Havel verabschiedete sich in Bratislava
Wie wir Sie in den Nachrichten bereits informiert haben, hat Präsident Vaclav Havel am Mittwoch seine letzte Auslandsreise als Präsident unternommen. Ziel des Besuches war die slowakische Hauptstadt Bratislava. Der Bratislava-Besuch scheint ein Triumphzug Havels gewesen zu sein. Martina Schneibergova war dabei.
Nach den Gesprächen mit Rudolf Schuster sagte der tschechische Staatspräsident:
"Meine Damen und Herren, diese meine Reise nach Bratislava findet 4 Tage vor Ablauf meines Präsidentenmandats statt. Es ist meine letzte Auslandsreise, und es ist kein Zufall, dass diese Reise nach Bratislava führte. Damit wird eine Art Bogen geschlossen - denn in der Slowakei war ich zum ersten Besuch im Amt des tschechischen Staatspräsidenten, aber ich erinnere mich auch an meinen Besuch in den Novembertagen 1989, als ich an Meetings in Kosice und Presov teilnahm. Was die politische Agenda anbelangt, sprachen wir mit Präsident Schuster vor allem über die Perspektiven der bilateralen Zusammenarbeit in der NATO und in der EU, der wir höchstwahrscheinlich zur selben Zeit beitreten werden," sagte Vaclav Havel. Die Rede war - wie er sagte - auch über die Visegrader Staaten-Gruppe und darüber, dass auch diese regionale Zusammenarbeit nicht ihren Sinn verliert."
Nicht immer wurde Vaclav Havel in der Vergangenheit in der Slowakei willkommen geheißen. "Genug mit Havel" hieß es z. B. vor zwölf Jahren auf Transparenten in Bratislava. IN Anspielung auf dieses Mottos trugen am Mittwochabend umgekehrt während der Theatervorstellung, die das tschechische Präsidentenpaar in Bratislava besuchte, Theaterleute ein Transparent mit der Aufschrift "Allzu wenig Havel gab es bislang" auf die Bühne.Vor der Theatervorstellung verlieh der Präsident auf der tschechischen Botschaft in Bratislava zwölf slowakischen Persönlichkeiten hohe tschechische Auszeichnungen, unter den Ausgezeichneten waren z. B. der Politiker des "Prager Frühlings" Alexander Dubcek oder der weltberühmte Tenorsänger Peter Dvorsky.
Charakteristisch für Havels jetzigen Bratislava-Besuch ist vielleicht das folgende Erlebnis. Vor der Weinstube, in der Präsident Havel zum Abschluss seines Besuchs in der slowakischen Hauptstadt mit seinen Freunden und Bekannten zusammentraf, wurde ich von einer älteren Slowakin angesprochen. Sie fragte mich: "Sind Sie mit unserem Präsidenten gekommen?" Etwas verunsichert, welchen Präsidenten sie damit meint, sagte ich, ja, ich kam mit unserem Präsidenten - mit Vaclav Havel. "Der liebe Gott soll ihm Gesundheit schenken, denn unser Präsident hat für uns viel geopfert," sagte die Frau, die auf der Straße wartete, um noch einmal "ihren" Präsidenten zu sehen.