„Große Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“ – tschechische Politiker würdigen Gorbatschow

Michail Gorbatschow

Der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben. Tschechische Politiker würdigen seinen Verdienst am Fall der kommunistischen Regime in Ostmitteleuropa.

Mit dem Tod von Gorbatschow sei eine Epoche zu Ende gegangen, führte der tschechische Präsident Miloš Zeman in seiner Kondolenz an. Sein Name sei mit tiefgreifenden Veränderungen in der Sowjetunion verbunden, fügte er hinzu. Außenminister Jan Lipavský (Piraten) sagte, Gorbatschow habe den Menschen in der UdSSR Hoffnung auf Freiheit gegeben. „Michail Gorbatschow, der erste und letzte Präsident der Sowjetunion, ist gestorben. Inspiriert vom Prager Frühling gab er den Menschen in Russland Hoffnung auf Freiheit, die Achtung der grundlegenden Menschenrechte und eine bessere Zukunft“, twitterte Lipavský.

Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) erinnerte daran, dass die Politik Gorbatschows zum Fall des Kommunismus und dem Zusammenbruch der Sowjetunion beigetragen habe.

Nach Ansicht von Verteidigungsministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten) war Gorbatschow ein Symbol für das Ende des Kalten Krieges, aber auch dessen aktiver Mitgestalter. „Seine Reformen waren für die einen radikal, für die anderen zu moderat. Deshalb war seine politische Karriere auch nicht von langer Dauer“, schrieb Černochová. Dennoch habe Gorbatschow das Unmögliche erreicht und werde immer eine große Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts bleiben.

Laut dem Historiker Matěj Bílý wird die Rolle des Politikers im Westen und ihm ehemaligen Ostblock unterschiedlich interpretiert. Die eine Seite betont seinen Beitrag zur Entspannung der internationalen Lage und zum Ende des Kalten Krieges, die andere seinen Verdienst am Fall des Kommunismus. Gegenüber Radio Prag International fasste Bílý das Verhältnis der Menschen hierzulande zu Gorbatschow zusammen. Dieses habe zwei Ebenen, betonte er:

„Die Bewertung vor und nach der Wende von 1989 unterscheidet sich. Schon vor 1989 war ein Teil der tschechischen und slowakischen Gesellschaft mit der Entwicklung im eigenen Land nicht zufrieden beziehungsweise lehnte das Machtmonopol der kommunistischen Partei ab. Dieser verband mit Gorbatschow seine Hoffnungen, unterstützte dessen Reformbemühungen, hatte aber keine klare Vorstellung, wie weit Gorbatschow sein Projekt bringen würde und wie weitreichend die Veränderungen sein könnten. Nach 1989 wurde Gorbatschow für seine Reformbemühungen gefeiert, die letztlich zum Fall der kommunistischen Macht beitrugen. Darin unterschied sich die Rezeption von der in den westlichen Ländern. Dort wird Gorbatschow als ein Staatsmann gelobt, dessen Politik und Kompromissbereitschaft das Ende des Kalten Krieges ermöglichten.“

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