Heute und vor 20 Jahren: Prager Vergangenheit mit der Kamera in der Hand

Prager Denkmal des Heiligen Wenzel

Das Prager Denkmal des Heiligen Wenzel beklebt mit unzähligen Plakaten und Erklärungen, ein Menschengedränge davor - und gleich daneben ein neueres Foto vom selben Ort. Dies ist eines der Bilderpaare in der Fotoausstellung, die vorige Woche in Prag eröffnet wurde. Veranstalter ist das Deutsch-tschechische Jugendforum in Zusammenarbeit mit dem Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität der ČR und dem Sudetendeutschen Büro Prag. Junge Tschechen und Deutsche haben sich von Fotografien aus Prag aus dem Jahr 1989 inspirieren lassen und schossen 20 Jahre später Bilder von denselben Orten. Bei der Vernissage sprach Martina Schneibergová mit einem der Organisatoren, Petr Lehr vom Gymnasium in Teplice / Teplitz, und mit der Studentin Iwi Hagenau, die als Fotografin in Prag unterwegs war.

Petr Lehr
Herr Lehr, wie sind die Fotos der Ausstellung entstanden, was war der Beweggrund?

„Die Fotos sind nach einer langen Diskussion im Rahmen eines Workshops entstanden. Wir schauten uns die Fotos an, die Fotograf Aleš Valda 1989 geschossen hat. Wir wollten über alles, was sich inzwischen verändert hat, diskutieren. Darum sind die neuen Fotos entstanden: Wir wollten vergleichen, was sich alles verändert hat. Ich selbst habe nicht fotografiert, sondern das haben die Teilnehmer des Workshops gemacht.“

Sind Sie persönlich Initiator oder Veranstalter der Fotoausstellung?

Prager Denkmal des Heiligen Wenzel
„Ich gehöre zu den Organisatoren, wir haben am Workshop zwar auch teilgenommen, aber ihn eher geleitet.“

Wie war dann das Resultat des Workshops mit dem Titel ´War alles wirklich besser?´ ?

„Schwer zu sagen. Das sollen jetzt die Menschen, die sich an der Ausstellung beteiligten, selbst analysieren und entscheiden.“


Iwi Hagenau, die Fotos sind im Rahmen eines Workshops entstanden und Sie sind eine der Fotografinnen…

„Ich bin Mitglied des Deutsch-Tschechischen Jugendforums, und wir sind die Arbeitsgemeinschaft Jugend und Demokratie. Ursprünglich waren wir neun, mittlerweile acht deutsche und tschechische Jugendliche. Zuerst ging es uns darum, dass sich deutsche und tschechische Jugendliche mit der gemeinsamen Vergangenheit auseinandersetzen. Da 2009 das Jubiläum Mauerfall gefeiert worden war, haben wir beschlossen, uns mit dem Thema Kommunismus auseinanderzusetzen. Wir haben einen zweitägigen Workshop in Prag organisiert. Diese Fotos sind bei einem von insgesamt vier Projekten entstanden. Wir haben uns zwei Tage lang mit dem Thema auseinandergesetzt, haben ein Zeitzeugengespräch gehabt, eine Stadtführung mit einem thematischen Stadtführer dazu organisiert und haben Fotos dazu geschossen. Wir haben Fotos des tschechischen Fotografen Aleš Valda als Grundlage genommen und dieselben Orte, die er 1989 fotografiert hatte, besucht und noch einmal fotografiert. Dadurch haben wir festgestellt, dass sich während der 20 Jahre viel im Stadtbild von Prag geändert hat.“

Bild vom Kaufhaus My,  bzw. Máj
Welche Orte haben sich Ihrer Meinung nach am meisten geändert? Und welche Orte haben Sie am tiefsten beeindruckt?

„Unser Lieblingsbild ist das Bild vom Kaufhaus My. Denn früher hieß das Haus ´Máj´ und jetzt heißt es englisch ´My´. Im Vordergrund auf dem rund 20 Jahre alten Bild von Aleš Valda läuft ein ganz üblicher tschechischer Passant durch das Bild. Auf unserem Foto läuft über dieselbe Straße vor dem Kaufhaus ein asiatischer Tourist. Dies ist, meine ich, ein typisches Prager Stadtbild. Hinzu kommt, dass das tschechische ´Máj´ in das Englische ´My´ umbenannt wurde, um das Haus attraktiver für die Touristen zu machen. Aber dass sich die Tschechen an den ursprünglichen Namen ´Máj´ gewöhnt haben, das finden wir besonders interessant.“

Foto: Archiv Radio Prag
Handelt es sich nur um eine Auswahl von Fotos, die Sie damals gemacht haben?

„Ja, es ist eine Auswahl. Wir haben mehr Fotos gemacht. Denn die Gruppe haben wir damals geteilt, und die Teilnehmer zogen zu zweit oder zu dritt los. Jeder hat sich unter den Fotos von Valda sein Lieblingsfoto ausgesucht, ist dann den Ort besuchen gegangen und hat ihn fotografiert. Und das hier sind die besten Fotos.“


Die Ausstellung ist im Haus der Minderheiten in der Straße Vocelova 3 in Prag vorläufig bis Ende April zu sehen.