Konzert in Krakau gedachte tschechischer jüdischer Komponisten

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Die Hauptgedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz stehen am kommenden Donnerstag bevor. Bereits am Montag wurde aber im polnischen Krakow (Krakau) ein Konzert zum Andenken an vier tschechische jüdische Musiker veranstaltet, die in jenes Lager deportiert worden waren.

Alle vier Komponisten, Pavel Haas, Hans Krása, Viktor Ullman und Gideon Klein, waren zunächst nach Terezín/Theresienstadt geschickt worden. Die Nazis haben diese Festungsstadt in Nordböhmen in ein jüdisches Ghetto verwandelt, das als eine Vorstufe zu Auschwitz galt. Die Häftlinge in Theresienstadt genossen ein einzigartiges Privileg - sie konnten musizieren. Zunächst standen musikalische Aufführungen unter Todesstrafe, bald entdeckten jedoch die Nazis, dass die Musik ihrer Propaganda dienlich sein kann.

Musik wurde in Theresienstadt nicht nur gespielt, sondern auch komponiert. Mehrere Dutzend Werke entstanden in den Jahren 1941-1945 im Ghetto. Mehr als 50mal wurde damals die Kinderoper "Brundibár" von Hans Krása gespielt - dann wurden die meisten der Kinderdarsteller nach Auschwitz deportiert, und nur wenige von ihnen erlebten das Kriegsende. Unter den Glücklichen war die Sängerin Greta Klingsberg-Hofmeister, die heute in Jerusalem lebt. Im Herbst vergangenen Jahres erinnerte sie sich in Prag an die Oper: "Es ist eine der wenigen Sachen in der Musikliteratur, die nicht für Kinder, sondern nur von Kindern gespielt wird. Es gibt nicht eine Rolle eines erwachsenen Menschen dort. Die Erwachsenen werden von Kindern gespielt, dass ist schon sehr schön. Und es ist eine wirklich schöne Musik. Es ist eine Musik so zwischen Weil und Stravinsky, es klingt gut, man konnte es nachsingen. Und wenn du auf der Strasse gingst, dann hast du die Melodien der Brundibár pfeifen gehört."

Viktor Ullmann komponierte in Theresienstadt die Oper "Der Kaiser von Atlantis", eine Satire auf die politische Lage während des Zweiten Weltkriegs. Alles was künstlerischer Natur sei, stehe im absoluten Kontrast zu seiner Umgebung, beschrieb er damals in seinen Notizen die Atmosphäre im Ghetto.

Die meisten der von Pavel Haas im Lager entstandenen Kompositionen sind verloren gegangen. Erhalten blieb vor allem seine "Studie für Streichorchester", die in Ausschnitten als Klangdokument überliefert ist. Sie wurde anlässlich der Aufführung des Propagandafilms "Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet" im Oktober 1944 aufgeführt. Kurz darauf wurden alle Orchestermitglieder nach Auschwitz geschickt.

Im Alter von nur 22 Jahren kam Gideon Klein nach Theresienstadt, dem eine große Zukunft als Pianist prophezeit wurde. Diese Zukunft kam jedoch nicht. Er vollendete sein letztes Werk - das Trio für Violine, Viola und Violoncello - nur neun Tage vor seiner Deportation nach Auschwitz.

Drei von den am Montag in Krakau gespielten Komponisten, Pavel Haas, Hans Krása und Viktor Ullman, kamen 1944 in den Gaskammern von Auschwitz um, der vierte, Gideon Klein, starb Anfang 1945 im KZ Fürstengrube.