Theresienstädter Komponisten im Blickpunkt
Ein neues Festival erinnert an Werke jüdischer Komponisten, die einst im KZ Theresienstadt interniert waren.
Viktor Ullmann, Pavel Haas, Gideon Klein und Hans Krása wurden während der Nazi-Zeit im KZ Theresienstadt interniert. Die vier Komponisten wurden alle im KZ Auschwitz ermordet. Ihre Werke erklingen jetzt bei einem Festival in Prag. Es trägt den Namen: „Die ewige Hoffnung: Gustav Mahler und Theresienstädter Komponisten“. Die Entstehung des Festivals habe mit seiner Familiengeschichte einen direkten Zusammenhang, sagt Jiří Polák. Er ist Begründer des Musikfestes:
„Mein Vater wurde während der NS-Besatzung in Theresienstadt interniert. Nach der Wende von 1989 arbeitete er als Historiker in der dortigen Gedenkstätte. Ich wollte schon immer an das Vermächtnis meines Vaters anknüpfen, aber es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich dank meiner Freunde aus Musikerkreisen den entsprechenden Weg gefunden habe. Wir haben voriges Jahr das Institut der Theresienstädter Komponisten errichtet. Ich bin davon überzeugt, dass es die Werke dieser Komponisten verdienen, auf einem ihnen gewidmeten Festival gehört zu werden.“
In Terezín wurden Jiří Polák zufolge während der NS-Zeit mehr als 30 Komponisten interniert. Die bekanntesten von ihnen sind Viktor Ullmann, Hans Krása, Gideon Klein und Pavel Haas. Ihre Musik erklingt bei der Premiere des Festivals. Es werden aber auch Werke anderer Komponisten gespielt – darunter von Erich Wolfgang Korngold oder Leonard Bernstein. Jan Kučera ist Komponist und Dirigent. Er leitet das Konzert der Prager Rundfunksymphoniker am Freitag, dem 25. August.„Es freut mich, dass ich das Konzertprogramm gemeinsam mit den Veranstaltern zusammenstellen konnte. Leonard Bernstein hätte am 25. August seinen 100. Geburtstag begangen. Das Konzert findet am Vorabend seines nicht erlebten Jubiläums statt. Bernstein war schon immer mein großes Vorbild: als Komponist, Musiker und Dirigent. Beim Konzert erklingen zudem Werke von Komponisten, die Bernstein nahe standen. Aaron Copland zum Beispiel war Bernsteins Freund. Wir spielen auch die Schauspielouvertüre von Erich Wolfgang Korngold, die er mit 14 Jahren geschrieben hat. Er widmete die Ouvertüre damals dem berühmten Dirigenten Arthur Nikisch. Korngold wird hierzulande immer noch selten gespielt. Aber ich bemühe mich, seine Musik durchzusetzen. Er stammte aus Brünn, lebte später in Wien und flüchtete in die USA. Dort machte er große Karriere. Ich würde sagen, er hat die Grundlagen für die Filmmusik geschaffen, von denen viele Komponisten bis heute ausgehen. Zu nennen ist beispielsweise John Williams.“
Beim Festival treten auch ausländische Musiker auf. Beim Abschlusskonzert am 26. August spielt das Gustav-Mahler-Jugendorchester unter der Leitung von Lorenzo Viotti Werke von Richard Wagner, Dmitri Schostakowitsch und Gustav Mahler. Festivalbegründer Jiří Polák:„Bei den Festivalvorbereitungen arbeiten wir mit Orchestern zusammen, die Mahler im Repertoire haben. Wir knüpften Kontakte zu Ensembles aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden an. Was die Theresienstädter Komponisten anbelangt, es gibt heutzutage in der Welt viele Institutionen, die sich mit ihrer Musik beschäftigen und sie seit Jahren spielen. Am erfahrensten ist vermutlich die Terezin Music Foundation in Boston, mit der wir auch in gewisser Weise zusammenarbeiten.“
Die Festivalkonzerte finden bis zum 26. August in Prag und in Terezín. Das Abschlusskonzert beginnt am 26. August um 20 Uhr im Prager Rudolfinum.