Weihnachten in Tschechien… ausgeschnitten aus Papier

Seit 1980 werden in der Bethlehem-Kapelle in Prag Weihnachtsausstellungen veranstaltet. Die diesjährige stellt Krippen aus Papier in den Mittelpunkt.

Bethlehem-Kapelle in Prag | Foto: Ekaterina Stashevskaya,  Radio Prague International

„Die Weihnachtsausstellungen haben jedes Jahr ein neues Thema. Unser Hauptanliegen ist es, den Zauber des traditionellen tschechischen Weihnachten zu zeigen, der heute oft verloren geht.“

Soweit der Organisator des Weihnachtsprogramms in der Betlehem-Kapelle in der Prager Altstadt, Blahoslav Lukavec.

Die Papier-Krippen tauchten hierzulande etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Ursprünglich handelte es sich um schwarz-weiß gedruckte Blätter, die mit den Grundfarben bemalt wurden. Später haben auch namhafte Künstler Krippen entworfen, wie etwa Mikoláš Aleš, Josef Lada und Vojtěch Kubašta. Die Geschichte der Papierkrippen wird in der Ausstellung „Weihnachten,  ausgeschnitten aus Papier“ erzählt. Blahoslav Lukavec:

„Die Papier-Krippen sind ein Phänomen Tschechiens. Kaum anderswo in der Welt werden jedes Jahr so viele Krippen zum Ausschneiden herausgegeben. Ich muss sagen, dass diese Tradition nicht einmal in den kommunistischen Zeiten unterbrochen wurde, auch wenn damals weniger Krippen als heutzutage oder in der Zwischenkriegszeit erschienen.“

Blahoslav Lukavec  (Foto: Jitka Mládková)

Ausgestellt werden rund 280 Krippen, meistens aus Papier, aber auch aus anderen Materialien. Sie wurden von Privatsammlern sowie aus den Museen in Třešť / Triesch und in Ústí nad Orlicí / Wildenschwert ausgeliehen. Eben diese beiden Regionen – eine auf der Böhmisch-Mährischen Höhe und die andere am Fuße des Adlergebirges – sind von der Krippenherstellung besonders geprägt. Zu den interessantesten Exponaten der aktuellen Ausstellung gehören die Werke von Jiří Krapovský aus Ústí nad Orlicí, von denen es sogar vier Varianten gibt: die Weihnachtskrippe, die Dreikönigskrippe, die Lichtmesskrippe und die Fasten- beziehungsweise Osterkrippe. Das ganze Leben Christi sei darin dargestellt, sagt Lukavec:

„Die Krippen waren in der Region Ústí nad Orlicí so beliebt, dass sie schon am 1. Dezember aufgestellt wurden. An Heiligabend wurden das Christkind und die Verkündungsszene hinzugefügt. So blieb es bis zum Dreikönigstag, an dem die Verkündung durch die drei Könige ausgetauscht wurde. Zur Lichtmess wurde die Bethlehem-Szene durch die Darstellung des Herrn im Tempel ersetzt. Und vor Ostern wurde die Fastenkrippe aufgestellt, die das Ende des Lebens Christi zeigt.“

Die Ausstellung in Prag wird von verschiedenen Veranstaltungen begleitet. So zeigen etwa Holzschnitzer, Gläser und Töpfer ihr Handwerk. Im Mittelpunkt steht aber das Papier: Präsentiert wird etwa die manuelle Herstellung von Papier, auf einer Kopie der Gutenberg-Presse wird der Buchdruck vorgeführt, und auch die Buchbindung sowie weitere Techniken werden gezeigt.

Die Ausstellung in der Betlehem-Kapelle ist bis 2. Januar 2023 täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten am 24. und 31. Dezember 2022 sind 9 bis 14 Uhr und am 25. Dezember und 1. Januar von 13 bis 18 Uhr. Nähere Informationen gibt es unter www.vanocnivystava.cz.

Autoren: Markéta Kachlíková , Dagmar Kopečková
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