Hájek-Affäre: „Klaus lässt Provokationspotenzial in der Öffentlichkeit testen“
Zuletzt kam der tschechische Präsident Václav Klaus – wenn auch ungewollt - ganz groß raus, als er einen staatlichen chilenischen Kugelschreiber geheimnisvoll in seinem Anzug verschwinden ließ. Millionen von Youtube-Fans sahen es. Zu Wochenbeginn, als die Nachricht von der Tötung des Top-Terroristen Bin Laden die Zeitungen dominierte, kam es zu einem erneuten Fall unfreiwilliger Medienpräsenz. Alles drehte sich um des Präsidenten Berater Petr Hájek und dessen „ungewöhnliche“ Ansichten. Christian Rühmkorf sprach mit dem Politologen Robert Schuster über das Geschehen auf der Prager Burg.
„Ich denke, beide Berater – sowohl Jakl als auch Hájek – haben eine ganz konkrete Aufgabe. Und zwar sollen sie von Zeit zu Zeit gewisse Meinungen testen. Das heißt: durch betont pointierte Meinungen, Artikel in Zeitungen oder auf ihren Blogs zu testen, wie die Öffentlichkeit reagieren würde. Und es ist schon ein paar Mal passiert, dass kurz danach, wenn die Öffentlichkeit erwartungsgemäß reagiert hat, dann auch Václav Klaus - natürlich nicht so radikal oder brachial - aber doch etwas in einem ähnlichen Sinne geäußert hat. Das war zum Beispiel in Bezug auf diese Ölkatastrophe vom Golf von Mexiko der Fall, wo einige Tage nach Jakls Aussagen, dann auch Klaus in eine ähnliche Kerbe hieb mit seiner Meinung. Also er setzt diese beiden ehemaligen Journalisten – muss man ja sagen – gezielt ein, um dieses Provokationspotenzial in der tschechischen Öffentlichkeit und auch bei den politischen ´Mitbewerbern´ zu testen.“
Schadet Präsident Klaus dem Ansehen des Landes, indem er solche Berater an die mediale Front schickt?
„Eigentlich schon. Aber die Frage ist, ob es nur die Berater sind – ob es nicht vielmehr der Präsident selber ist, der dem Ansehen des Landes schadet. Das ist an sich die Frage.“