Historisches Karussell im Prager Letná-Park wird restauriert
Prag hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Zu den Kleinoden der Hauptstadt gehört ein hölzernes Karussell, das vor fast 130 Jahren gebaut wurde. Es ist das älteste erhaltene Fahrgeschäft der Welt. Gegenwärtig wird es restauriert.
Das historisch wertvolle Karussell steht im Letná-Park der Moldaumetropole und ist bis heute funktionstüchtig. Allerdings müssen die 19 Holzpferde, die vier Autos und alle anderen Bestandteile der Freizeitattraktion von Zeit zu Zeit generalüberholt werden. Das ist seit 2019 ein weiteres Mal der Fall. Doch es geht voran, sagt der Direktor des Nationalen Technischen Museums, Karel Ksandr:
„Die Restaurierung des Karussells ist natürlich eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe. Zum einen ist es ein Bauwerk, das über 100 Jahre alt ist, zum anderen ist es zu 80 Prozent intakt. Das Karussell ist zum überwiegenden Teil eine Holzkonstruktion.“
Für diese Aufgabe braucht es ausgemachte Spezialisten, ergänzt Ksandr:
„Ich bin sehr froh, dass es uns zum bereits vierten Male gelungen ist, eine Firma zu finden, die dieses Kunstwerk repariert. Dessen Restaurierung steht zudem unter der Schirmherrschaft des Kulturministeriums. Wenn alles normal läuft, dann werden wir das Karussell im Frühjahr kommenden Jahres der Öffentlichkeit präsentieren und erneut in Betrieb nehmen.“
Und was die Besucher dann wieder zu sehen bekommen, hat einen unschätzbaren historischen Wert. Karel Ksandr:
„Die Geschichte des Karussells ist äußerst interessant. Es wurde ursprünglich im Jahr 1892 vom Zimmermann Matej Bílek in Královský Vinohrady gebaut. Dieser heutige Stadtteil von Prag war damals noch eine eigene Stadt. Zwei Jahre später wurde das Karussell dann in die königliche Hauptstadt Prag überführt, und zwar genau dorthin, wo es auch heute noch steht.“
Das Karussell befindet sich dabei immer noch in dem ursprünglichen Holzpavillon, dank dem es außerhalb der Betriebszeiten gut verschlossen ist. Die Konstruktion wurde auf dem Grundriss eines regelmäßigen Zwölfecks mit einer Spannweite von zwölf Metern und einem pyramidenförmigen Dach erbaut. Der innere Teil, also das eigentliche Fahrgeschäft, stammt aus dem Jahr 1892 und ist fast originalgetreu erhalten. Auf der Drehscheibe stehen 19 Pferde unterschiedlicher Größe und vier kleine Autos. Zwei davon sind aus Holz und zwei aus Blech. Die Autos entsprechen Bautypen aus den 1930er Jahren. Sie wurden damals vermutlich hinzugefügt, um die Pferde zu ergänzen. Doch gerade der historische Teil des Karussells bereitet bei der Reparatur die eher kleineren Sorgen, bemerkt Ksandr:
„Paradoxerweise wurden die restaurierten Pferde schon vor ein paar Jahren wieder auf Vordermann gebracht. Alle Figuren sind runderneuert, die Tiere wurden dabei sogar wieder mit echter Pferdehaut bedeckt. Das Problem war vielmehr die Außenkonstruktion des Karussells, denn der Auftrag war wegen des geringen Umfangs für viele Unternehmen nicht interessant. Daher hat es auch sehr lange gedauert, bis wir eine entsprechende Firma gefunden haben, die nun die Restaurierung des gesamten Karussells vollenden wird.“
Pünktlich zum Frühling nächsten Jahres soll es soweit sein. Dann werden sich auf dem Karussell auch wieder viele Familien vergnügen. An sie hatte der damalige Bauherr Josef Nebeský insbesondere gedacht. Denn er ließ die Pferde zum Teil in Lebensgröße bauen, damit ebenso die Eltern der Kinder die Fahrt genießen können.