"Brief der Hundert": Havel fordert von Klaus Druck auf Putin

Präsident Vladimir Putin (Foto: CTK)

In weiten Kreisen des Auslands wird der autoräre Weg Russlands nach der Tragödie von Beslan mit Sorge betrachtet. Hundert einflussreiche Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens unterzeichneten daher einen offenen Brief, in dem sie die Politik von Präsident Putin, aber auch die nachgiebige Haltung der westlichen Staaten scharf kritisieren. Zu den Unterzeichnern gehört auch der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel. Mehr zu diesem Thema von Thomas Kirschner.

Präsident Vladimir Putin  (Foto: CTK)
Die Maßnahmen der russischen Regierung nach dem Geiseldrama von Beslan gefährden die demokratische Entwicklung des Landes, Putin nutze die Tragödie um die Demokratie zu untergraben, die Pressefreiheit systematisch einzuschränken, willkürlich politische Gegner einzusperren und Führer von Nichtregierungsorganisationen zu verfolgen und festzunehmen. Dies sind die Hauptvorwürfe an die Adresse von Vladimir Putin aus dem sogenannten "Brief der Hundert", der am Mittwoch veröffentlich und an alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs der NATO-Staaten geschickt wurde.

Zugleich kritisiert der Brief aber auch die nach Ansicht seiner Unterzeichner zu verständnisvolle Haltung des Westens gegenüber Russland. Die Demokratie dürfe in Europa nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. In dem in tschechischen Zeitungen veröffentlichten Dokument heißt es unter anderem:

"Die westlichen Führer müssen erkennen, dass ihre gegenwärtige Strategie gegenüber Russland versagt. Unserer Politik ist es nicht gelungen, einen Beitrag zu einem demokratischen Russland zu leisten (...). Jetzt ist der richtige Moment, um aufs Neue darüber nachzudenken, welche Haltung wir zu Putins Russland einnehmen wollen. Wir sollten uns klar auf die Seite der demokratischen Kräfte in Russland stellen."

Ex-Präsident Vaclav Havel
Zu den insgesamt hundert Unterzeichnern aus Politik und öffentlichem Leben gehören so anerkannte Persönlichkeiten wie der schwedische Ex-Premier Carl Bildt, der ehemalige US-Gesandte Richard C. Holbrooke oder der ehemalige polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski. In Tschechien schloss sich Ex-Präsident Vaclav Havel dem Brief an. Nach den Worten seines Sekretärs Jakub Hladik identifiziere sich Havel mit dem Inhalt des Briefes so sehr, dass ihm nichts anderes blieb, als zu unterschreiben.

Staatspräsident Vaclav Klaus, der gerade auf einem Staatsbesuch in Spanien weilte, wollte sich zunächst weder dazu noch zu dem Inhalt des Briefes äußern. Dies berichtet der Korrespondent des Tschechischen Rundfunks Jiri Hosek aus Madrid:

"Vaclav Klaus sagte: ´Ich habe von dem Brief nicht ein einziges Wort gelesen, ein Kommentar zu diesem Zeitpunkt würde also nur zeigen, dass es überflüssig ist, die Petition zu lesen.´ Der tschechische Präsident glaubt aber, dass die Petition Grund gibt, ernsthaft darauf zu antworten. Zugleich wolle er aber die Situation in Russland nicht vereinfachen und sie nach den Schlagzeilen der Zeitungen beurteilen."

Auch von Seiten der tschechischen Regierung liegen derzeit noch keine Stellungnahmen zu dem offenen Brief vor.