Hörerforum

Herzlich willkommen, verehrte Damen und Herren, nach zwei Wochen wieder zu unserer Sendereihe Hörerforum. In den vergangenen Tagen hat sich die Postmappe ordentlich gefüllt und wir bedanken uns an dieser Stelle für alle Ihre Zuschriften, von denen wir hier heute einige zitieren werden. Besucht hat uns zudem ein lieber Hörer, den wir Ihnen im Rahmen des Hörerforums vorstellen werden. Am Mikrophon begrüßt Sie Dagmar Keberlova.

Andreas Konopka ist so etwas wie ein Stammbesucher von Prag. Doch auch wenn er die Tschechische Republik jedes Jahr besucht, so findet er - seinen Worten nach - immer wieder etwas Interessantes und Neues vor. Aber lassen wir Andreas Konopka am besten selbst zu Wort kommen:

Diesmal war es unter anderem das neue Rundfunkgebäude, aus dem auch Radio Prag seit vergangenem Sonntag sendet. Das hat Herrn Konopka sehr gut gefallen und bei uns verhält sich das nicht anders. Ich habe mich mit Herrn Konopka über die Veränderungen hier in der Tschechischen Republik unterhalten, die er sehr aufmerksam verfolgt. Zusammenfassend bewertet er sie folgendermaßen:

Auch ein Jahr kann in der Geschichte eines Landes wie Tschechien, wo sich in den letzten Jahren mehr tut als in den Jahrzehnten zuvor, eine lange Zeit sein. Doch Herr Konopka fühlt sich trotz aller rasch vor sich gehenden Veränderungen hier in Tschechien nicht mehr, wenn er aufs Neue anreist, da er durch unsere Sendungen gut informiert ist:

An dieser Stelle verabschieden wir uns von Andreas Konopka und gehen zu unserer Postmappe über, die erwartungsgemäß zu einem großen Teil mit Ihren Anmerkungen zum Thema Temelin gefüllt war. Wir zitieren Lothar Rinck aus Hamburg:

"Ihr Temelin-Problem an der österreichischen Grenze ist im Grunde genommen wohl nur ein Oberflächen-Problem. Soweit ich aus Ihren Sendungen herausgehört habe, will Ihr Land die Sicherheit gewährleisten, aber keine westlichen Ausländer als Kontrolleure zulassen. Der Westen ist skeptisch, weil der AKW-Lieferant ein Ost-Lieferant war. Tschechien hat sehr viel Geld investiert. Ideal wäre für den Westen, Tschechien reißt alles ab und bestellt ein westliches AKW. Und das würde natürlich nur mit Krediten, auch aus dem Westen, gebaut. Ideal - für den Westen!".

Soweit Herr Rinck aus Hamburg. Auch die zweite Meinung, die uns via e-mail von Josef Steininger zukam, lässt Kritik am umstrittenen AKW erschallen und ist im Wortlaut an die verantwortlichen Betreiber und Politiker gerichtet:

"Es ist traurig, dass ihr technologisch veraltetes und problematisches AKW so rücksichtslos in Betrieb gegangen ist. Persönlich hätte ich mir gedacht, dass seit der neuen Regierungsbildung dem Volk mehr Rechte zugestanden werden würden. Leider macht sich hier der ´noch nicht beendete Kommunismus´ wieder stark bemerkbar. Sogar die Meinung der friedlichen Nachbarn - der Österreicher - wurde jahrelang, jahrzehntelang ignoriert und boykottiert. Wann lassen sie Ihrem Volk das versprochene Recht?"

Soweit die an die verantwortlichen Politiker und Betreiber von Temelin gerichtete Frage des Herrn Steininger. Wir möchten nun darauf verweisen, wie wir es bereits in anderen unserer Sendungen getan haben, dass das AKW Temelin zwar ursprünglich nach Plänen der damaligen kommunistischen Regierung der Tschechoslowakei vom Jahre 1980 aus vier Reaktoren sowjetischer Produktion bestehen sollte, dieses Vorhaben aber nie durchgeführt wurde. Nach der samtenen Revolution 1989 hat die neue Regierung nach zahlreichen Verhandlungen beschlossen, mit der Fertigstellung des Baues die amerikanische Gesellschaft Westinghouse zu beauftragen. Und zwar insbesondere deshalb, damit das Atomkraftwerk den internationalen Standards entspreche. Nach Angaben der tschechischen Atomaufsichtsbehörde werden seit 1994 ständig Kontrollen durch eine internationale Kommission am Atommeiler durchgeführt. Wir haben, nachdem sich diese monatelange Angelegenheit aufs Äußerste zugespitzt hat, auch eine Internetseite zu Temelin eingerichtet, wo Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, alle aktuellen Beiträge sowie einen Rückblick in die Geschichte des AKW´s vorfinden.

An dieser Stelle wollen wir noch zwei weiteren Meinungen zum Thema Temelin Raum schenken. Michael Schaetzle aus Stein hat Verständnis für die Besorgnis der Österreicher. Zitat:

"Natürlich sind diese Vorkommnisse für Tschechien bedauerlich und problematisch, allerdings kann man auch die Angst der Anwohner vor dem AKW Temelin verstehen. Kann Ihre Regierung denn für die 100-ige Sicherheit des KKW garantieren? Vor allem verständlich sind die Proteste in Österreich, wo die Bevölkerung in einem Referendum die Kernkraft ablehnte und nun mit einem KKW an der Grenze konfrontiert ist."

Und abschließend Hans Jäkhel aus Altenburg, der im Ausbau der AKW´s den einzig möglichen Weg sieht:

"Proteste aus Österreich und Deutschland, Blockaden an Grenzübergängen zwischen Österreich und der Tschechischen Republik. Das kennzeichnet seit geraumer Zeit die Situation, den Streit der Protestierenden, die Vorbereitungen auf der anderen Seite um das AKW Temelin. Was blieb eigentlich den Verantwortlichen in ihrem Lande anderes übrig, als das Kraftwerk weiterzubauen."

Auch wenn wir Fälle aus der Geschichte kennen, in denen die Bürger mittels eines Referendums ihr Nein zum fertiggestellten AKW sagten, ist es in Tschechien nicht gelungen, eine Volksabstimmung durchzusetzen. Das AKW wurde nach einem endgültigen Beschluss der Regierung vom Mai vergangenen Jahres fertiggestellt und wird in diesen Wochen systematisch in Betrieb genommen. Dass die Reaktionen auf die Inbetriebnahme alles andere als positiv sind, können Sie nicht nur unserer Berichterstattung entnehmen.