Hörerforum

Im heutigen Hörerforum zitieren wir wieder aus der Post unserer Hörer. Als Themen spielen dabei das Massaker in Beslan, die europäische Integration sowie die deutsche Rechtschreibreform eine markante Rolle.

Beslan  (Foto: CTK)
"Es ist eine Tragödie, die Terroranschläge haben eine neue Dimension erreicht, nun sind auch die Kinder Opfer der Geiselnehmer. Wir leben in einer schlimmen Zeit, und es besteht für uns die Gefahr, dass wir abgestumpft und unsensibel werden. Eine Patentlösung gegen den Terror gibt es sicherlich nicht, ich bin aber ganz sicher, dass weniger die unterschiedliche Religionszugehörigkeit, sondern mehr die soziale und wirtschaftliche Unzufriedenheit und Ungerechtigkeit eine große Rolle spielen. Unsere Politiker sind längst überfordert, ich denke, dass wir in Zukunft eine große Portion Freiheit einbüßen müssen, weil Überwachung und Kontrolle eine Maßnahme zur Vorbeugung gegen den Terror sein werden."

Diese, seine Meinung sandte uns Heinz-Günter Hessenbruch aus Remscheid, der noch spürbar mit dem Schock der Wort- und Bildnachrichten, die uns die vergangenen Tage aus dem kaukasischen Beslan erreichten, zu kämpfen hatte. Leider sind sie noch sehr junge Realität, und so haben wir die nachdenkliche Zuschrift von Herrn Hessenbruch auch an den Anfang unserer heutigen Sendung gestellt. Doch natürlich äußerten sich unserer Hörer auch noch zu anderen Themen. Herr Thomas Kubaczewski aus Berlin zum Beispiel schrieb uns:

"Gern höre ich Ihre deutschsprachigen Auslandssendungen, insbesondere in Bezug auf das Zusammenwachsen unter einem (neuen) Dach in Europa. Ich bin froh, Meinungen und Stimmungen aus tschechischer und polnischer Sicht dank Ihrer Sendungen zu hören, aufzunehmen und zu vergleichen. Hinzu kommt, dass ich auch gern diesbezügliche Vorträge der Evangelischen Akademie zu Berlin höre, denn ich will auch nicht nur meine eigene deutsche Meinung verarbeiten und verbreiten. Meine Frau Elisabeth und ich sehen das Positive, aber vergessen und übersehen das Negative nicht - dies ist für uns beide das beste Programm, geradeaus in eine gute gemeinsame europäische Zukunft zu gehen."

Das ist eine sehr begrüßenswerte Einstellung, Herr Kubaczewski, denn das gegenseitige Informieren und Austauschen von Meinungen zwischen den Nachbarn, auch oder gerade weil sie eine andere Sprache sprechen, ist in der Tat der erste Schritt in eine gemeinsame europäische Zukunft. Herr Marcel Goerke aus Eschweiler wiederum hat sich mit der in unseren letzten beiden Sendungen entfachten Diskussion auseinander gesetzt:

Foto: Europäische Kommission
"Sie fragten im Hörerforum, ob die EU nur kapitalistisch geprägt ist, oder ob es noch etwas anderes gibt. Nun, ich denke, es gibt noch vieles mehr. Bedenkt man die verschiedenen Förderprogramme für Studenten und Auszubildende, damit sie einen Teil der Ausbildung im Ausland absolvieren können. Im Moment herrscht zwar ein Preiskrieg vor allem an den deutschen Grenzen zu Polen und Tschechien, aber ich denke, in Kürze werden sich die Preise angleichen und die EU wird wohl in Zukunft auch die Steuersätze angleichen - dies wäre zumindest wünschenswert."

Das ist es in der Tat, doch leider befürchte ich, dass dies eben gerade nicht in Kürze so sein, sondern noch einige Jahre dauern wird. Frau Eva Lohse aus Halle hat diesbezüglich so ihre eigenen Entdeckungen gemacht:

"Uns ist aufgefallen, dass fast genau mit dem EU-Beitritt Ihres Landes die bekannten ausgezeichneten tschechischen Biersorten weitgehend aus den aus dem Westen stammenden Kaufhallen in Halle an der Saale verschwunden sind. Angeblich, weil sie nicht gekauft würden. In der DDR wurden die tschechischen Biere jedoch wie Gold gehandelt und waren schwer zu bekommen. Vermutlich sollte, wie es auch in den neuen deutschen Bundesländern durchgeführt wurde, die östliche Konkurrenz ausgeschaltet werden."

Zur Begründung ihrer Behauptung ließ uns Frau Lohse noch folgendes wissen:

"Ich hatte damals mit verschiedenen Betriebsleitern gesprochen, die bekannte und gern gekaufte Produkte herstellten. Sie mussten viel Geld bezahlen, damit diese Produkte in das Sortiment der Ketten aufgenommen wurden. Von deren Seite hielt man jedoch die Ostwaren unter dem Tisch in der Ecke versteckt und die Ostprodukte wurden nicht gekauft, so dass die betreffenden Betriebe in die Insolvenz getrieben wurden. Wir hoffen, dass es Ihrem Land gelingt, sich gegen solche Machenschaften zu wehren."

