Heimlichkeiten rund ums Heim

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Jeder fünfte Haushalt in Tschechien zahlt regulierte und damit sehr niedrige Mieten. Dadurch allerdings bleiben viele Hausbesitzer auf ihren Instandhaltungskosten sitzen. Im Parlament wurde nun beschlossen, dass die Mietpreise häppchenweise erhöht werden. Allerdings, wie gehabt reguliert. Hören Sie im Folgenden ein Radio-Feuilleton von Renate Zöller.

Foto: Archiv Radio Prag
Martins Umzug von einer Prager Wohnung in die andere hatte etwas höchst Konspiratives. Die Nachbarn sollten nämlich nicht merken, dass in die Wohnung oben unterm Dach ein Fremder einzog. Wir Helfer waren also angehalten, so zu tun, als ob es eigentlich gar kein Umzug wäre, nur so eine Art Besuch mit sieben Reisetaschen, Topfpflanzen und einem Fahrrad. Wenn man Martin dann in der nächsten Zeit besuchte, war das immer recht kompliziert: An der Tür durfte sein Name nicht stehen, und so wusste man nie, welche der etwa 50 Klingeln in seiner Wohnung ringen würde. Martins Vermieter, ein freundlicher Geschäftsmann mit einem großen Haus außerhalb von Prag wollte nämlich die Wohnung nicht verlieren, für die er 2300 Kronen zahlt. Er hat eine achtjährige Tochter, die vielleicht einmal später dort wohnen will. Und ein bisschen nebenbei verdienen wollte er wohl auch, von Martin bekam er 8000 Kronen, immerhin 280 Euro im Monat.

Martin ist dann doch irgendwann aufgefallen und musste wieder ausziehen, die Wohnung steht jetzt leer, was sich für seien Ex-Vermieter immer noch rentiert, auch wenn das Parlament nun eine jährliche Anhebung der Mieten um 14 Prozent verfügt hat. Die Hausbesitzer haben sich nämlich beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg beschwert, dass ihre Kosten nicht gedeckt werden. Und dass sie den sozial Schwachen, die eh nur ein Drittel der Betroffenen ausmachen, durch niedrige Mieten helfen sollen, obwohl das doch eigentlich Aufgabe des Staates ist. Erschreckt hat man sich jetzt mit den Hausbesitzern geeinigt. Die Regulierung ganz aufzuheben, dazu konnte man sich nicht durchringen. Aber immerhin: Am Ende wird Martins Vermieter also 5600 Kronen zahlen müssen. Dann muss der Hausbesitzer nur noch ein paar Jahre sparen, um endlich das Dach zu reparieren, wie Martins Vermieter es doch schon so lange von ihm fordert.