Hans-Krasa-Stiftung Terezin gibt auf

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Seit 1994 widmet sich die "Hans-Krasa-Stiftung Terezin" mit Konzerten und Ausstellungen dem Vermächtnis jüdischer Komponisten, die im Konzentrationslager Theresienstadt interniert waren. Doch die Stiftung sieht sich dazu gezwungen, ihre Arbeit in Theresienstadt einzustellen. Am Sonntag gab es ein letztes Abschiedskonzert. Bernd Janning war für Radio Prag dabei:

Hans-Krasa-Stiftung Terezin
Im KZ Theresienstadt waren mehr als 140.000 Juden inhaftiert, darunter viele Künstler und Intellektuelle. So auch der Komponist Hans Krasa, der zwei Jahre in Theresienstadt untergebracht war, bevor er 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. In mehr als 40 Konzerten führte die "Hans-Krasa-Stiftung Terezin" nahezu alle Werke von Hans Krasa sowie die Werke von Gideon Klein, Pavel Haas und Viktor Ullmann auf, die ebenfalls Häftlinge des KZs waren und in Auschwitz den Tod fanden.

In den mehr als zehn Jahren ihrer Tätigkeit, baute die Stiftung viele Kontakte in alle Welt auf. Der tschechische Staatspräsident und der deutsche Bundespräsident waren Schirmherren mehrerer Konzerte. Doch die Stiftung steht heute vor dem Ruin. Die Vorsitzende Gaby Flatow sieht ihr Bemühen, Theresienstadt zu einem lebendigen Ort der kulturellen Begegnung zu machen, als gescheitert an. In einem lokalpolitischen Kleinkrieg, bei dem es unter anderem um die Verteilung von EU-Geldern ging, wurde die Arbeit der Stiftung mehr und mehr behindert und schließlich unmöglich gemacht. Gaby Flatow über die Rolle der Stadt und ihrer Repräsentanten:

"Die Stadt versteht nicht, dass wir zwar der Toten gedenken, aber darüber hinaus das Leben hier nicht vergessen. Ich bin dagegen, wieder ein neues Ghetto des Gedenkens zu schaffen. Sondern ich finde es sehr wichtig, dass man Theresienstadt mit vielerlei verbindet. Und wir haben versucht, es mit Musik zu verbinden."

Dagmar Lieblova, Vorsitzende der internationalen Vereinigung der Theresienstadt-Überlebenden zum Entschluss von Gaby Flatow:

"Es tut mir furchtbar Leid, denn wir als Theresienstädter Initiative hatten sehr gute Beziehungen zu Frau Flatow. Und wir haben auch ihre Arbeit für hervorragend gehalten und sie immer unterstützt."

Viele Überlebende haben sich zu diesem letzten Konzert auf den Weg in das Theresienstädter Kulturhaus gemacht. So auch Doris Gilstanovicova:

"Ich habe vier Mal in Theresienstadt Geburtstag gefeiert und habe das Glück gehabt, nicht weiter nach Auschwitz zu gehen. Für uns Überlebenden war die Arbeit der Stiftung sehr wichtig. Ich kann es überhaupt nicht fassen, dass es zu Ende geht und heute das letzte Konzert ist."