vertrag mit Boeing kann man aber nicht einfach einseitig auflösen. Man wird sich also mit Boeing irgendwie einigen müssen - eine weitere harte Nuss. Und zu guter Letzt: Die Arbeitslosenzahlen in Tschechien sind gerade so hoch wie nie zuvor. Ein Aspekt, den man bei allen Umstrukturierungen in der Firma wohl sehr genau im Auge behalten wird.