Erste Kindergruppe aus Beslan beendet Erholungsaufenthalt in Tschechien

Kinder aus Beslan (Foto: Libor Kukal)
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Am Mittwoch beendet die erste Gruppe von Kindern aus Beslan in Nordossetien ihren vierwöchigen Erholungsaufenthalt in Tschechien. Es handelt sich um eine Gruppe mit 43 russischen Kindern, von denen die Mehrheit einen ihrer Nächsten bei dem im September auf ihre Schule verübten Terrorangriff verloren hat. Mit welchen Eindrücken die durch die Gewalttat in einem mehr oder minder starken Trauma lebenden Kinder am Mittwoch in ihre Heimat zurückfliegen und was sie an ihren abschließenden Tagen in Tschechien noch erleben werden, das erfahren Sie im Beitrag von Lothar Martin.

Kinder aus Beslan  (Foto: Libor Kukal)
Die 43 Kinder aus Beslan und 30 ihrer Eltern wurden für die bisherige Zeit ihres Aufenthalts in Tschechien im Karlsbader Sanatorium Mánes untergebracht. Das Kurhaus war vom tschechischen Gesundheitsministerium mit Rücksicht auf dessen langjährigen Erfahrungen mit der Behandlung kleiner Patienten und die entsprechende Ausstattung ausgewählt worden. Und diese Einrichtung hielt auch alles, was sie versprach. Neben entspannenden Wasserkuren, Schwimmen, Gymnastik und therapeutischem Reiten wurden mit den Kindern und Eltern auch mehrere Ausflüge in die Umgebung der Kurstadt durchgeführt. Sehr angetan waren die Kinder zum Beispiel vom Besuch des Schwimmbades in Sokolov/Falkenau oder von der Burg Loket/Ellbogen. Am Heilig Abend erlebten sie unterm Weihnachtsbaum eine typische tschechische Bescherung mit Geschenken, paniertem Karpfen und Kartoffelsalat. Nach so vielen positiv erlebnisreichen Eindrücken ist es nicht verwunderlich, wenn sich die Kinder aus Beslan allesamt zufrieden äußerten, in etwa so wie dieser kleine Steppke:

"Es gefällt mir hier gut, die Stadt ist sehr schön, daher habe ich auch keine Lust, von hier wegzufahren. Es ist wirklich ausgezeichnet. Es gefällt uns alles hier."

Kinder aus Beslan  (Foto: Libor Kukal)
Die Stunde des Abschieds rückt allerdings immer näher. Als krönenden Abschluss dieses Erholungsaufenthaltes haben sich die tschechischen Gastgeber jedoch noch ein besonderes Bonbon für die Kinder aus Beslan einfallen lassen: Eine knapp dreitägige Besichtigung der "Goldenen Stadt" Prag. Wie die Direktorin des Sanatoriums, Svatava Lísková, mitteilte, ist das am Montagnachmittag mit einer Stadtrundfahrt beginnende Programm nicht allzu anstrengend für die jungen Racker:

"Am 28. Dezember wollen sie dann einen freien Tag für sich haben, damit sie in Prag Einkäufe vornehmen können. Dieser Tag endet am Abend mit einem großen gemeinsamen Abschiedsessen, an dem auch Eltern und Verwandte aus Nordossetien teilnehmen werden. Am 29. Dezember besuchen wir noch die Prager Burg einschließlich des Goldenen Gässchens und der St.-Veitskathedrale, gehen danach zum Mittagessen in das Strahov-Kloster und am Nachmittag fahren wir dann zum Flughafen Prag-Ruzyne, von wo aus die Kinder wieder nach Hause fliegen."

Kinder aus Beslan  (Foto: Libor Kukal)
Svatava Lísková zeigt sich zufrieden mit dem vierwöchigen Aufenthalt der vom Terrorakt schwer geprüften Kinder, denn er hatte - so die Direktorin - einen sichtlich positiven Einfluss auf deren psychischen Gesundheitszustand. Daher will die Tschechische Republik von Januar bis März 2005 noch drei weiteren Kindergruppen aus Beslan einen analogen Erholungsaufenthalt in Karlovy Vary/Karlsbad und Umgebung anbieten. Gesundheitsministerin Milada Emmerová wird dazu am Mittwoch Außenminister Cyril Svoboda einen entsprechenden Finanzierungsvorschlag vorlegen. Ihre beiden Ressorts wollen sich nämlich diesbezüglich die Kosten teilen. Das tschechische Außenministerium hatte für den ersten Erholungsaufenthalt der russischen Kinder in Karlsbad ca. 1,8 Millionen Kronen zur Verfügung gestellt.