Gutshof Bernard: Ganz im Zeichen des weihnachtlichen Handwerkes

Gutshof Bernard

Zu Weihnachten sind sie nicht wegzudenken: Weihnachtskrippen, Kerzen und Weihnachtsschmuck. Gefragt sind vor allem Originalanfertigungen, die von alten Traditionen ausgehen. In der Adventszeit haben wir das vor kurzem gegründete Zentrum für traditionelles Handwerk im westböhmischen Královské Poříčí besucht, um die dortigen Weihnachtsvorbereitungen mitzuerleben.

Gutshof Bernard
Wie eine helle Erscheinung wirkt er in der seltsamen Landschaft, die vom Bergbau stark geprägt ist. Der Gutshof Bernard erweckt schon aufgrund seiner leuchtend weißen Farbe in einer ansonsten grauen Umgebung die Aufmerksamkeit aller, die die Gemeinde Královské Poříčí / Königswerth besuchen. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass der riesengroße Fachwerkbau im Egerländer Stil eine lange Geschichte haben muss. Die Bergbaugesellschaft Britannia ließ den Hof 1922 unweit des stillgelegten Bergwerks Bernard ausbauen. Neben der landwirtschaftlichen Tätigkeit versuchte man hier auch die deformierte Landschaft zu rekultivieren.

Miroslav Makovička
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der verlassene Baukomplex allmählich fast zerfallen. Den verwahrlosten Hof kaufte die Gemeinde Královské Poříčí Anfang der neunziger Jahre für den symbolischen Preis von einer Krone. 1995 begann sie den einst prächtigen Gutshof in ein Zentrum der traditionellen Handwerke zu verwandeln. Offiziell eröffnet wurde das Zentrum im Oktober 2006, erzählt Miroslav Makovička von der Verwaltung der Sehenswürdigkeiten GmbH. Die Gesellschaft war von Anfang an dabei und achtete darauf, dass die Häuser mit Rücksicht auf ihre künftige Nutzung renoviert werden, sagt Makovička und zeigt im Innenhof auf die beleuchteten Räume:

Kerzenherstellung
„Zurzeit sind sieben Werkstätten vermietet. Zu sehen sind hier vorwiegend Tätigkeiten, bei denen Textilien bearbeitet werden, wie eine Schneiderei oder das Spitzeklöppeln. Man erhält einen Einblick in die Kerzenherstellung oder in eine Tischlerwerkstatt. 2008 wird eine Keramikwerkstatt eröffnet. Außerdem gibt es hier eine Werkstatt, in der historische Landwirtschaftsmaschinen und Motorräder repariert werden. Ab Juni 2008 werden täglich Führungen angeboten, die sich auf traditionelle Handwerke konzentrieren werden. Die Besucher werden die Möglichkeit haben, nicht nur die Handwerker bei der Arbeit zu bewundern, sondern sie dürfen sich auch selbst ausprobieren. Sie können eventuell etwas Kleines basteln oder sie kaufen sich hier ein original hergestelltes Geschenk.“

In der Adventszeit wurde auf dem Gutshof eine Weihnachtskrippenausstellung eröffnet. Einige der ausgestellten Krippen entstanden während eines Handwerker-Workshops auf dem Gutshof. Die restlichen Krippen sind ausgeliehen, sagt der Begleiter durch die Ausstellung. Er bleibt vor einer größeren Holzkrippe stehen:

Patchwork-Werkstatt
„Wir stehen vor eine Krippe aus Holz, die vermutlich das wertvollste Exponat der Ausstellung ist. Geschnitzt wurde sie von Daniel Krejčí, und zwar aus einem einzigen Stück Holz. Alle Figuren sind miteinander verbunden, aber ohne jedwede künstliche Verbindung. Zu sehen sind Krippen aus Keramik, Krippen, die aus Hanf geflochten wurden, Krippen aus Papier, aus Spitze oder aus Maisstroh. Einer unserer Handwerker stellt seine auf Glastafeln gemalte Krippendarstellung aus. Und diese auffallend große Weihnachtskrippe hier stammt auch aus einer der Werkstätten. Sie ist das Werk von Pavlína Klemerová, die hier Duftkerzen herstellt. Die Figuren sind aus Paraffin.“

Iva Bejlková
Insgesamt sind 45 Weihnachtskrippen aller Art im Gutshof zu sehen. Künftig möchten die Veranstalter wenigstens eine mechanische Krippe dabei haben.

