Hörerforum

Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu einer weiteren Ausgabe von Hörerforum. Wie jeden zweiten Dienstag werden wir auch heute in der Postmappe blättern. Ein häufiges Thema ihrer Briefe in den letzten zwei Wochen war die Weltwährungstagung, so wollen wir gleich hiermit beginnen. Selbstverständlich stehen auch andere Meinungen auf dem Programm sowie Antworten auf Ihre Fragen. Am Mikrophon sind mit Ihnen Martina Schneibergova und Dagmar Keberlova.

Die IWF- und Weltbanktagung, die in der letzten Septemberwoche in Prag stattfand, hat Prag ins Rampenlicht der Medien gestellt. Auch sie haben, verehrte Damen und Herren, großes Interesse für diese Thematik gezeigt. Frau Martha Lengert aus Leverkusen schrieb uns hierzu:

"Ein bisschen komisch mutet es einen schon an, wenn man noch die kommunistischen Zeiten miterlebt hat, wenn jetzt eine so kapitalistische Organisation wie Weltbank und IWF bei Ihnen in Prag tagt - doch das ist ein Zeichen für die Normalisierung und die Integration Tschechiens in die internationalen Strukturen. Ich habe mich ja gefragt, als man im Fernsehen die Bilder der Demonstrationen sah, ob dies mehrheitlich zugereiste Demonstranten waren oder ob die Demonstrationskultur auch bei Ihnen so entwickelt ist, dass die tschechische Jugendlichen gegen die internationale Finanzpolitik demonstriert haben - leider ja zum Teil recht gewalttätig."

Wie wir in unseren Sendungen berichteten, waren die meisten unter den Demonstranten Ausländer. Die meist vertretenen waren Italiener, Spanier, Griechen, weiter Deutsche, Österreicher, Ungarn, Polen und Dänen.

Einen Lob für die Berichterstattung in den Tagen der Weltfinanziertagung erhielten wir von Siegbert Gerhard aus Frankfurt:

"Bemerkenswert und außergewöhnlich breitgefächert war Ihre Berichterstattung zur IWF- Jahrestagung und deren Begleitumstände, Demos, Proteste, Hintergründe - Kompliment an Ihr ganzes Team!"

Herr Engelbert Borkner aus Hildesheim gefiel wiederum die vom Staatspräsidenten Vaclav Havel organisierte Debatte mit den Globalisierungsgegnern und den Befürwortern. Wir zitieren:

"Als einen guten Schachzug ihres Präsidenten Vaclav Havel betrachte ich auch die Einladung zu einer Diskussion von etwa 300 Globalisierungsgegnern und Befürwortern in den Ballsaal der Prager Burg. Damit wurde eventuell auch schon etwas Luft abgelassen und somit die Spannung gemindert. Sicherlich ist es nicht abzustreiten, dass auf beiden Seiten gewisse Emotionen vorhanden waren."

Soweit ihre Kommentare im Zusammenhang mit der Weltwährungstagung in Prag. Etwas im Hintergrund steht in Tschechien bereits die EXPO in Hannover. Doch nicht in Deutschland, so bekommen wir ab und zu Kommentare diesbezüglich von Ihnen. Der folgende ist von Ulrich Stühmke aus Essen, der die EXPO vor kurzem besucht hat. Zitat:

"Neben vielen anderen Pavillons habe ich auch den der Tschechischen Republik besucht. Man hat sich dort etwas Besonderes einfallen lassen. Eine ca. 3 m hohe und etwa 30 cm breite im Kreis aufgebaute Bücherwand erweckt bei den Besuchern einige Aufmerksamkeit. Hier wurden viele tausend alte Bücher lose aufeinander geschichtet. Das macht die Sache erst interessant. Ich finde die Idee sehr bemerkenswert."

Ein weiteres Thema, dass schon lange Zeit für Schlagzeilen im In- und Ausland sorgt, ist die Inbetriebnahme des AKW Temelin. Eine mit diesem Thema zusammenhängende Frage, die sich vielleicht mehrere von Ihnen gestellt haben, erhielten wir von Herr Borkner aus Hildesheim:

"Gibt es eigentlich in der Tschechischen Republik Endlagerstätten für den ausrangierten Atommüll? Rufen bei Ihnen in Tschechien Transporte mit atomaren Gütern, also abgebrannten Brennstäben, auch Protestaktionen hervor?"

Hierzu rief ich Vratislav Fajman, den Inspektor für nukleare Sicherheit der Atomaufsichtsbehörde an. Fajman antwortete folgendermaßen:

"Die Lagerstätten gibt es auch in der Tschechischen Republik, der Atommüll wird nicht transportiert und zwar aus dem folgenden Grund. Weltweit gilt, dass für das Entsorgen des Atommülls derjenige Staat verantwortlich ist, in dem er produziert wurde und es wäre unmoralisch, diese Last auf andere Staaten zu übertragen. In der Tschechischen Republik wurde im Einklang mit dem neuen Atomgesetz aus dem Jahre 1997 eine Institution errichtet, die die Lagerstätten verwaltet und für sämtlichen Atommüll in Tschechien verantwortlich ist. Von den Produzenten des Atommülls wird Gebühr erhoben, um die Lagerung zu finanzieren."

Probleme bei Atommülltransporten gibt es in Tschechien nicht, da es seit Jahren zu keinem Transport mehr gekommen ist, wie Vratislav Fajman erklärt:

"Was den Transport von Atommüll oder verbrauchten nuklearen Brennstäbe betrifft, so wurden diese seit einigen Jahren in Tschechien nicht mehr transportiert. Das letzte Mal wurden diese aus den Endlagerstätten aus der Slowakei abtransportiert, die dort noch zur Zeit der Föderation gelagert wurden und aus dem AKW Dukovany stammten. Es ist zu keinen Protesten gekommen."

Nach der Inbetriebnahme des AKW Temelin ist es auch mit der Frage eines Referendums zu dieser Einrichtung vorbei, doch die Volksbefragungsproblematik bleibt aktuell. Hierzu ein Kommentar von Hans Söring aus Ramsdorf:

"Wie ich nun letztlich in einer Ihrer Sendungen entnehmen konnte, machen sich die Leute bei Ihnen Gedanken über ein Referendum zu verschiedenen Anlässen, um auch den einfachen Bürger am demokratischen Staatswesen aktiver teilhaben zu lassen. In Deutschland wird diese Frage immer wieder aufgeworfen, wenn wieder einmal eine Bundespräsidentenwahl ansteht. Dann wird von Politikern über die Mündigkeit der Bürger schwadroniert und das man doch tunlichst diesen auch bestimmte Dinge selbst entscheiden lassen solle. Nach erfolgter Wahl passiert - nichts. Glauben Sie mir in Prag, wenn Politiker das Maul aufreißen über das Referendum, haben sie schon das Volk belogen." Soweit Hans Söring aus Ramsdorf.

Abschließend für die heutige Sendung haben wir eine E-mail-Nachricht von Mathias Grallert ausgesucht. Zitat:

"Es ist sehr erfreulich, dass Sie auch unangenehme Themen in Ihren Berichten nicht aussparen. So berichteten Sie über den in letzter Zeit angestiegenen Missbrauch der Amtsbefugnisse tschechischer Polizisten. In meinem Bekanntenkreis konnten wir als Tagestouristen mit der vermehrten Beamtenwillkür als Autofahrer auf tschechischen Strassen bereits diverse Erfahrungen sammeln. Im Gegensatz zu heute war jedoch während DDR-Zeiten das Thema nicht so ausgeprägt."