"Heiße Lawine" - tschechische Anbieter auf Dresdner Weihnachtsmarkt
Er ist einer der ältesten Weihnachtsmärkte Deutschlands, wenn nicht der älteste überhaupt: der Dresdner Striezelmarkt. Seit 1434 wird er regelmäßig im Advent auf dem Altmarkt in Dresden veranstaltet. Gegenwärtig findet der 580. Striezelmarkt statt, und wieder werden bis zu 2,5 Millionen Besucher erwartet. Darunter kommen Zehntausende aus dem benachbarten Tschechien. Mittlerweile aber konsumieren und kaufen die Tschechen hier nicht nur, sondern verkaufen auch eigene Produkte in unmittelbarer Nähe des Striezelmarktes.
„Mein Mann und ich waren bestimmt schon vor 20 Jahren erstmals hier, als unsere Kinder noch klein waren. Damals ist mir jedoch überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ich eines Tages auch als Verkäufer auf einem Dresdner Weihnachtsmarkt dabei sein und tschechische Spezialitäten anbieten werde.“
Diese kaum für möglich gehaltene Chance eröffnete sich Lucie Zachařová dann aber vor drei Jahren. Denn 2011 wurde sie von jener Agentur kontaktiert, die den Weihnachtsmarkt auf der zentral gelegenen Prager Straße ausrichtet. Seitdem ist sie zur Adventszeit mit ihrem Verkaufsstand stets auf der großen Einkaufsmeile Dresdens anzutreffen:„Wir sind in der Gastronomiebranche tätig und bieten daher Speisen und Getränke an. Zu den tschechischen Spezialitäten unseres Angebots gehören Heißgetränke, für den Becherovka verwendet wird. Diese Kräuterlikör-Mixgetränke heißen bei uns zum Beispiel ´Heiße Lawine´ oder ´Heiße Birne´ Des Weiteren bieten wir spezielle Varianten des beliebten Glühweins an. Dazu gehören der Original Erzgebirgsglühwein oder verschiedene Geschmacksvarianten wie beispielsweise der Brombeerglühwein.“
Mit der Möglichkeit, auf der stark frequentierten Prager Straße in Dresden verkaufen zu können, sind Lucie Zachařová und ihr Mann sehr zufrieden. Um ihren Stand jedoch jedes Jahr zu Ende November auch aufbauen zu können, müssen sie strikte Auflagen der Veranstalter in Bezug auf Aussehen, Hygiene und Sicherheit erfüllen. Auch die Standmiete sei nicht billig, sie koste mehrere tausend Euro. Dennoch befürwortet Zachařová die strengen Vorschriften:„Im Unterschied zu den Verkaufsständen in Tschechien müssen die Speisen in Deutschland mit einem Schutzglas geschützt werden. Die Deutschen nennen es Spuckschutz. Das ist aus hygienischer Sicht eine sehr nützliche Sache, denn in Tschechien sind die Lebensmittel bei den Ständen oft nicht vor Husten oder Niesattacken der Kunden geschützt. Jeder Stand muss mit einem Feuerlöscher ausgestattet sein, und vor Beginn des Marktes erhält jeder Markthändler eine lange Liste mit den Pflichten und Verboten, die er einzuhalten hat. Ich finde das aber völlig in Ordnung.“
Lucie Zachařová ist also bestens mit der deutschen Gründlichkeit und Ordnung vertraut. Dennoch ist es ihr auch einmal passiert, dass sie mit ihrer böhmischen Spezialität nicht den Geschmack ihrer sächsischen Gastgeber getroffen hat:„Wir sind nun das dritte Mal auf dem Dresdner Weihnachtsmarkt in der Prager Straße präsent. Gleich zu Beginn wollten wir auch den typisch böhmischen Kartoffelpuffer anbieten, der mit Knoblauch und Majoran zubereitet wird. Die Deutschen verstehen unter Kartoffelpuffer allerdings etwas anderes, deshalb sollten wir den unsrigen auch gezuckert oder mit Apfelmus bestrichen anbieten. Das hat mich dann einiges an Kraft gekostet, die Veranstalter davon zu überzeugen, dass dies in der Kombination mit dem Knoblauch keine gute Mischung sei. Wir haben daher von der Zubereitung der Kartoffelpuffer Abstand genommen.“
Der Weihnachtsmarkt in der Prager Straße wie auch der Striezelmarkt und viele weitere Dresdner Märkte sind noch bis zum Heiligen Abend geöffnet.