Womit wir wieder beim Thema wären: Inwieweit wird belebende Konkurrenz in Europa tatsächlich gewünscht, inwieweit finden hingegen erbitterte Markt- und Verdrängungskämpfe statt? Ich merke schon, dieses Thema wird uns noch einige Zeit beschäftigen.

Nach soviel Wirtschaft und Politik, die mit ihr betrieben wird, wenden wir uns nun einem Thema zu, das derzeit ganz besonders die Gemüter in Deutschland erregt. Zitieren wir dazu zunächst aus der Zuschrift von Stefan Peßler aus Wimmelburg:

"Interessant fand ich in Ihrer Sendung das Gespräch mit dem Direktor des Vitalis Verlages, vor allem seine Haltung gegenüber der Rechtschreibreform. In Deutschland geht es zurzeit in der Diskussion um Annahme oder Ablehnung der Reform heiß her, und die Argumente überschlagen sich. Ich selbst schreibe - wie Sie sehen - nach wie vor nach den alten Regeln, die ich in der Schule gelernt habe und mit denen ich bisher gut zurechtgekommen bin. Wie für Herrn Salfellner gab es auch für mich keinen besonderen Anlass, an den Schreibregeln etwas zu ändern. Bisher nahm ich aber an, dass im Ausland die Befürworter der Reform überwiegen würden. Umso überraschender war es für mich zu erfahren, dass bei unseren europäischen Nachbarn etwa Verlage wie der Vitalis Verlag gänzlich an der herkömmlichen Schreibweise festhalten."

In die gleiche Kerbe wie Herr Peßler schlägt auch Horst Krüger aus Hannover, der uns zum Thema Rechtschreibreform mitteilte:

"Ihr Kommentar zur Reform der deutschen Rechtschreibung war Balsam für mich. Aber kommen Sie mal gegen die deutsche Reglementierungswut an. Ich werde jedenfalls dieses ganze Theater ignorieren. Darf ich doch wohl auch in meinem Alter, oder?"

Nun, Herr Krüger, Ihr Alter kennen wir zwar nicht, aber es ist Ihr demokratisches Recht, dass Sie auch zu solch einem grundsätzlichen Thema Ihre Meinung frei äußern. Nur einige Kilometer von Hannover entfernt hat das auch Engelbert Borkner aus Hildesheim getan:

"Es ist wahrhaftig ein Trauerspiel um die deutsche Rechtschreibreform. Eigentlich war alles so gut wie beschlossen. Aber jetzt scheren schon wieder einige aus der Reihe der Befürworter aus. Ehrlich gesagt war ich doch etwas überrascht, dass die Rechtschreibreform auch in Tschechien größere Aufmerksamkeit hervorgerufen hat. Im Nachhinein ist es mir klar, denn wer Germanistik studiert, muss auf dem Laufenden bleiben, sonst ist er weg vom Fenster. Was meine Person betrifft, werde ich in den Grundzügen die alte Schreibweise beibehalten, aber auch neue Elemente mit einbauen. Somit entsteht ein Kauderwelsch zwischen alter und neuer Schreibweise."

Hört, hört, hier hat man sich vermutlich in Deutschland noch ein weiteres Problemfeld zusätzlich aufgebürdet, und das obwohl die innere Wiedervereinigung, die Situation am Arbeitsmarkt und die inzwischen auch demonstrativ umkämpfte Neuregelung der sozialen Systeme eigentlich schon viel Kraft und Anstrengungen kosten. Und um dieses Thema für heute abzurunden, hier noch die Auffassung von Werner Morr aus Unna:

"Meine Meinung zur Rechtschreibreform in Deutschland ist: Es sollte alles so bleiben, wie es in den letzten Jahren schon war. Das Einzige, was man erneuern kann: Alle Wörter, außer Namen von Städten, Ländern und dergleichen sowie Eigennamen sollten klein geschrieben werden, so wie das in der englischen Sprache der Fall ist."

Mit der Debatte über die deutsche Rechtschreibreform haben wir unser Zeitkontingent schon fast überschritten. Daher zum Abschluss nur die kurze Antwort auf die Frage von Bernhard Westhölter aus Wermsdorf:

"Hat Radio Prag ein Maskottchen?"

Nein, so etwas haben wir (noch) nicht, Herr Westhölter. Dafür haben wir Stationswimpel und andere kleine Souvenirstücke, die wir auf Nachfrage gern weiterreichen. Aber vielleicht hätten ja unsere Hörer Vorschläge parat, falls Sie sich ein Radio-Prag-Maskottchen wünschen und vorstellen könnten, wie dieses dann aussehen sollte. Ihre mögliche Vorstellung dazu würde uns schon interessieren. In diesem Sinne: Auf ein Wiederhören, heute in 14 Tagen!