Vaclav Havel in Bratislava / Einige tschechisch-slowakische Aspekte des Besuches

Vaclav Havel

Willkommen zur heutigen Ausgabe der Begegnungen, in denen wir uns mit dem offensichtlich wichtigsten tschechisch-slowakischen Ereignis der letzten Zeit befassen möchten - und zwar mit der letzten Auslandsreise, die Vaclav Havel noch im Amt des tschechischen Staatspräsidenten unternahm. Eine Reise, die - wie der Präsident selbst vor der Abreise aus Prag vor Journalisten betonte - eher eine symbolische Bedeutung hatte. Denn während des eintägigen Besuchs in der slowakischen Hauptstadt Bratislava wollte sich der Präsident seinen eigenen Worten zufolge auch an die Zeit der samtenen Revolution erinnern und mit alten Freunden zusammentreffen.

Willkommen zur heutigen Ausgabe der Begegnungen, in denen wir uns mit dem offensichtlich wichtigsten tschechisch-slowakischen Ereignis der letzten Zeit befassen möchten - und zwar mit der letzten Auslandsreise, die Vaclav Havel noch im Amt des tschechischen Staatspräsidenten unternahm. Eine Reise, die - wie der Präsident selbst vor der Abreise aus Prag vor Journalisten betonte - eher eine symbolische Bedeutung hatte. Denn während des eintägigen Besuchs in der slowakischen Hauptstadt Bratislava wollte sich der Präsident seinen eigenen Worten zufolge auch an die Zeit der samtenen Revolution erinnern und mit alten Freunden zusammentreffen. Über die einzelnen Programmpunkte des Besuches haben wir Sie, verehrte Hörerinnen und Hörer, in der aktuellen Berichterstattung - am 29., bzw. 30. Januar bereits informiert. In den folgenden Minuten möchten wir noch auf einige, vorher weniger beachteten tschechisch-slowakischen Aspekte eingehen.

Diejenigen, die Havels Besuch in Bratislava vor zwölf Jahren persönlich miterlebten, die wussten den diametralen Unterschied am besten zu beschreiben. Damals wurde er mit Transparenten begrüßt, auf denen stand: "Genug mit Havel!" Diesmal erwarteten den tschechischen Präsidenten Präsidentenfanfaren, die höchste slowakische Auszeichnung sowie viele lobende Worte von den führenden slowakischen Politikern. Vom Interesse der Öffentlichkeit für den einstigen gemeinsamen Staatspräsidenten zeugten die Gruppen von wartenden Bürgern der slowakischen Hauptstadt, die sich trotz des frostigen Wetters überall dort versammelten, wo man Vaclav Havel wenigstens für eine Sekunde begegnen, bzw. ihm zuwinken konnte.

Nach Aussage des bedeutenden slowakischen Journalisten Stefan Hrib, die in der Tageszeitung Hospodarske noviny veröffentlicht wurde, stellt Vaclav Havel für die Mehrheit der Slowakei ein Symbol dar, das die beiden Völker - die Tschechen sowie die Slowaken - vom Totalitarismus zur Demokratie führte. Hrib zufolge haben sogar die slowakischen Nationalisten Havel vermeintliche Sünden verziehen. Dies hängt nach Meinung des Publizisten damit zusammen, dass die Slowaken die tschechoslowakische Etappe ihrer Geschichte anders als früher bewerten und die meisten von ihnen die Tschechoslowakei nun für einen letztlich positiven Bestandteil der eigenen Geschichte halten, der sie auf den selbstständigen Staat vorbereitete.

In den Jahren 1990-92 bemühte sich Vaclav Havel darum, die tschechoslowakische Föderation beizubehalten. Diese Versuche entsprachen damals nicht der politischen Wirklichkeit. Auf eine Frage zu diesem Thema antwortete Havel auf der Pressekonferenz in Bratislava:

"Ich wollte die Föderation nicht um jeden Preis retten. Ich bemühte mich jedoch so gut ich konnte darum, dass die Föderation gerecht und authentisch war, damit sie dem Willen der beiden Völker entsprach. Ich entwickelte auch große Bemühungen darum, dass man über die künftige Form unserer Koexistenz in einem Referendum entscheiden konnte. Schließlich haben wir uns getrennt, ich erfüllte nur die Pflicht des tschechoslowakischen Staatspräsidenten. Ich sagte in meiner letzten Neujahrsansprache, es komme mir immer mehr so vor, dass der negative Anhauch, den die Auflösung der Föderation hatte, allmählich durch die Vorteile abgelöst werde. Unsere beiden Völker sind selbstbewusster geworden und hörten auf, sich ununterbrochen nur mit der Frage ihres Verhältnisses zueinander zu befassen. Wir fanden unsere Staatlichkeit, um an unseren gemeinsamen Zielen - von denen es mehrere gibt - zusammenzuarbeiten. Die bestimmten Traumata, die es nach der Teilung der Tschechoslowakei offensichtlich eher auf tschechischer Seite gab, verschwanden. Jetzt scheinen mir die Beziehungen gut und natürlich zu sein."

Mit den Fanfaren wurde Präsident Havel im Tschechischen Zentrum in Bratislava begrüßt, wo er zwölf slowakischen Persönlichkeiten hohe tschechische Auszeichnungen verlieh. Unter den Ausgezeichneten war auch der verstorbene Politiker Alexander Dubcek - ein Symbol des "Prager Frühlings 68", der Anfang der neunziger Jahre an der Spitze des damals noch föderalen Parlaments stand. Vaclav Havel beschrieb bei jedem Ausgezeichneten die Gründe, die ihn zur Verleihung des Ordens, bzw. der Verdienstmedaille bewegten. Als er den weltberühmten slowakischen Tenor Peter Dvorsky auszeichnete, erinnerte sich Vaclav Havel daran, wie er gemeinsam mit dem Opernsänger während der sanften Revolution 1989 auf den ersten Kundgebungen in den slowakischen Städten die Nationalhymne sang. "Wir sangen gemeinsam, er hervorragend, ich etwas schlechter ...," sagte Havel und erweckte damit verständnisvolles Lächeln im Publikum. Peter Dvorsky bezeichnete Vaclav Havel als ein beruhigendes Element, das sich um den ruhigen Verlauf der ersten Jahre nach der Wende verdient gemacht hatte. Auf die Frage danach, was die Auszeichnung für ihn bedeutet, die er soeben von Vaclav Havel erhielt, antwortete Peter Dvorsky:

Den Worten von Peter Dvorsky kann ich nur noch das Erlebnis hinzufügen, das ich zwar bereits einmal schilderte, das Havels Besuch in Bratislava jedoch sehr gut illustriert: Vor der Weinstube, in der Präsident Havel zum Abschluss seines Besuchs in der slowakischen Hauptstadt mit seinen Freunden und Bekannten zusammentraf, wurde ich von einer älteren Slowakin angesprochen. Sie fragte mich: "Sind Sie mit unserem Präsidenten gekommen?" Etwas verunsichert, welchen Präsidenten sie damit meint, sagte ich, ja, ich kam mit unserem Präsidenten - mit Vaclav Havel. "Der liebe Gott soll ihm Gesundheit schenken, denn unser Präsident hat für uns viel geopfert," sagte die Frau, die auf der Straße wartete, um noch einmal "ihren" Präsidenten zu sehen.