Hörerforum

Willkommen zu unserem heutigen Hörerforum, in dem wir uns auch diesmal möglichst vielen Ihrer Fragen und Anregungen widmen wollen. Leider reicht unsere Sendezeit nie aus, um auf alle Zuschriften einzugehen, die wir von Ihnen bekommen. Trotzdem freuen wir uns über jede Ihrer Meinungen und sind vor allem für kritische Stimmen dankbar. Sie dienen uns nicht nur als Echo auf das, was wir Ihnen in vergangenen Sendungen geboten haben, sondern auch als wichtige Anregung für die künftige Gestaltung und kontinuierliche Verbesserung unseres Programm. Und damit begrüßt Sie aus dem Prager Studio am Mikrofon Silja Schultheis.

Wenden wir uns zunächst einigen besonders aktuellen Fragen von Ihnen zu. Karl Oxenbauer aus Bayreuth spricht in seinem Brief das europaweit in letzter Zeit sicherlich am meisten diskutierte Thema an - die BSE-Krise. Seine Frage hierzu lautet:

"Was hat man hierüber in Ihrem Land zwischenzeitlich für Erfahrungen gemacht? Unsere Bevölkerung bildet sich ein, dass diese Rinderkrankheit nur auf Mittel- und Westeuropa beschränkt ist, weil man aus anderen Ländern, vor allem aus Osteuropa darüber nichts hört oder erfährt."

In der tschechischen Presse füllt das Thema BSE ebenso wie in Westeuropa seit Wochen die Schlagzeilen. Dabei wurde in letzter Zeit besonders auch über die Auswirkungen dieser Seuche auf das Verhalten der tschechischen Gesellschaft berichtet. So titelte beispielsweise die auflagenstärkste Tageszeitung "Mlada fronta dnes" am 25. Januar "Rindfleisch verschwindet von den Tellern" und beleuchtete im Anschluss daran die Ergebnisse einer Meinungsumfrage, denen zufolge sich fast jeder 2. Tscheche vor der Seuche fürchtet und 40% aller Tschechen bereits ihren Rindfleischkonsum gesenkt hat.

Ein weitere Frage betrifft den tschechischen EU-Beitritt. Ulrich Stühmke aus Essen interessiert sich in diesem Zusammenhang für die Einstellung der tschechischen Bevölkerung hierzu. Selbstverständlich handelt es sich hierbei um ein äußerst vielschichtiges Thema, das sich weder in zwei Sätzen noch in Form von hin- und wieder erscheinenden Statistiken zufriedenstellend beantworten läßt. Allein schon deshalb, weil die tschechische Öffentlichkeit sich in dieser Frage keineswegs einig ist. Wie Sie aus dem Beitrag meiner Kollegin Dagmar Keberlova vom vergangenen Donnerstag erfahren haben, zählen Studenten und Schüler beispielsweise zu denjenigen Bevölkerungsgruppen, die der EU besonders aufgeschlossen gegenüber stehen.

Um der aktuellen Entwicklung in Sachen EU-Beitritt auf der Spur zu bleiben, haben wir letzten Herbst die Rubrik EURODOMINO eingerichtet, in der wir alle zwei Wochen, jeweils am Montag, dieses komplexe Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

Einen weiteren Gegenstand, der hierzulande in den vergangenen Monaten vieldiskutiert wurde - das tschechische Bildungswesen - spricht Fritz Andorf aus Meckenheim in seinem Brief an. Er schreibt, dass ihn die schlechte Situation der Lehrer in Tschechien betroffen mache und fragt, wie es mit ihrer Ausbildung bestellt sei. Zur Illustration der Lage möchte ich eine aktuelle Meldung der tschechischen Nachrichtenagentur CTK vom vergangenen Montag zitieren, in der es heißt:

"Die zentrale Schulinspektorin warnte vor einer alternden Lehrerschaft, die sich negativ auf den Unterricht, vor allem in den Grundschulen, auswirke. Der Zustand des tschechischen Schulwesens zeuge davon, dass die Lehrerlaufbahn für junge Menschen nicht mehr besonders attraktiv sei. Rund 35% der Grundschullehrer sei bereits über 50 Jahre alt, weitere 35% um die 40 Jahre."

Das Problem, mit dem die tschechischen Schulen zu kämpfen haben, liegt demnach nicht in der Ausbildung der Lehrer begründet, jedenfalls nicht primär. Denn genügend Lehrer mit qualifizierter Ausbildung gäbe es in Tschechien durchaus. Immer weniger von ihnen sind jedoch bereit, unter den katastrophalen finanziellen Bedingungen in den Schulen ihrem eigentlichen Beruf nachzugehen und wandern stattdessen in die Wirtschaft ab. Dies wiederum führt dazu, dass die Schulen zunehmend gezwungen sind, unqualifizierte Lehrer einzustellen.

Soweit für heute, liebe Hörerinnen und Hörer, zu Ihren Fragen. In der uns verbleibenden Zeit möchte ich mich nun einigen konstruktiven Anregungen zuwenden, die wir von Ihrer Seite erhalten haben.

Werner Spinnehörn aus Frankfurt a.M. schlug uns vor, in unserem Programm über Prager Kaffeehäuser in Vergangenheit und Gegenwart zu berichten. Auch wenn sich meine Kollegin Martina Schneibergova in zurückliegenden Sendungen bereits mehrfach mit der Kaffeehauskultur beschäftigt hat - ich erinnere an die Beiträge über das Cafe Slavia und Cafe Deminka, die Sie auch auf unseren Internetseiten finden können - greifen wir diesen Vorschlag gerne auf und kommen auf ihn im Rahmen der "Spaziergänge durch Prag" zurück.

Ulrich Stühmke aus Essen fragte uns, ob es einen Kreis von Hörern unseres Senders gäbe, der sich ab und zu trifft, um Meinungen und Erfahrungen auszutauschen. Bislang ist es - zumindest unseres Wissens nach - nicht zu einem solchen Treffen gekommen. Wir möchten indes Herrn Stühmkes Frage gerne als Aufforderung verstehen, einen Meinungsaustausch unter unseren Hörern anzuregen und ihm in unserem Hörerforum Raum zu gewähren.

Dafür wäre es - so haben wir uns gedacht - hilfreich, wenn Sie uns in Ihren Briefen auf diejenigen Themen hinweisen würden, von denen Sie meinen, dass sie bislang in unseren Sendereihen entweder vernachlässigt oder nicht ausreichend behandelt worden sind. Wir würden dann im Hörerforum um Meinungsäußerungen zu diesen Fragen bitten und dann jeweils für das darauffolgende Hörerforum ein Zusammenstellung Ihrer Meinungen vorbereiten. Auf diese Weise könnte sich unsere Sendung zunehmend zu einer Art Diskussionsforum mit jeweils einem - oder mehreren - thematischen Schwerpunkten entwickeln.

Wenn Sie dieser Idee etwas abgewinnen können, schreiben Sie uns doch Ihre Themenvorschläge. Es muss sich dabei keineswegs immer um brandaktuelle Fragestellungen handeln, die in den Medien bereits vielfach diskutiert werden.

Auch die Bereiche, aus denen Sie Themen wählen, bleiben selbstverständlich Ihnen überlassen. Wir sind, liebe Hörerinnen und Hörer, auf Ihre Vorschläge und Meinungen gespannt und würden uns freuen, wenn Sie mit uns gemeinsam diese Sendung Schritt für Schritt in eine Art Gesprächsforum verwandeln würden.