Gegenüber dem Ausstellungssaal, auf der anderen Seite des Hofes, liegt die Patchwork-Werkstatt, in der es sehr lebendig zugeht. Tischdecken mit Weihnachtsmotiven, Weihnachtsglocken aus Stoff, Weihnachtsbilder aus Spitze und nicht zuletzt Weihnachtskrippen – all das kann man überall an den Wänden und auf den Regalen sehen. Zwei Damen sind gerade dabei, Figuren aus Maisstroh zu basteln.

„Wir haben den Mais im Garten gezüchtet. Die Gersten müssen geschält und getrocknet werden. Das Maisstroh muss vor der Bearbeitung ein wenig aufgeweicht werden. Dann muss man kleine Drähtchen einfügen, damit die ganze Figur zusammengehalten wird. Das ist viel Arbeit. Den Kopf modellieren wir nachträglich, das Haar wird aus nassem Werg gemacht und auf den Kopf geklebt. Zum Schluss klebt man die Figuren in die Weihnachtskrippe.“

Pavlína Klemerová
Ivana Pešlová sagt, dass es am schwierigsten sei, ein Pferd aus Maisstroh zu basteln. Ihre Kollegin Iva Bejlková meint jedoch, noch schwieriger sei es, eine Weihnachtskrippe im Sommer herzustellen. Sie ist die Gründerin der Patchwork-Werkstatt:

Ivana Pešlová
„Uns hat die Patchwork-Technik gefallen, ich wollte sie schon immer ausprobieren. Zuerst haben wir nur zu Hause genäht, aber man braucht dafür sehr viel Platz. Daher suchten wir einen geeigneten Raum. Der Gutshof ist eine ideale Gelegenheit, wie man seine kleinen Träume in die Tat umsetzen kann.“

Jana Volčíková näht gerade Tischzeug mit Weihnachtsmotiven. Sie ist ebenso eine hervorragende Spitzenklöpplerin:

„Mit diesen Handarbeiten begann ich, als ich Fünf war. Es ist mein großes Hobby, bei dem ich immer neue Techniken kennen lerne. Vom Häkeln, Stricken und Sticken habe ich es so bis zum Spitzenklöppeln geschafft.“

Jana Volčíková
Auch aus Spitze kann man eine Weihnachtskrippe machen, wie ich mich überzeugen konnte.

Die Werkstatt der Kerzenmacher erinnert an eine Alchimistenküche, nur duftet sie bestimmt viel angenehmer. Pavlína Klemerová entwirft und modelliert Duftkerzen. Ihre Kerzen brennen lang, duften und haben ein Originaldesign. Auf dem Gutshof sind die Kerzendesignerin und ihr Mitarbeiter nun fast schon ein Jahr zu Hause.

Werkstatt
„Ich habe ursprünglich in einem völlig anderen Fach gearbeitet. Dann habe ich darüber nachgedacht, was man tun könnte, um sein Hobby zum Beruf zu machen und auch davon leben zu können. Ich habe mir gesagt: Kerzen gibt es doch schon so lange, auch wenn wir jetzt den Strom haben. Eine schöne Kerze kann jedem Freude machen. Und so hat das begonnen.“

Mit der Kerzenherstellung begann Pavlína Klemerová vor sechs Jahren. Ihren Worten zufolge kann man sich ständig etwas Neues ausdenken: Beispielsweise bei den Farben- und Duftmischungen. Die Grundlage für den Duft bilden französische Parfüms mit einem Zertifikat für Duftkerzenherstellung. Die Düfte werden jedoch weiter gemischt. Die Farbe muss mit dem Duft harmonieren, betont die Expertin. Und wie ist der aktuelle Trend im Sortiment der Kerzen?

„Für das Weihnachtsfest ist orange die Modefarbe. Ebenso braun in all seinen Tönen – von hellbraun bis kupferfarben. Kombiniert wird braun mit orange und blau. Und verziert werden die Kerzen mit Gold. Danach fragen die Menschen. Der Duft der Kerze wird durch die Farbe unterstrichen.“

Gutshof Bernard
Uns geht es um die Originalität, betont Pavlína Klemerová. Die Kunden sagen über ihre Kerzen, dass sie unsterblich seien und dass sie lang duften, auch wenn sie drei Jahre lang nur ausgestellt waren.

„Jede Kerze ist ein Original, es gibt nie zwei identische Kerzen. Denn ihre Herstellung ist Handarbeit. Wir interessieren uns auch für alternative Medizin: Reflextherapie, Reiki sowie die Arbeit mit Energie – und das beeinflusst auch die Kerzenherstellung. Interessenten erklären wir auch, was die Kerzenfarben für eine Bedeutung haben.“

Mehr über das Programm auf dem Gutshof Bernard erfahren Sie unter www.statek-bernard.cz.

Fotos: Autorin