Großer Verlust für die tschechische Kultur: Ludvík Kundera ist gestorben
Ludvík Kundera, der Cousin des weltbekannten Schriftstellers Milan Kundera, ist tot. Seine Bedeutung für die tschechische Kultur ist jedoch mindestens genauso groß wie die seines berühmteren Verwandten. Er war Dichter, Prosaist, Publizist und Literaturhistoriker. Besondere Verdienste erwarb sich Ludvík Kundera aber auch um die deutsche Literatur durch Übersetzungen von Friedrich Schiller, Bertolt Brecht, Gottfried Benn und vielen weiteren. Radio Prag mit einem Nachruf.
Doch auch mit ironisch-satirischen Erzählungen und Essays erregte er Aufsehen. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings musste Kundera sein Amt als Chefdramaturg am Brünner Mahen-Theater aufgeben. Ab 1970 wurde er mit Publikationsverbot belegt. Erst nach der Samtenen Revolution 1989 wurden ihm die Ehren zuteil, die ihm unter der kommunistischen Diktatur so lange verwehrt geblieben waren. Unter anderem erhielt er 2007 die höchste Auszeichnung des tschechischen Präsidenten. Ludvík Kundera zeigte sich gerührt:
„Vor Freude spricht es sich am schlechtesten. Ich habe dafür Worte vorgefertigt. Aber vorgefertigte Worte mag ich nicht.“Am 22. März dieses Jahres feierte Ludvík Kundera seinen 90. Geburtstag. Es war sein letzter großer öffentlicher Auftritt.
„Er war ungewöhnlich lebhaft. Man merkte ihm sein hohes Alter nicht an, höchstens eine körperliche Müdigkeit. Das volle Programm zu seinem 90. Geburtstag hat sicher auch Spuren in Ludvík Kunderas Gesundheitszustand hinterlassen. Aber dennoch hat er bis zuletzt unaufhörlich gearbeitet“, so der Komponist Miloš Štědroň über seinen langjährigen Weggefährten und Freund.
Am Dienstag starb Ludvík Kundera im südmährischen Boskovice / Boskowitz. Er hinterlässt der Nachwelt zahlreiche Gedichte, Erzählungen und Essays. Was die tschechische Kultur in Ludvík Kundera verliert, beschrieb der Verleger Miroslav Balaštík:
„Ich habe in meinem Leben keine solch inspirierende Persönlichkeit wie Ludvík Kundera getroffen. Er schaffte es, um sich eine unglaubliche Anzahl von Leuten zu scharen, quer durch alle Künste, literarische Gattungen und Sprachen. Es gelang ihm, Menschen zusammenzubringen und sie zu inspirieren.“