Havel und Klaus treffen sich zum ersten Mal nach 10 Monaten

Vaclav Havel und Vaclav Klaus (Foto: CTK)

Zehn Monate lang haben Präsident Vaclav Havel und sein politischer Rivale Vaclav Klaus, Vorsitzender des Abgeordnetenhauses sowie der Bürgerdemokratischen Partei (ODS), nur über die Medien miteinander kommuniziert. Und dies zumeist in Form von zunehmend persönlicher werdenden Attacken. Am Dienstag nun unterbrachen beide den langen Stillstand des gegenseitigen Meinungsaustausches und trafen sich zu einem Gespräch unter vier Augen. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Bericht von Silja Schultheis.

Vaclav Havel und Vaclav Klaus  (Foto: CTK)
Nach einem ca. einstündigen gemeinsamen Mittagessen demonstrierten Vaclav Havel und Vaclav Klaus vor Journalisten, dass sie imstande sind, auch auf einem anderen, sachlicheren Niveau miteinander zu kommunizieren als dies bislang der Fall war. So erklärte Vaclav Klaus nach dem Treffen:

"Wir haben sicherlich nicht unsere Meinungen geändert und nicht unsere unterschiedlichen Ansichten über diese oder jene Sache überwunden. Aber ich denke, dass wir uns selber gezeigt haben, dass wir miteinander reden können - unabhängig von der Tatsache, dass wir unsere Standpunkte zu einer ganzen Reihe von Themen beibehalten."

Und Klaus ging sogar noch weiter, indem er die bestehenden Meinungsunterschiede zwischen ihm und dem Präsidenten ein Stück weit relativierte:

"Ich denke, im Großen und Ganzen gibt es in Hinblick darauf, was wir uns für die Tschechische Republik wünschen, keine großen Gegensätze."

Sogar zu Scherzen war man in der anschließenden Pressekonferenz aufgelegt - ein weiteres Zeichen dafür, dass das Treffen offensichtlich in entspannter Atmosphäre verlief. So brachte Vaclav Klaus dem Präsidenten Flugblätter der ODS mit und sagte, Havel habe versprochen, sie sich durchzulesen. Er habe nun die Hoffnung, so Klaus, dass der Präsident bei den bevorstehenden Wahlen für die ODS stimmen werde. Woraufhin Havel entgegnete:

"Selbst wenn ich mich unter dem Druck der Suggestivität dieser Broschüren entscheiden würde, die ODS zu wählen, würde ich das ganz sicher hier jetzt nicht sagen."

Der Präsident hatte zu dem Treffen mit Klaus auch den Entwurf einer fraktionsübergreifenden Resolution zur Nachkriegsgesetzgebung mitgebracht, über den das Abgeordnetenhaus am nächsten Tag abstimmen sollte. Darin wird festgehalten, dass die rechtlichen und vermögensrechtlichen Beziehungen, die aus der Nachkriegsgesetzgebung resultieren, unanzweifelbar, unantastbar und unveränderlich sind. Vaclav Havel erklärte sich mit dem Inhalt der Resolution einverstanden:

"Gegen diesen Text habe ich nicht die geringsten Vorbehalte. Ich unterstütze ihn, er spiegelt auch meinen Standpunkt wider. Wenn ich Einwände gegen etwas habe, dann gegen folgendes: Meiner Meinung nach hätte sich die Tschechische Republik weniger an dem Wecken unterschiedlicher Dämonen aus der Vergangenheit beteiligen können, was zu dieser seltsamen Atmosphäre geführt hat. Aber diesen Text unterstütze ich ohne Vorbehalte und identifiziere mich mit ihm."

Inzwischen hat das Abgeordnetenhaus die Resolution am Mittwochvormittag einstimmig angenommen. Über ihren genauen Wortlaut hatten sich die Vorsitzenden der im Parlament vertretenen Parteien am Freitag geeinigt.